100. Geburtstag der Kirche Hörschel

Die Kirchgemeinde in Hörschel feiert am 22. und 23. Oktober 2005 den 100. Geburtstag der Hörscheler Kirche. Sehr herzlich lädt der Gemeindekirchenrat Hörschel zu folgenden Veranstaltungen ein:

Samstag, 22. Oktober:
15.00 Uhr – Kirche:
Eröffnung und Grußworte zum Jubiläum
Vortrag von Manfred Kaiser zur Geschichte Hörschels

16.00 Uhr – Gasthaus «Tor zum Rennsteig»
Kaffee und Kuchen

17.30 Uhr – Kirche
Konzert mit dem Streichquartett «Divertimento» und KMD Ekkehard Knechtel (Orgel)

anschließend – Gasthaus «Tor zum Rennsteig»
Abendbrot und gemütliches Beisammensein

Sonntag, 23. Oktober:
9.30 Uhr – Kirche
Festgottesdienst
(Predigt: Landesbischof Prof. Dr. Christoph Kähler)

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anschließend – Gasthaus «Tor zum Rennsteig»
«Geburtstagsempfang» mit Sekt

Zur Geschichte der Kirche
Die Vorgängerkirche soll schon um 1530 gestanden haben. Das Dorf Hörschel, erstmals 932 urkundlich erwähnt, war auch Sitz eines Klosterhofes des Benediktinerordens.
Der Mönch Curt Hauser (sein Grabstein ist noch in der Kirche vorhanden), der dort lebte, soll sehr zeitig den Lehren Luthers gefolgt sein. Im Gedenken an den Nürnberger Religionsfrieden und zur Ehre Martin Luthers hatte dieser 1532 eine «Lutherlinde» auf den Dorfplatz gepflanzt. (Diese Linde musste 1959 auf Geheiß der SED-Behörden gefällt werden, weil sie der Straßenverbreiterung im Wege stand. Eine «Sperrgebiets-Notwendigkeit», um die Kasernen im Grenzgebiet mit schweren Militärautos besser erreichen zu können.)
Über Curt Hauser weiß man nicht sehr viel – aber er soll sein Vermögen der Kirchgemeinde vermacht haben. Seine Nachfahren Johann und Amelia Hauser sind die Stifter des Taufsteines (1622), der jetzt das Wertvollste und mit dem Hauser-Grabstein auch das älteste Stück in der Kirche ist.
Die Kirchgemeinde war Ende des 19. Jahrhunderts vermögend genug, um für (ca. 38000 Reichsmark), den dringend nötigen Kirchenneubau zu verwirklichen.
Von 1904 bis 1905 (Einweihung der Kirche war der 22.10.1905) wurde die neue Kirche errichtet. Baumeister war der bekannte sächsische Baurat Theodor Quentin aus Pirna. Die Hörscheler Kirche ist sein letztes Bauwerk. Er verstarb sehr plötzlich im März 1905 dreiundfünfzigjährig in Neuenhof – hat also die Einweihung der Kirche nicht mehr erlebt.
Die Einweihung selbst fand im Beisein des Großherzogs statt.
Die alte Kirche wurde auf Abriss verkauft. Auf deren Platz steht heute die Dorflinde, die 1913 gepflanzt wurde.
1932 beging man mit großen Feierlichkeiten den 1000. Geburtstag der Gemeinde und den 400. der «Luther»-Linde. Die neue Kirche war Mittelpunkt des Festes.
Am 1. April 1945 wurde das Dorf Hörschel, einst eines der schönsten Fachwerkdörfer in Thüringen, zu 75 % durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstört. Der hohe schlanke Kirchturm fiel diesem Angriff ebenfalls zum Opfer.
In den Jahren nach dem Krieg haben die Hörscheler versucht, ihr Dorf wieder aufzubauen und auch ihre Kirche. Die Not der Zeit, eine wenig kirchenfreundliche Regierung und die Tatsache, dass Hörschel von 1952 bis 1989 im Sperrgebiet lag, ließen in vielen Fällen nur das Errichten von Provisorien zu. Und diese hatten Bestand….
