Evangelische Kirchengemeinden in Thüringen feiern Reformationstag

Der Reformationstag am 31. Oktober wird von den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen, Wanderungen, Theaterspiel und Festen gefeiert.
Ein MDR-Rundfunkgottesdienst aus Stotternheim bei Erfurt mit Einführung neuer Gemeindekirchenräte beendet die Kampagne „Sie haben die Wahl“ (10 Uhr, Kirche). Landesbischöfin Ilse Junkermann hält die Predigt, ebenso wie im Gottesdienst auf der Eisenacher Wartburg (18 Uhr).

Außergewöhnlich wird der Reformationstag im Kirchenkreis Mühlhausen begangen: Ein Ökumenischer Pilgerweg vereint katholische und evangelische Christen. Beginn ist um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche auf dem Hülfensberg mit Predigt eines evangelischen Pfarrers. Danach gibt es Reformationsbrötchen und Suppe. Von der katholischen Wallfahrtsstätte startet dann der 14 Kilometer lange Pilgerweg. An drei Andachtsstationen wird für die Erneuerung der Kirchen gebetet, verantwortlich sind die Franziskanermönche des Klosters auf dem Hülfensberg. Gegen 15.30 Uhr ist die Abschluss-Andacht in der evangelischen Diakonie-Altenpflege-Einrichtung Kloster Zella mit einem katholischen Pfarrer geplant, danach wird zum geselligen Beisammensein in der Klosterklause eingeladen. Reformationstagsbrötchen gibt es auch nach den Gottesdiensten in Kirchengemeinden in und um Mühlhausen. Damit wird ein in Mitteldeutschland verbreiteter Bäcker-Brauch aus dem 17. Jahrhundert aufgenommen: Die Brötchen aus einem Stollenteig haben die Form der Lutherrose.

In der Reihe „Eisenacher Predigten zur Lutherdekade“ predigt Josef Freitag aus Erfurt (10 Uhr, Nikolaikirche). Der Professor für Dogmatik an der Universität Erfurt war unter anderem Theologischer Berater der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Im Erfurter Augustinerkloster als bedeutsamem Luther-Ort beginnt das Programm zum Reformationstag um 9.30 Uhr mit einem Kantatengottesdienst mit Abendmahl mit Musik von der Augustinerkantorei, dem Andreas Kammerorchester und Solisten. Um 13, 14 und 15 Uhr wird zu Führungen eingeladen, in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums sind Drucke zum Jahresthema 2014 der Lutherdekade „Reformation und Politik“ ausgestellt. Eine Spezial-Klosterführung zur Reformationsgeschichte wird um 14 Uhr angeboten, um 16 Uhr gibt es einen Vortrag „Luther und die politischen Umstände seiner Zeit“. Es folgen ein Orgelkonzert mit Ekkehard Fellner (17.15 Uhr, Augustinerkirche) sowie ein Ökumenisches Abendgebet (18 Uhr) mit Prof. Benedikt Kranemann (Universität Erfurt) und Augustinerpfarrerin Irene Mildenberger.

Anlässlich des Jubiläums 300 Jahre Neubau der Jakobskirche wird in Weimar zu einer Luther-Tischrede unter dem Motto „Er nymbt kein Blat furs Maul“ und einem Festschmaus eingeladen (17 Uhr, Jakobskirche). Im Kirchenschiff ist eine Festtafel aufgebaut. Christian Klischat, Artist in Residence, spielt Luther als Prediger, Sänger, Literat, und vor allem als Mensch voller Lust und Liebe, Not und Zorn, Angst und Hoffnung. Im Weimarer Herderkirchzentrum ist in der Reihe „Zeitsignale zum Reformationstag“ ein Vortrag „Lebendigkeit und Kraft zum Wirken“ über die Bedeutung Martin Luthers für das Wirken Johannes Falks geplant (19.30 Uhr).

Der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Jena zeigt das szenische Theaterstück „Aus Liebe zur Wahrheit: Luther versus Albrecht incognito“ in der Stadtkirche St. Michael in Jena (16 Uhr). Das fiktive Treffen von Kontrahenten der Reformation, Martin Luther und Kardinal Albrecht, wird von den Schauspielern Hilmar Eichhorn, Reinhard Straube und Franz Sodann in Szene gesetzt. Begleitet werden sie von drei Musikern mit extra komponierten Interventionen nach Liedern von Martin Luther.

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Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ ist in Greiz in der Stadtkirche St. Marien zu hören (17 Uhr). Kantatengottesdienste werden am Reformationstag in Erfurt, Weimar und Meiningen angeboten. Ein Gottesdienst mit Kirchenmusik (Werke von Michael Praetorius, Johann Sebastian Bach, Johann Ringk, Johann Georg Herzog, Max Reger und Kantor Friedemann Fischer) findet in Ziegenrück/Thür. statt. In der Apfelstädter St. Walpurgis-Kirche spielt das „Corps de Musique“ ein Konzert anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ensembles. Im Diakoniezentrum Bethesda Eisenberg wird das Clownstheaterstück „Die Schöpfung“ aufgeführt: Clown Leo erzählt und erlebt die Schöpfungsgeschichte mit allerlei Komik und Musik zum Sehen, Hören und Mitmachen.

Im Lutherstammort Möhra findet das Pummpälzfest mit Wanderungen, Nordic Postkutsch-Fahrten, Theater-Aufführungen und Reformationsmarkt statt. In der Lutherkirche wird zum Kirchglockenläuten, Bänkelgesang und Lutherliedern sowie weiteren Konzerten und einem Festgottesdienst mit Orgelmusik und Chören (13 Uhr) eingeladen. Das Abschlusskonzert gestalten der Chor „Klangvollk“ und das Vokalensemble „Viva la Musica“ (15 Uhr).

Das regionale Reformationsfest der Region Bad Langensalza Ost findet in Mittelsömmern statt. Beginn ist um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche, die Predigt hält Regionalbischof Christian Stawenow. Im Anschluss wird zum gemeinsamen Nachmittag im Saal des „Edelhofes“ eingeladen.

Im Kloster Volkenroda erfolgt unter dem Motto „Finito!“ der Ökumenische Abschluss der Saison mit einem Gottesdienst im Christus-Pavillon (15 Uhr). Am Ende werden die Tore des Pavillons bis zum Frühjahr verschlossen.

Zum öffentlichen Jahresempfang der Evangelischen Kirchengemeinde Altenburg am 30. Oktober wird das Informations- und Kommunikationszentrum am Lutherweg eingeweiht. Im Festgottesdienst am Reformationstag wird die 6. Altenburger Reformationsthese „Reformation ist Politik“ proklamiert.

Laut Überlieferung hat der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen. Die von ihm eingeleitete Reformation hatte weitreichende Folgen. So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten sowie Mitglied der Kirchenleitung sein können. Außerdem werden Frauen zu Pfarrerinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlangte Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.

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