Ostdeutsche Städte setzen sich für attraktive Innenstädte ein

Chancen des Online-Handels nutzen, Händler sind in der Pflicht

Oberbürgermeister-Konferenz des Deutschen Städtetages in Rostock: Die ostdeutschen Städte fordern den Handel und die Immobilienwirtschaft auf, ihre Zusammenarbeit mit den Städten zu verbessern und gemeinsam innovative Lösungen voranzutreiben. Der wachsende Online-Handel, die Digitalisierung und der gesellschaftliche Wandel verändern die Ansprüche der Menschen an Besuche und Angebote in der Innenstadt. Nach einer Konferenz des Deutschen Städtetages mit den ostdeutschen Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern in Rostock sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages:

Wir brauchen attraktive und belebte Innenstädte und Stadtteilzentren, die nicht nur schön aussehen, sondern die Menschen zum Einkaufen und Flanieren einladen, Erlebnisse bieten und als soziale Treffpunkte dienen. Gleichzeitig sollen sich Anwohner zu Hause fühlen und Alltagsleben möglich sein. Deshalb müssen alle Akteure zusammenarbeiten, also Stadt, Handel, Eigentümer und Citymarketing sowie die Händler untereinander. Es geht sowohl um eine ausgewogene Mischung aus Wohnungen, Geschäften und Restaurants als auch um gemeinsame Aktivitäten, wie Erlebnisnächte sowie akzeptierte Regeln, beispielsweise für die Außengastronomie.

In Ostdeutschland stellt sich die Situation sehr unterschiedlich dar: Einerseits ist der Handel in wachsenden Städten mit erheblich steigenden Mieten belastet; andererseits gibt es in strukturschwachen Städten oder Stadtteilzentren Probleme durch Leerstand. Zudem geht es darum, die Versorgung der Bevölkerung möglichst ortsnah überall zu sichern. Der Deutsche Städtetag hat zur Zukunft von Stadt und Handel ein Diskussionspapier erarbeitet, das auch Best-Practice-Beispiele aus 20 Städten enthält. Dazu gehören Einzelhandelskonzepte, städtische Portale, um Händler-Initiativen zu unterstützen oder Stadt-Apps mit Informa­tionen zu Gastronomie und Handel.

Die Digitalisierung und intelligente Vernetzung unterschiedlicher Dienstleistungs­bereiche wirkt sich sichtbar auf die Innenstädte aus. Im Jahr 2020 werden nach Schätzungen etwa 20 Prozent des Einzelhandelsumsatzes online abgewickelt, jeder vierte Euro wird bis dahin online ausgegeben. In diesem Jahr wird der Umsatz im Online-Handel in Deutschland nach Schätzung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels um 11 Prozent auf 48,8 Milliarden Euro steigen. Auch die Zahl der stationären Händler, die auch online verkaufen, wächst stetig. Zudem verkaufen immer mehr Hersteller direkt im Internet.

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Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Dirk Hilbert, forderte mit Blick auf den Handel:

So, wie die Käuferinnen und Käufer immer selbstver­ständlicher zwischen online und offline wechseln und dafür praktikable Lösungen erwarten, so muss es auch immer mehr Schnittstellen zwischen Online-Handel und Einzelhandel geben. Außerdem braucht es nachhaltige Logistik-Konzepte und vernetzte Mobilitätsangebote für den Kunden- und Lieferverkehr. Neben den klassischen Einzelhändlern sind auch die Filialisten der Handelsketten in der Pflicht, sich in örtliche Kooperationen einzubringen und bei Aktivitäten für den Standort mitzumachen. Wir brauchen für starke Innenstädte eine Verantwortungsgemeinschaft.

Hinter dem Zentrenkonzept der Landeshauptstadt Dresden steht der Gedanke, dass Zentren nur dann als Zusammenspiel von Handels-, Dienstleistungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen funktionieren, wenn der Einzelhandel entsprechend stark und breit aufgestellt ist. Dementsprechend ist das Zentrenkonzept eine wesent­liche Entscheidungshilfe für Einzelhandelsansiedlungen. Darüber hinaus formuliert es die stadtentwicklungsplanerischen Ziele, das Stadtzentrum und die einzelnen Stadtteilzentren zu erhalten, weiterzuentwickeln und die verbraucher­nahe Versorgung im Stadtgebiet sicherzustellen. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sieht im Einzelhandel den entscheidenden Impulsgeber, in dessen Umfeld sich weitere Gewerbetreibende ansiedeln und damit die Zentren weiter aufwerten:

Funktionierende, belebte, attraktive Zentren stiften Identität bei ihren Bewohnern. Sie bündeln viele Funktionen auf begrenztem Raum und bieten die Möglichkeit, viele alltägliche Belange zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen. Unnötiger Kfz-Verkehr wird vermieden, was die Lebensqualität der Bewohner erhöht. Immobilien mit Einzelhandels­flächen bieten ihren Eigentümern zudem eine verhältnismäßig gute und sichere Einnahmequelle, die Voraussetzung für den Erhalt der Gebäude und damit der Quartiere ist.

Das Diskussionspapier des Deutschen Städtetages „Zukunft von Stadt und Handel“ ist abrufbar im Bereich Fachinformationen, Stadtentwicklung unter www.staedtetag.de.