Der Schaden an der Kirche wirkte sich aus – durch die Partnerschaft zur Stuttgarter Gemeinde Weilimdorf konnte zwar (und meist auf nicht ganz DDR-legalem Wege) das dringend nötigste Material besorgt werden, aber an größere und umfassende Sanierungsmaßnahmen oder gar Rekonstruktion war nicht zu denken.
Seit 1995 begann der damals neu gewählte Gemeindekirchenrat, die Sanierung konkret in die Hand zu nehmen. Und dass, obwohl die Gemeinde damals ohne eigenen Pfarrer war!
Über Denkmalpflege und Dorferneuerung, mit Hilfe von Zuschüssen aus dem Kreiskirchenamt und der Stadt Eisenach, mit Spenden der Einwohner, Erlösen aus vielen Benefizkonzerten und auch Lottomitteln wurde es möglich, zunächst das Innere der Kirche zu sanieren und zu rekonstruieren.
Putz und Stuck, die von den Wänden fielen, eine kaputte Außentreppe, eine vom großen Hausbock zerfressene Eingangstür, desolate Elektroleitungen, reparatur- und restaurierungsbedürftige Altarfenster, eine nicht spielbare Orgel – das war der Zustand damals, den man nun nur noch von Fotos kennt.
Über fünf Jahre bis 1999 ist das meiste davon wieder in Ordnung gebracht worden.
Über 100000 DM hat die Kirchgemeinde dafür ausgegeben, ohne einen Pfennig Schulden zu machen oder Kredite aufzunehmen.
Die Kirche im Inneren hat ihre alte Schönheit fast wieder erreicht. Die Altarfenster sind restauriert; die Elektroleitung entspricht den modernen Erfordernissen. Die Außentreppe ist repariert, die Eingangstür wurde neu gebaut, trägt aber die alten Beschläge. Die Orgel wurde im Dezember 1999 mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht.
Seither wurden alle Anstrengungen unternommen, um endlich das Turmprovisorium zu ersetzen. Auch das Dach muss nun saniert werden. Die Preolitschindeln, die Mitte der achtziger Jahre auf das Schiffdach gekommen sind, haben das Ende ihrer Haltbarkeit erreicht.
Über das Landesprogramm zur Städtebauförderung sind für die Turmrekonstruktion Ende Oktober 2004 42000 € bewilligt worden. Davon waren ca. 11000 € Mitleistungsanteil der Stadt Eisenach. Die Kirchgemeinde hat 1000 € hierzu beigesteuert. Nicht in dieser Förderung enthalten waren die Kosten für Rekonstruktionsarbeiten am Glockenstuhl und an der Uhr. Hierfür ist ebenfalls die Kirchgemeinde zuständig.
Für 2005 war ein weiterer Antrag gestellt worden für den 2. Bauabschnitt zur Sanierung des Daches und der Verschieferung von Turm und Dach. Dieser Antrag wurde leider abgelehnt.
Inzwischen wurde dieser Antrag für 2006 erneut gestellt. Die Kirchgemeinde hofft auf einen günstigen Bescheid und damit das Ende einer sechzigjährigen Geschichte von Provisorien.
Dennoch lassen die Gemeindeglieder diese Zeit nicht nutzlos verstreichen. Inzwischen wurde vor allem in ehrenamtlicher Arbeit der Glockenstuhl saniert und eine ordentliche Auflage aus Eichenholz eingebracht.
Eigentlich sollte zum 100. Geburtstag am 22. Oktober 2005 und zum Festgottesdienst am 23.10.2005 unsere Kirche wieder ein so schönes Bild abgeben wie vor 100 Jahren – das wird nicht ganz gelingen – aber die Kirchgemeinde wird weiter auf dieses Ziel hinarbeiten.

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