Wort zum Osterfest von Landesbischöfin Ilse Junkermann

„Wenn wir am Ostermorgen in unseren Kirchen den Altar neu schmücken, dann helfen uns diese Zeichen, Ostern zu verstehen: Das Licht der Kerzen erinnert uns an das Licht des ersten Schöpfungstages. Mit Christus erneuert Gott seine Schöpfung. Er ist der erste, den er aus dem Tod zu unvergänglichem Leben auferweckt. Auch für uns hat Christus die Nacht des Todes überwunden. Er ist das Licht der Welt.

Die Blumen zeigen uns, wie schön Gott die Welt geschaffen hat und wie vielfältig. Völlig ohne Nutzen hat er die Welt so vielfältig geschaffen, rein zu seiner und unserer Freude!

In der Bibel, die wir auf den Altar legen, finden wir die vielen Geschichten, die uns von Gottes Willen und Kraft für das Leben erzählen, für ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden.

Mit dem Brot und Wein, die wir auf den Altar stellen, sind wir hineingenommen in den Weg, den Jesus Christus durch den Tod gegangen ist. In Brot und Wein haben wir Anteil an seinem Tod und an seiner Auferstehung. So ist er mitten unter uns – und ruft uns zur Gemeinschaft derer, die keinem Tod mehr Recht geben, die Leben in Fülle für alle vor Augen haben. Mit einem so geschmückten Altar feiern wir Ostern.

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Jeder Sonntag nach Ostern ist eine Erinnerung an dieses Fest. Jede Woche beginnt mit diesem Festtag über das neue Leben. Das gibt uns Kraft, uns für Leben und Gerechtigkeit einzusetzen und gegen Aussichtslosigkeit und Ungerechtigkeit.

So denke ich an diesem Osterfest besonders daran, dass über ein Fünftel der Kinder in unserer Region in Armut leben. Werden sie gleiche Chancen haben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und sich an ihrem Leben zu freuen? Oder findet die Mehrheitsgesellschaft sich einfach damit ab, dass so viele so wenige Chancen haben? Ostern möge uns Kraft geben für ein Bündnis gegen Kinderarmut!

Und ich denke an diesem Osterfest besonders an die über 1200 Menschen, die allein im vergangenen Jahr zum Teil vor den Augen von Fischern, Hubschrauber- oder Schiffsbesatzungen auf ihrer Flucht im Mittelmeer im Stich gelassen wurden. Die Grenze Europas gleicht einer Festung, uneinnehmbar für Menschen in Not. Zugleich holen wir für unser Wohl-Leben und unseren Hunger Güter aus diesen Ländern, das ist eine Ursache für die Armut dort. Werden sich die Menschen in Europa gegen solche Todeszonen um sie herum endlich entschieden einsetzen? Ostern möge uns die Kraft geben, zu einem Lebenswandel, der auch in anderen Regionen der Welt ein auskömmliches Leben eröffnet!

Ich wünsche allen Menschen in Mitteldeutschland ein frohes Osterfest, das in den Alltag ausstrahlen wird!“

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