Leserbrief des „Bündnisses gegen Rechtsextremismus Eisenach“

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, alle Facetten rechter Einstellungen und Handlungen in der Region zu beleuchten und dabei Fragen zu stellen, auch den Finger in Wunden zu legen und demokratische Aufklärungsarbeit zu leisten. Deshalb kann es nicht verwundern, dass wir uns auch dieses Jahr wieder mit dem Thema Deutsche Burschenschaft auseinandersetzen.

Alljährlich fand bisher das Treffen der Deutschen Burschenschaft, dem rechten Dachverband Deutscher Burschenschaften, nach Pfingsten in Eisenach statt. Hierzu gab es in den vergangenen Jahren immer wieder die verschiedensten Formen des Protestes bzw. eine klare Auseinandersetzung mit der DB, ihrer Programmatik und gesellschaftlichen Wirkung. Diese reichten von der inhaltlichen wissenschaftlichen Tagung wie z.B. die der Landeszentrale für politische Bildung 2014 bis hin zu Protestkundgebungen, die jedoch meistens nicht von Eisenachern angemeldet wurden.

Die Radikalisierung der DB und die damit verbundene negative mediale Aufmerksamkeit wurden auch in der Stadt intensiv und kritisch verfolgt. Die jährlichen Treffen in Eisenach haben in keinem Fall zu einem Imagegewinn für die Stadt geführt. Die Diskussion in der DB  um den sogenannten „Ariernachweis“ von 2011 verschärfte die Spannungen in der DB und hatte letztendlich auch Folgen für den Dachverband selbst.

Im 2009 durch den Stadtrat der Stadt Eisenach beschlossenen „Leitbild für Eisenach“ beschreibt sich unsere Stadt betont als eine „weltoffene Stadt“. Und so brachten diese bundesweiten Diskussionen sprichwörtlich das Fass dann auch zum Überlaufen und es konnte für die Stadt Eisenach auch nur eine Schlussfolgerung geben: Die jetzige Oberbürgermeisterin verlängerte den Mietvertrag mit der DB nicht. Ebenso reagierte die Wartburgstiftung: Es gibt keinen Aufmarsch im Burghof mehr.

Anzeige

Jedoch wird auch in diesem Jahr die Region von der DB nicht verschont. Sie tagt in diesem Jahr in der Gemeinde Seebach, im dortigen Klubhaus. Dass in dessen Geschichte an dieser Stelle auch schon Zwangsarbeiter infolge des Nationalsozialismus, dessen völkische Elemente sich bis heute in der DB wiederfinden, untergebracht wurden und leiden mussten, gibt dem diesjährigen Veranstaltungsort noch einen zusätzlichen makabren Anstrich.

Für die Menschen in der Wartburgregion sollte das Klubhaus deshalb eher ein Ort der Erinnerung an die Zwangsarbeiter sein als ein Repräsentationsort für Einstellungen und Denkweisen, mit denen die DB diese Zwangsarbeiter geradezu verhöhnt.

Und auch wenn Björn Höcke nun doch nicht als Redner bei der DB agieren wird, ist doch weniger die Absage, sondern eher die Anfrage als Redner für uns von Bedeutung. In Deutschland und Thüringen wissen die Menschen inzwischen, für welches Gesellschafts- und Weltbild Björn Höcke steht und welche Politik er in der AfD verfolgt. Der Umstand, Björn Höcke als Redner sehen zu wollen, zeigt die Bereitschaft der DB, die politische Ideologie der AfD und die rechte Tradition der DB auf Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten zu prüfen. Ein Schulterschluss der intellektuellen Rechten und der traditionalistisch rechten DB wäre die fatale Folge.

Für uns als Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach sind es genau die Gefährdungen der demokratischen Kultur, denen wir uns entgegenstellen. Wir fordern die Bürger aus Eisenach und Seebach, aber auch den dortigen Gemeindeverwaltung auf, sich ebenfalls kritisch mit ihren „Gästen“ auseinanderzusetzen. Es täte der ganzen Region und uns allen gut.

Mit freundlichen Grüßen
S. Krieg
– für das Bündnis –

Anzeige
Anzeige