Eingang der Reuter-Villa muss umgehend gesperrt werden

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Der Eingang zur Reuter-Villa, dem Domizil des Reuter-Wagner-Museums, muss umgehend gesperrt werden. Grund für diese sofortige Maßnahme ist der Bauzustand des Balkons an der denkmalgeschützten Villa, die Teil des Thüringer Museums ist. Im Erdreich gab es erhebliche Senkungen, die Tragfähigkeit des Bodens ist dadurch beeinträchtigt und so die Standfestigkeit des Balkons über dem Eingang gefährdet. Dies ist das Ergebnis eines statischen Gutachtens zum Zustand des Balkons. Um den Ursachen noch weiter auf den Grund zu gehen und in Vorbereitung der unumgänglichen statisch-konstruktiven Sicherung wurde zusätzlich ein umfangreiches Baugrundgutachten beauftragt, welches seit kurzem ebenfalls vorliegt. Dieses bestätigt die sehr schlechten Baugrundverhältnisse. Um den Museumsbetrieb so lange wie möglich aufrechterhalten zu können, war der Zugang zur Reuter-Villa in den letzten Wochen bereits nur mit Sicherheitsauflagen gestattet. Auf Grund der anstehenden winterlichen Bedingungen ist auch dies nicht mehr vertretbar.

Die Bauverwaltung hat mit Hochdruck die notwendigen Arbeiten vorbereitet. Diese beginnen umgehend, um die Zeit der Sperrung so kurz wie möglich zu halten. Allerdings hat sich aufgrund der derzeitigen Witterung die Gefahrenlage akut verschlechtert. Nässe, Frost und wieder Tauwetter sorgten dafür, dass der Baugrund aufweichte und sich die Risse am Balkon vergrößerten, erklärt Bürgermeister Dr. Uwe Möller und betont: Die Sicherheit steht an erster Stelle, deshalb gibt es zur sofortigen Sperrung keine Alternative. Ein Abwarten bis zum eigentlich geplanten Baubeginn ist nicht zu vertreten.

Der Balkon der Reuter-Villa mit seinen Sandsteinbögen wird geordnet zurückgebaut. Der Rückbau erfolgt in zwei Schritten. Zuerst müssen die Stützen der Sandsteinbögen mit einem Holzgerüst stabilisiert werden. Der Aufbau dieses sogenannten Leergerüstes wird etwa eine Woche in Anspruch nehmen. Im zweiten Schritt müssen die Sandsteinelemente einzeln demontiert werden. Diese Arbeiten sind auf Grund des Gewichtes der einzelnen Elemente nur mit einem Kran zu bewerkstelligen. Diese Arbeiten werden voraussichtlich – auch abhängig vom Wetter – bis Mitte Januar 2018 dauern.

Mit der Abnahme der schweren Balkon-Elemente wird die Belastung des Bodens erheblich reduziert. Damit kann danach der zumindest noch überbaute Eingang zur Reuter-Villa wieder benutzt werden und das Reuter-Wagner-Museum wieder öffnen.

Die Arbeiten sind mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgestimmt; sowohl die denkmalschutzrechtliche, als auch die erhaltensrechtliche Erlaubnis für den geordneten Rückbau liegen der Stadtverwaltung vor. Damit verbunden ist zugleich die detailgetreue Dokumentation der Steinelemente, deren fachgerechte Lagerung und der spätere Wiederaufbau des Balkons mit den historischen Bauelementen. Dafür muss zuvor die Gründung der Gesamtkonstruktion den statischen Erfordernissen entsprechend erneuert werden.

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Zu dem Ab- und Wiederaufbau des Balkons gab es auf Grund des vorhandenen Schadbildes keine Alternative. Das Statik-Gutachten hatte festgestellt, dass eine Reparatur direkt an stehenden Bauwerk nicht möglich ist. Nach einer beschränkten Ausschreibung wurde die erfahrene Firma Kunst- und Naturstein Albertoni, die unter anderem auch bei der Sanierung des Stadtschlosses tätig war, beauftragt. Die Maßnahme wird durch das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in diesem Jahr mit 26.250 Euro unterstützt, die restlichen Kosten müssen aus den dafür vorgesehenen Mitteln des städtischen Haushaltes erbracht werden. Die reinen Baukosten für den Rückbau wurden im Fördermittelantrag mit rund 50.000 Euro veranschlagt. Der Wiederaufbau des Balkons hängt von der Bereitstellung weiterer Mittel in 2018 ab. Auch hierfür wurde fristgemäß ein Fördermittelantrag gestellt.

Aufgrund der sofortigen Sperrung mussten zwei seit langem für den 9. Dezember geplante Konzerte und eine angemeldete Eheschließung in der Reuter-Villa kurzfristig verlegt werden. Den Betroffenen hat die Verwaltung alternative Räume angeboten. Verlegt werden außerdem weitere für Dezember in der Reuter-Villa geplante Veranstaltungen der Musikschule und des Richard-Wagner-Verbandes.

Während der Arbeiten mit dem Kran muss darüber hinaus auch der Reuterweg tagsüber voll gesperrt werden. Die betroffenen Anwohner wurden darüber informiert.

Das Thüringer Museum Eisenach wird als Ausgleich zur vorübergehenden Schließung der Reuter-Villa für die Zeit der Rückbauarbeiten erweiterte Öffnungszeiten in der Predigerkirche anbieten. Dort wird derzeit neben der ständigen Ausstellung „Sammlung mittelalterliche Schnitzkunst in Thüringen“ auch die Sonderausstellung „Atmung – ReForm – Wasser“ mit Skulpturen des Eisenacher Künstlers Hardy Raub präsentiert. Die Predigerkirche wird zunächst bis einschließlich 1. Januar 2018 zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten (Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 13 Uhr) an diesen Tagen auch von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein.

Die Reuter-Villa wurde in den Jahren 1866 bis 1868 auf Wunsch des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter von dem Architekten Ludwig Bohnstedt im Stil der Neorenaissance erbaut. Sie soll „das getreue Abbild einer echt römischen Villa“ sein.

In der Villa befindet sich heute das Reuter-Wagner-Museum mit der nach Bayreuth umfangreichsten Richard-Wagner-Sammlung. Die erste Wagner-Ausstellung im Haus wurde 1897 eröffnet.

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