Ohne Alkohol geht’s auch! -Beispiel Marburg

Eine präventive Maßnahme gegen übermäßigen Alkoholkonsum von Jugendlichen bietet die Universitätsstadt Marburg an. Ab dem 22. August können junge Menschen ab 14 Jahre jeden Freitagabend von 22.00 bis 24.00 Uhr kostenlos an einem offenen Sportprogramm teilnehmen. Betreuungspersonal stellt die Stadt zur Verfügung. Die ganze Veranstaltung wird musikalisch von einem Diskjockey begleitet. Auf dem Gelände wird striktes Alkohol-, Drogen- und Rauchverbot herrschen.

Jugendliche, die sich bis zum Koma betrinken, sind in den letzten Monaten deutschlandweit in den Mittelpunkt der Medien gerückt. Auch in Marburg konnte man zum Teil noch sehr junge Menschen beobachten, die sich abends vor allen Dingen auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz nahe der Innenstadt trafen und sich dort betranken. «Förderlich» dafür waren die geänderten Ladenöffnungszeiten des neuen Einkaufszentrums in der Nähe, in dem sich die Jugendlichen bis 24.00 Uhr billig mit Alkohol versorgen konnten. Besonders auf diesem öffentlichen Platz kam es zu Lärmbelästigung, Vandalismus, Müllablagerungen und zu einer erhöhten Anzahl von Straftaten und Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz.

Im Dezember 2007 reagierte Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) auf die Situation zunächst mit einem viermonatigen Alkoholverbot auf dem besagten öffentlichen Platz.
Nachdem die Exzesse deutlich zurückgegangen waren und das Alkoholverbot deswegen nicht erneuert werden musste, lud Vaupel etwa 40 Jugendliche in das Rathaus ein und diskutierte mit ihnen. «Maßloser Alkoholkonsum ist oft ein Hilfeschrei», meinte der Oberbürgermeister. «Viele trinken, um den Stress zu vergessen», bestätigte eine Schülerin.
Seit Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) sind die Jugendlichen mit einer verdichteten Lernzeit konfrontiert. Aber auch die allgemeine Anerkennung von Alkohol als Spaßmacher anstatt als Droge fördert den Missbrauch.

«Wir möchten mit dem Nachtsportprogramm den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, sich auch außerhalb der Alkoholszene treffen zu können und dafür eine attraktive Alternative zum Suchtmittelkonsum in Form eines offenen Freizeitangebotes ohne Konsumzwang und finanzielle Bedingungen bieten», sagte Vaupel. Ihm ist es wichtig, den Jugendlichen Alternativen anzubieten. Vaupel geht es aber nicht nur um Prävention und um Aufklärung, sondern auch um konkretes Handeln.
Im Juli 2007 schickte die Stadt ein Informationsschreiben an alle Gaststätten, um eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung gegen so genannte Flatrate-Parties zu erwirken. Bei diesen Veranstaltungen können sich Jugendliche zu pauschalisierten Niedrigpreisen mit alkoholischen Getränken versorgen. 50% der Gaststättenbesitzer sprachen sich gegen Flatrate-Parties und ähnliche Veranstaltungen aus.

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