Synode der Thüringer Landeskirche eröffnet

Vor einer nicht rückholbaren Grundsatzentscheidung steht nach Ansicht von Landesbischof Christoph Kähler die Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen angesichts der zur Beschlussfassung anstehenden Föderation mit der Kirchenprovinz Sachsen. Kähler warb in seinem Bischofsbericht zum Beginn der vom 25. bis 28. März in Eisenach tagenden Synode für eine Kirchenföderation in Mitteldeutschland. Dabei skizzierte er die Situation der Thüringer Landeskirche, auf die sie sich einstellen müsse: «Die Entwicklungen, die wir jetzt bereits erkennen, werden zu einer massiv kleiner werdenden Landeskirche führen.» Für die derzeit 485000 Mitglieder zählende Landeskirche sei ein Rückgang der Mitgliederzahlen um jährlich 10000 prognostiziert. Neben der demografischen Entwicklung würde sich auch die Abwanderung aus den östlichen Bundesländern negativ auswirken.

Kähler setzte sich in seiner Rede kritisch mit drei Modellen für die Zukunft der Landeskirche auseinander: «Zu denken, es kann und wird so weitergehen bis bisher, halte ich für ein völlig illusorisches Modell», sagte Kähler vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen und geringer werdender Finanzkraft. Ein anderes Modell gehe realistisch von einer kleiner werdenden Kirche aus, nehme dies aber in Kauf. Sich in die Situation zu ergeben, würde auch bedeuten, wichtige Arbeitsfelder aufgeben zu müssen, warnte Kähler vor den 66 Kirchenparlamentariern. Als Beispiele nannte er die Seelsorge in Kliniken, die Beratung der Gemeinden, Aktivitäten gegen Gewalt und die evangelischen Schulen. «Die Versuchung kleiner Kirchen besteht darin, zur Uniformität einer Sekte zu tendieren. Ich suche dagegen nach Wegen, die anregende Vielfalt evangelischen Glaubens zu erhalten.»

Die Föderation als drittes Modell sei zwar «ein schwieriger Weg, aber vor dem Hintergrund der schwindenden Mitgliederbasis ein wirklicher Ausweg». Von der Föderation verspreche er sich eine bessere Lösung der Aufgaben, da insgesamt mehr Personal zur Verfügung stehe. Auch das «Erfurtproblem» könne nur mit einer Föderation gelöst werden. So sehe der Föderationsvertrag vor, dass der Bischof der Thüringer Landeskirche die Christen der beiden Föderationskirchen im Freistaat Thüringen vertreten dürfe. Damit könnten Informations- und Abstimmungsprobleme innerhalb der Kirchen verringert und die Durchsetzungskraft im Freistaat vergrößert werden.

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