Leserbrief zur Auslegung des B-Plans „Tor zur Stadt“

Über viele Jahre kämpften engagierte Eisenacher gegen ein geplantes überdimensioniertes Einkaufszentrum in der städtebaulich exponierten Bahnhofstraße. Auch Frau Wolf gehörte vor Amtsantritt zu den Kritikern. Schon vergessen, dass sie bald nach Amtsantritt bereits ihre Meinung änderte und mit der Firma Procom-OFB deren Projekt durchsetzen wollte?! Nur durch den entschiedenen Protest der Eisenacher Bürgerschaft wurde das Vorhaben damals verhindert.

Mit dem neuen Investor soll das keineswegs der Planerwerkstatt von 2014 entsprechende neue Projekt nun auf Biegen und Brechen realisiert werden. Die fachlich fundierten kritischen Hinweise und Argumente der als sachkundige Bürger im Stadtentwicklungsausschuss ehrenamtlich tätigen Architekten Beier-Schubert, Klimt und von Trott zu dem zur Auslegung vorliegenden vorhabenbezogenen Bebauungsplan werden von der OB einfach vom Tisch gewischt. Es geht bei den Bedenken vor allem um ungenügend beachtete städtebauliche Belange, um eine fehlende, jedoch notwendige Funktionsmischung in diesem wichtigen innerstädtischen Gebiet und eine noch immer ausstehende, unerlässliche Verkehrsplanung als Teil des B-Plans.

Der massive, ungegliederte Baukörper des geplanten Einkaufszentrums (8.000 qm Verkaufsfläche) mit drei Parkdecks wird zusammen mit einem 22 m hohen Hotel – beides sprengt die Maßstäblichkeit der bebauten Umgebung – von Frau OB Wolf als „Sechser im Lotto“ für Eisenach bezeichnet. Die den Abgeordneten des Ausschusses zur Seite stehenden genannten Fachleute wurden wegen ihrer berechtigten Kritik von ihr in arroganter Weise abgebügelt und als kleingeistig bezeichnet. So viel zur Bürgernähe und Achtung ehrenamtlicher Tätigkeit!

Nahezu abenteuerlich erscheint die Drohung der OB, die Stadt müsse bei Nichtrealisierung dieses Vorhabens 13 Mill. € Fördergelder an das Land zurückzahlen. Wann erhielt Eisenach wofür 13 Mill. €? Bisher war von acht Mill. € die Rede, die die Firma Becker für die Entkontarminierung der Brachflächen erhielt. Ihr gehört auch noch immer der Grund und Boden. Frau Wolf setzt sich gegenwärtig dafür ein, dass den neuen Investoren seitens des Landes noch drei Mill. € Fördergelder gewährt werden zu Entkontaminierung der Fläche des städtischen Busbahnhofs. Der OB ist allerdings bekannt, dass das Land dieses Ansinnen ihres Amtsvorgängers mit der Begründung einer zu geringen, nicht förderfähigen Entkontaminierung bereits vor Jahren ablehnte – damals ausführlich in der Presse dargestellt. Dieses Geschenk wäre allerdings ein „Sechser im Lotto“ für den Investor.

Eisenach nimmt schon jetzt einen absoluten Spitzenplatz bezüglich der Verkaufsfläche pro Kopf der Bevölkerung in der Bundesrepublik ein. Brauchen wir deshalb unbedingt noch einen Konsumtempel mit weiteren 8.000 qm? Offenbar haben in Eisenach Konsumtempel einen höheren Stellenwert als Musentempel!

Ingrid Pfeiffer
Vorsitzende
Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs e.V.
10. Januar 2016