Evangelische Kirchengemeinden feiern am 31. Oktober Reformationstag

Der Reformationstag am 31. Oktober wird im gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und Festen gefeiert. Landesbischöfin Ilse Junkermann wird in drei Gottesdiensten in Thüringen predigen: Im Kantatengottesdienst in der Erfurter Augustinerkirche (Beginn 9.30 Uhr), zum Reformationstreffen in der Kirche in Haussömmern (Beginn 14 Uhr) und zum Gottesdienst auf der Eisenacher Wartburg (Beginn 18 Uhr).

Das Erfurter Augustinerkloster hat als bedeutsamer Lutherort zum Reformationstag wieder ein abwechslungsreiches Programm im Angebot. Beginn ist mit einem Kantatengottesdienst mit Predigt von Ilse Junkermann sowie Musik von Solisten, der Augustiner-Kantorei und dem Andreas Kammerorchester unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Dietrich Ehrenwerth. Um 12 Uhr wird die Georgenburse eröffnet. Von 13 bis 16 Uhr beginnen stündlich Führungen durch das Kloster. Die Premiere für das Theaterstück „Luther läuft“ mit Annette Seibt und Reiner Gabriel sowie dem Musiker Werner Brunngräber wird um 15 Uhr in der Augustinerkirche gefeiert. Im Anschluss findet ein Empfang statt. Um 17.15 Uhr schließt sich in der Augustinerkirche ein Orgelkonzert an: Ekkehard Fellner spielt „Musik von 1517 bis zur Wende“. Zum Abschluss ist ein Ökumenisches Abendgebet geplant.

In der Reihe „Zeitsignale am Reformationstag“ geht es in der Weimarer Herderkirche um das Thema „Aufarbeitung, Gerechtigkeit, Versöhnung“. Ulrike Poppe, Bürgerrechtlerin und Stasi-Beauftragte des Landes Brandenburg, diskutiert mit Michael Haspel, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, über den Umgang mit Menschen, die am DDR-Unrecht beteiligt waren – in staatlichen und gesellschaftlichen Positionen, als offizielle oder inoffizielle Mitar¬beiter der Stasi. So wird es beispielsweise um die Frage gehen, ob Christen vorbehaltlos Versöhnung betreiben sollen, oder ob erst aufgearbeitet, Schuld bekannt und juristisch Gerechtigkeit geschaffen werden soll.

Das Reformationstreffen in Haussömmern (Unstrut-Hainich-Kreis) beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche mit Predigt von Landesbischöfin Ilse Junkermann und Musik vom Bad Tennstedter Posaunenchor. Anschließend wird zum Kaffeetrinken mit Verkauf von fair gehandelten Waren eingeladen. Um 16 Uhr hält Pfarrer i. R. Christian Führer einen Vortrag zum Thema „Friedliche Revolution und Deutschlands Einheit – Anstiftung zum Weitergehen“. Aus den umliegenden Orten fahren Busse zu dem Treffen.

Im Lutherstammort Möhra (Wartburgkreis) wird um 13 Uhr zu einem Gottesdienst mit Predigt von Superintendent Ulrich Lieberknecht eingeladen. Ganztägig wird hier das Pummpälzfest mit Wanderungen und Mittelalterlichem Marktreiben gefeiert. Pfarrer i. R. Christoph-Martin Neumann lädt um 16 Uhr zu einem Konzert im Dorfgemeinschaftshaus ein.

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Im Kloster Volkenroda findet unter dem Motto „Finito!“ der Ökumenische Abschluss der Saison mit einem Gottesdienst im Christus-Pavillon statt (15 Uhr). Am Ende werden die Tore des Pavillons bis zum Frühjahr verschlossen.

In Heiligenstadt wird Pastorin Birgit Pötzsch in einem Regionalgottesdienst in der Kirche St. Martin für die Arbeit in Matema in Tansania ausgesandt. Sie soll vier Jahre im Auftrag der EKM an der Bibel- und Handwerksschule arbeiten. Betreut wird sie vom Leipziger Missionswerk. Nach dem Gottesdienst wird zu einem Imbiss und Begegnungen ins Gemeindehaus eingeladen.

In Lutherstadt Wittenberg kommen zum Reformationsfest rund 500 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus ganz Deutschland zum „Lutherspaß“ unter dem Motto „Don’t worry!“ zusammen. Höhepunkte des Konfirmandentreffens sind der Jugendgottesdienst am Reformationstag und der anschließende große Umzug durch die Wittenberger Altstadt bis zur Schlosskirche. Vor der historischen Thesentür werden die Konfirmanden vom Luther-Beauftragten des Rates der EKD in Wittenberg, Prälat Stephan Dorgerloh, begrüßt und anschließend von Landesjugendpfarrerin Dorothee Land gesegnet und verabschiedet.

Laut Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen.

Die Reformation hatte weitreichende Folgen. So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten können sowie Mitglied der Kirchenleitung sind. Außerdem werden Frauen zu Pastorinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlang Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.

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