Forscher entwickeln in Marburg Impfstoff gegen die Schweinegrippe

Im Hochsicherheitslabor der Philipps-Universität Marburg haben Virologen damit begonnen, einen Impfstoff gegen die Schweinegrippe zu entwickeln. Am letzten Wochenende gelang der erste Schritt, die Isolierung des Erregers aus Rachenabstrichen von Betroffenen. Das Marburger Hochsicherheitslabor ist eines der zwei modernsten biologischen Sicherheitslabors Deutschlands. Es ist neben einem weiteren in Hamburg das einzige, das mit der höchsten Sicherheitsstufe (Biologischer Sicherheitslevel 4) ausgestattet ist. Seit Dezember 2007 in Betrieb, arbeitet es zurzeit parallel mit einigen anderen Laboratorien weltweit an einem Impfstoff gegen die Schweinegrippe.
«Für die Entwicklung des Serums sehen wir einen Zeitraum von einigen Monaten vor», veranschlagt Prof. Dr. Stephan Becker, der seit dem Neubau des Hochsicherheitslabors das Institut für Virologie leitet. «Für uns stellt das Schweinegrippenvirus eine Herausforderung dar und einen Test, wie schnell wir eine Diagnostik und einen Impfstoff entwickeln können, um die Gefahr einer Pandemie zu bannen», betont er. «Es besteht aber kein Grund zur Panik», macht er gleichzeitig deutlich. Es handele sich um ein neues Virus, das infektiös sei und sich durch besondere Übertragungsmodalitäten auszeichne, aber zumindest in Deutschland habe es noch keine Todesfälle gegeben.

Wie im aktuellen Fall sind Viren schon immer von Tieren auf den Menschen übergesprungen, haben sich auch schon immer ausgebreitet und sich verändert. Moderne Transportmittel wie Flugzeug und Schienenverkehr beschleunigen die Gefahr einer sehr raschen, weltweiten Verbreitung und verlangen somit besondere Vorsichtsmaßnahmen.

Die Entwicklung von Impfstoffen und die Erforschung von Krankheitserregern hat in Marburg eine lange Tradition. Zum einen entdeckte Emil von Behring Ende des 19. Jahrhunderts ein Serum gegen Diphtherie und Tetanus. 1895 an die Universität Marburg berufen, gründete er 1904 in der Stadt an der Lahn eine pharmazeutische Produktionsstätte. Die «Behring-Nachfolgefirmen» sind heute von erheblicher Bedeutung für die Stadt und arbeiten mit dem Institut für Virologie gemeinsam an der Entwicklung des neuen Impfstoffes.

Zum anderen ist es dem Institut für Virologie schon 1967 gelungen, das Marburg-Virus als Verursacher einer rätselhaften Krankheit, die seinerzeit von grünen Meerkatzen aus dem Forschungsbereich übertragen wurden, zu isolieren. Damit hat die Universität ihren Führungsanspruch in der Erforschung von Viren bis heute festigen können.

Die Universitätsstadt Marburg steht dabei nicht nur wegen ihrer zentralen Lage in Deutschland im Mittelpunkt: Ein Impfstoff aus der Stadt an der Lahn hätte weltweit Bedeutung für den Schutz der Menschen vor dem neuen Grippevirus!

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