Wiedereröffnung der Wartburgschule nach umfangreicher Sanierung

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten steht die Wartburgschule Eisenach ab heute, dem 8. Februar, wieder den Schülern und Lehrern für den normalen Schulbetrieb zur Verfügung. Nach fast 16-monatiger Bauzeit ziehen die 327 Schüler und 28 Lehrer in ein neu saniertes Schulhaus ein, das vor rund zwei Jahren noch einige Sorgen bereitete.

Ich freue mich sehr und vor allem freue ich mich mit allen Schülern, Lehrern und Eltern, dass heute ein sehr schwieriges Kapitel ein gutes Ende gefunden hat,

sagte die Oberbürgermeisterin Katja Wolf vor Beginn der ersten Schulstunde heute früh. Im Atrium hatten sich heute alle Schüler und Lehrer zum Unterrichtsbeginn des zweiten Schulhalbjahres und zur feierlichen Eröffnung der neu sanierten Schule eingefunden.

Kurz vor den Winterferien 2016 wurden die ersten Möbel und Ausstattungen von den drei Ausweichquartieren am Petersberg, im Palmental und Förderschule Ziegeleistraße in die Wartburgschule gebracht. In der Ferienwoche wurden die Klassenräume dann fertig eingeräumt.
Bis zum letztmöglichen Tag vor dem Umzug wurde gearbeitet und so konnte die umfangreiche Sanierung rechtzeitig abgeschlossen werden. Sie wurden notwendig, weil nach der ersten energetischen Sanierung im Jahre 2011 Naphthalin-Dämpfe aus den vorhandenen Fußböden und dem Dachaufbau austraten und unangenehme Gerüche in den Unterrichtsräumen verursachten. Die danach erfolgten Messungen stellten eine erhöhte Konzentration von Naphthalin in den Räumen fest.
Naphthalin und naphthalin-ähnliche Verbindungen sind unter anderem in Teer enthalten. Sie gehen bereits bei Zimmertemperatur in den gasförmigen Zustand über und können durch die feinen Poren des Estrichs sowie durch Fugen oder Risse in die Raumluft steigen.
Während des Baus der Schule im Jahr 1966 wurden die damals üblichen teerhaltigen Baustoffe als Trennschicht unter dem Estrichboden bzw. an Wänden und auf dem Dach eingebaut.

Nach der Feststellung der über dem Grenzwert liegenden Naphthalin-Werte wurde entschieden, die Ursachen soweit wie möglich zu beseitigen und die Teerschichten in den Unterrichtsräumen zu entfernen. Diese umfangreichen Arbeiten konnten nicht bei laufendem Schulbetrieb ausgeführt werden. So zogen die Schüler und Lehrer ab den Herbstferien im Oktober 2014 an drei verschiedene Standorte um: in die einstige Grundschule am Petersberg, einige Klassen in die Berufsschule im Palmental sowie in die Förderschule in der Ziegeleistraße.

Die Arbeiten in der Schule begannen bereits im September mit Probesanierungen von einzelnen Räumen, um die Ursache und die Belastungswerte klar festzustellen. Danach wurde ein umfangreiches Sanierungskonzept erarbeitet. Nach dem Umzug der Schule in die Ausweich-Unterrichtsstätten wurden in insgesamt 52 Räumen die Fußböden herausgenommen und erneuert. Zudem musste rund 800 Quadratmeter Dach saniert werden, denn auch hier war eine teerhaltige Schicht als Isolierung eingebaut. Durch die Erschütterungen bei den Sanierungsarbeiten am Dach löste sich jedoch in der obersten Etage der Deckenputz. So mussten ca. 500 Quadratmeter Deckenputz im 2. Obergeschoss zusätzlich neu aufgebracht werden. Diese Arbeiten waren in der Planung ursprünglich nicht vorgesehen.

Für die Sanierung der Schule wurden insgesamt rund 1,3 Millionen Euro benötigt. So kosteten z.B. allein die Ursachenermittlung 40.000 Euro, die Probesanierung ca. 50.000 Euro, die Gebäudeabdichtung rund 50.000 Euro, die Flachdachsanierung rund 250.000 Euro und die Innensanierung rund 900.000 Euro.

