Das Problem ist hausgemacht

Ein Kommentar zur Angst vor Flüchtlingen

Ganze sieben Teilnehmer schafften es am vergangenen Montag zur „Thügida“-Demonstration in die Erfurter Innenstadt, auch Pegidas „Abendspaziergänge“ finden schon seit einiger Zeit nicht mehr in gewohnter Größe statt und von der „Angst vor Überfremdung“ wird oftmals nur noch am Rand der Medien berichtet.

Das heißt aber nicht, dass diese Sorge vieler Bürger nicht mehr existent ist. Denn vor allem auf den kleinen Dörfern sind die Menschen, mit denen die Bewohner der  Großstädte schon jahrelang zusammenleben, oftmals noch fremd. Und wie so oft ist uns das suspekt, was wir nicht kennen. Auch wenn es eigentlich nur Menschen sind, die aus ihrem Land fliehen mussten, weil eine Unterkunft, in der kaum ein Deutscher je eine Nacht verbringen würde eben doch noch sicherer ist als ein Hochhaus, neben dem im Minutentakt die Bomben einschlagen.

Allerdings muss sich auch eingestanden werden, dass das eigentliche Problem um die aktuellen Flüchtlinge ein durchaus hausgemachtes ist, an dem auch wir als Medien nicht unschuldig sind. Denn aufklärend sind wir nur selten aktiv. Sonst wüssten wohl die meisten Menschen, dass es nicht ausreicht nach Deutschland zu kommen und einen Asylantrag zu stellen. Sonst wüssten wohl die meisten Menschen, dass viele Flüchtlinge weniger Geld haben als ein „Hartz IV“-Empfänger. Und sonst wüssten wohl auch die meisten Menschen, dass Flüchtlinge sich in der Regel nur als Gast betrachten und sobald als möglich zurück in ihre Heimat wollen.

Doch sollte man ganz klar unterscheiden zwischen den Menschen, die zuhause von korrupten Beamten verfolgt werden, die im Bürgerkrieg jederzeit eine Kugel in den Kopf bekommen könnten und die oftmals in letzter Minute ihre Heimat verlassen mussten. Und den Menschen, die aus wirtschaftlichen Aspekten in das „reiche Deutschland“ kamen. Die zuhause sonst den Hungertod sterben oder ihre Kinder verkaufen müssten, wenn sie doch überleben wollen.

Aber auch dort trifft der eingangs genannte Satz wieder vollkommen zu: Das Problem ist hausgemacht. Denn zum Einen sind es die westlichen Länder, die sich aus wirtschaftlichen Aspekten überall einmischen und für Gas und Öl Kriege vom Untergrund aus anfachen. Zum Anderen gehören aber auch wir alle dazu, die immer billigere Kleidung und Lebensmittel verlangen und damit vielen Menschen in ärmeren Ländern die Existenzgrundlage entziehen, sodass sie eben flüchten müssen.

Dass eine solche „Aufklärung“ aber die Vorbehalte gegenüber Fremden noch lange nicht aufräumt, das ist durchaus bewusst. Zu tief sitzen die durch rechte Parolen geschürten Ängste vor „Überfremdung“ und „Islamisierung“ – sie gänzlich zu nehmen, da hilft nur ein offener Dialog. Der dann ja vielleicht auch den einen oder anderen Menschen aus der Wartburgregion erkennen lässt, dass die Leute, welche das Lanratsamt in naher Zukunft in Wenigenlupnitz oder anderswo unterbringen will, eigentlich unserer Hilfe und nicht unserer Ablehnung bedürfen. Denn ablehnen sollten wir die rechten Ansichten all derer, die in der Vergangenheit leben und deren Angst keine Angst sondern aufrichtiger Hass ist.

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