Leserbrief „Geschäftswagen der OB“

Als ich hörte, dass Katja Wolf als Geschäftswagen keinen Opel mehr fährt, sondern einen 5er BMW, verstand ich die Welt nicht mehr. Es lag völlig außerhalb meiner Vorstellungswelt, dass so etwas möglich ist.

Bisher hatte noch jeder Repräsentant einer Opel-Stadt, im Westen wie im Osten, die mächtige Symbolsprache seines Autos, mit dem er sich in der Öffentlichkeit zeigt, verstanden. Und dann hab‘ ich mir vorgestellt, damals, 2009, die Opel Krise, unsere Demonstrationen für den Erhalt des Werkes Eisenach, wir hatten Kunden verloren, kämpften um unsere Existenz, um jeden Käufer, und Katja Wolf wäre schon OB gewesen und kommt zu dieser Demo – mit einem nagelneuen 5er BMW! Jeder kann sich ausmalen, in der aufgeheizten Atmosphäre damals, wie das auf meine Kollegen gewirkt hätte.

Sicher, Kosten sind ein Argument. BMW mag günstiger sein. Günstiger für Offizielle. Herr Meier von nebenan würde nie im Leben so günstige Konditionen bekommen wie ein Stadtoberhaupt. Aber gerade für Amtsträgers gelten Werte und Einstellungen, die lassen sich nicht in Geld ausdrücken. Das zu verstehen, mag mit dem Verstand schwerfallen, aber gewiss nicht mit dem Herzen – wenn man denn eins hat. Ein Herz für Opel. Und: Was viele nicht wissen, GMs sogenannten Complianceregeln (Code of Conduct) verbieten Opel supergünstige Leasingangebote für Amtsträger. Und warum? Weil GM weltweit nicht nur Vorteilsgewährung im Amt ablehnt, sondern auch alles, was bereits den Anschein einer solchen erweckt. Und das mag nun jeder interpretieren, wie er will.

Harald Lieske

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