Bischof Kähler zum Weihnachtsfest

«Jesus war nicht aus gutem Hause. Die Weihnachtsgeschichte erzählt von der Geburt in einem Stall. Dieser Stall von Bethlehem war für Menschen wenig komfortabel und es hat vermutlich nicht gut gerochen. In diesen einfachsten Verhältnissen geht es wirklich nur um das Kind in der Futterkrippe und die Menschen, die sich hier begegnen. Es kommt eben in unserem Leben nicht auf die vielen Dinge an, mit denen wir uns umgeben oder nach denen wir verlangen. Weihnachtsgeschenke können und sollen Freude bereiten. Sie können Ausdruck für Liebe sein, aber sie können sie nicht ersetzen. Entscheidend ist, was jeder Mensch unabhängig von seinen materiellen Verhältnissen und Möglichkeiten schenken kann: Zuneigung. Die erfahrene und selbst geschenkte Liebe macht unser Leben reich. Der Blick in den Stall von Bethlehem führt uns zu dem Wesentlichen, nämlich Menschen mit den Augen Gottes zu sehen – als Menschen, unabhängig von Stellung und Leistung. Gott macht alle Menschen zu Schwestern und Brüdern. Das ist die unendliche Hoffnung, die in einem Stall zur Welt kam.

Auf dieser Botschaft basieren unsere Verfassungen und Rechtsordnungen, unsere Sozial- und Bildungssysteme. Oft erleben wir eine Realität, die diesen Anspruch vermissen lässt. Zu Weihnachten werfen wir einen Blick in den Bethlehems Stall. Es ist zugleich die Erinnerung daran, dass unsere Gesellschaft der Gerechtigkeit verpflichtet ist. Geben wir diese Erinnerung auf, verlieren wir die Orientierung und den Boden unter den Füßen. Das Kind in der Krippe in einem Stall schenkt uns Hoffnung auch unter ungünstigen Bedingungen. Daher dürfen wir den Stall nicht schöner malen als er ist. Wir dürfen aber unsere Erwartungen himmelhoch stecken.»

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