Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Gaswerksgelände beginnen am Montag

Rund vier Wochen lang wird eine Fachfirma auf dem ehemaligen Gaswerksgelände arbeiten. Dort werden in einem ersten Schritt zwei Flachgebäude und eine Schornsteinruine abgerissen. Nach dem Abriss ist ausreichend Fläche vorhanden, damit die anliegende Teergrube beseitigt werden kann. Die Maßnahme kostet 228.000 Euro und wird vom Thüringer Umweltministerium gefördert.

Auf dem Gelände des ehemaligen Eisenacher Gaswerkes sind ab Montag, 15. Januar, Bagger bei der Arbeit. An diesem Tag starten die Abrissarbeiten im Bereich der Teergrube. Zwei Flach-Gebäude und eine Schornsteinruine werden abgerissen und entsorgt, damit ausreichend Platz für den zweiten Schritt – das Leeren und Beseitigen der mit Teerrückständen kontaminierten Betongrube – ist. Die Arbeiten werden etwa vier Wochen dauern und vom Umweltamt der Stadt Eisenach begleitet. Die Bauüberwachung übernimmt die Pöyry Deutschland GmbH. Ausführendes Unternehmen ist die UTL Umweltschutz-Transport-Logistik GmbH aus Daasdorf am Berge. Das Unternehmen hat die erforderliche Fachkunde und Leistungsfähigkeit für Arbeiten in kontaminierten Bereichen ebenso wie nachgewiesene Fachkunde im Umgang mit asbesthaltigen Materialen. Es musste nachweisen, dass es vergleichbare Bauvorhaben bereits erfolgreich durchgeführt hat. Sichergestellt ist auch, dass das Unternehmen die kontaminierten Abfälle in speziell dafür zugelassenen Anlagen entsorgt.

Wir sind froh, dass wir in einem ersten großen Schritt die Sanierung des für Eisenach wohl größten Umweltschadens beginnen, freut sich Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Sie hatte erst wenige Wochen zuvor – am 7. Dezember – den Fördermittelbescheid in Höhe von 228.000 Euro des Thüringer Umweltministeriums entgegengenommen. Nur mithilfe dieser Unterstützung können wir mit den Arbeiten so schnell beginnen, richtet Katja Wolf ihren Dank an das Land.

Der jetzt startende erste Bauabschnitt beinhaltet mehrere Teilmaßnahmen. Dazu gehört das Einrichten von Baustelle und Baustraßen auf dem Gelände in der Gaswerkstraße, das Beräumen der zwei Flach-Gebäude und der Schornsteinruine sowie deren Entsorgung, die Demontage von Bauteilen, der Abriss der oberirdischen Bausubstanz bis zur Geländeoberkante, die Trennung der Abbruchmaterialien nach Abfallart sowie die dazugehörige fachgerechte Entsorgung, der Abbruch von Fundamenten und sonstigen unterirdischen Bauteilen (zum Beispiel Installationsschächte), das Verfüllen entstandener Gruben und Wiederherstellungsarbeiten.

So geht es weiter:
Die öffentliche Ausschreibung für den zweiten Bauabschnitt „Entleerung Teergrube“ könnte im ersten Halbjahr 2018 beginnen. Ende des Jahres 2018 (November/ Dezember) könnten die Rückbauarbeiten starten. Wichtig ist, dass die Arbeiten in der kalten Jahreszeit stattfinden. So kann verhindert werden, dass geruchsintensive Gase frei gesetzt werden. Die Teergrube ist die größte Quelle für die Verunreinigung des Bodens und Gewässers auf der Fläche. Diese Grube ist 2009 aufgefunden und freigelegt worden, nachdem sie zuvor mit einem halben Meter Erde und Steinen überdeckt gewesen war. Die Teergrube ist 3,50 Meter tief, acht Meter im Durchmesser und zu nahezu 90 Prozent mit flüssigen und pastösen (breiartigen) Teerrückständen gefüllt. Das Leeren der Teergrube ist technisch sehr aufwendig, da das Grundwasser abgesenkt werden muss. Im März 2019 könnte die Teergrube beseitigt sein. Weiter ginge es mit den Hauptgebäuden der ehemaligen Gasreinigung und Gasaufbereitung sowie der Lagerfläche für verbrauchte Gasreinigermassen.

Im Flächennutzungsplan der Stadt ist das Gelände als Gewerbefläche ausgewiesen. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten – so die Hoffnung der Stadt – ist das Gelände für eine potentielle Nachnutzung deutlich attraktiver. Vorstellbar ist ein Gewerbestandort oder ein Standort für erneuerbare Energien. Dies ist allerdings zuvor in einem Planungsverfahren zu prüfen.

Eisenacher Gaswerk
Seit Dezember 1898 war das zweite Eisenacher Gaswerk in der Gaswerkstraße 9 in Betrieb. Hergestellt wurde zunächst Leuchtgas für Straßenlaternen. Die Einführung des „Kochgases“ führte um 1910 zur Erweiterung des Werkes auf die doppelte Leistung. Gegen Ende der 20er Jahre wurde die bestehende Ofenanlage durch eine moderne Kammerofenanlage ersetzt. Sie ließ eine erhebliche Steigerung der Gasproduktion zu. Das Kochgas wurde aus Steinkohlegas gewonnen. Für den Kohletransport verfügte das Gaswerk über einen eigenen Gleisanschluss. Die Gasproduktion wurde bis zum Mai 1945 eingestellt. In den Betriebsjahren 1950 bis 1969 gab es viele Um-, Neu- sowie Erweiterungsmaßnahmen.  Das Eisenacher Gaswerk stellte 1982 seinen Betrieb ein, die technischen Anlagen waren verschlissen. Die Lage am Stadtrand, mit Gleisanschluss, war für eine Verlagerung des Kohlenhandels günstig. Dieser nutzte das Gelände bis 1992 als Ent- und Umladestation der Kohlezüge. Mit dem Ausbau des Ferngasnetzes und anderer Energieträger war der Bedarf für den Brennstoff Kohle in Eisenach stark rückläufig, der Kohlehandel wurde eingestellt. Als Industrieruine stellt das Werksgelände eine Sanierungsfläche dar. Wegen des fast 100-jährigen Betriebs des Gaswerkes und seiner teilweise immer noch bestehenden Betriebsanlagen ist es auf der Fläche zu massiven Schadstoffeinträgen in Boden und Grundwasser gekommen. Über das Grundwasser haben sich die Schadstoffe ausgebreitet. Die Schadstofffahne reicht inzwischen über das Gaswerkgelände hinaus.