Während der Arbeiten wurden bei der Innenraumsanierung 250 Tonnen Beton und Estrich (Fußböden und Deckenputz), ca. 4,7 Tonnen teerhaltige Baustoffe (u.a. Teersonderpappen) und rund 20 Tonnen Tapeten und Reste entsorgt.
In 52 Räumen verlegten die Handwerker insgesamt 1500 Quadratmeter Fußböden neu.
An der Sanierung waren mehr als 20 Firmen beteiligt, hinzu kamen noch Fachplaner und Architekten.

Die Zusammenarbeit der Firmen und der Stadtverwaltung war sehr gut. Nur so konnte das ehrgeizige Ziel erreicht werden, nach den Winterferien wieder einziehen zu können,

schätzte die Oberbürgermeisterin Katja Wolf ein. Die aktuell vorliegenden Messergebnisse zeigen, dass die durchgeführten Sanierungsarbeiten erfolgreich waren. Das gesetzte Sanierungsziel, mit der Herausnahme aller greifbaren teerhaltigen Baustoffe deutlich unter den vom Umweltbundesamt vorgegebenen Richtwert I (10 µg Naphthalin und naphthalinähnliche Verbindungen pro m³ Luft) zu gelangen, wurde erreicht.

In einigen Räumen sind diese Verbindungen nicht mehr nachweisbar, in anderen Räumen konnten noch geringe Spuren belegt werden. Diese Konzentrationen sind sehr gering und weder gesundheitlich bedenklich noch geruchlich bemerkbar. Die Fachleute verweisen darauf, dass sich mit der Wiederaufnahme des Schulbetriebes bei regelmäßiger Lüftung die Luftqualität noch weiter verbessern wird.

Mehrkosten für die Stadt Eisenach ergaben sich nicht nur aus der Sanierung der Schule, sondern auch aus der zusätzlichen Schülerbeförderung in die Ausweichschulen. So musste beispielsweise von Oktober 2014 bis Januar 2016 fast 181.000 Euro für den notwendigen Schülertransport aufgewendet werden.
Im Rahmen des Umzuges wurden vor den Winterferien rund 500 Kubikmeter Umzugsgut (13 LKW-Ladungen) von den Ausweichstandorten wieder in die Wartburgschule transportiert. Ungefähr die gleiche Menge an Ausstattung wurde während der Sanierung innerhalb des Gebäudes zwischengelagert.

Foto 2: Oberbürgermeisterin Katja Wolf begrüßte die Schüler und Lehrer in der sanierten Schule

Chronologie der Sanierung Wartburgschule
Ende Januar 2014 – Hinweise der Schule auf unangenehme Gerüche in zwei Unterrichtsräumen
Februar 2014 – erste Messungen durch das Institut für Arbeitsschutz
14. Mai 2014 – Ergebnis der Messungen ging in der Stadtverwaltung ein, danach wegen des überhöhten Wertes an Naphthalin ein Raum gesperrt
Mai 2014 – Kernbohrungen in dem gesperrten Raum; In der Folgezeit werden weitere Räume der Schule als „geruchsauffällig“ gemeldet
vom 7. bis 11. Juli – weitere Messungen in insgesamt 16 Räumen – in 5 Räumen war der Grenzwert des Richtwertes II überschritten. Diese Räume wurden gesperrt.
12. September – Schreiben des beauftragten chemischen Labors ging in der Stadtverwaltung ein: Danach wird in 10 der gemessenen Räumen der Richtwert II (30 Mikrogramm/m3) und in 5 Räumen der Richtwert I (10 Mikrogramm/m3) überschritten. Nur ein Raum bleibt unter dem Richtwert I.
15. September – Alle Räume, deren Messung über dem Richtwert II liegen, werden geschlossen. Für die weiteren gilt ein strenges Lüftungsregime. Der Umzug der Schule wird im Elternbrief bekannt gegeben und vorbereitet. Ausweichquartiere müssen zur Verfügung gestellt werden.
17. September – Es beginnt die Probesanierung des Raumes 119. Messungen sollen das Ausmaß der Naphthalinbelastung feststellen. Auch in anderen Räumen finden Messungen statt.
18. September – Die Ausweichquartiere stehen fest, bis zum Umzug werden die Schulstunden auf 30 min. verkürzt
22. September – Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zum bevorstehenden Umzug der Schule
6. Oktober – Umzug der Schule in die Ausweichquartiere, ab 20. Oktober wird dann am Petersberg und im Palmental unterrichtet. Es folgen weitere umfangreiche Voruntersuchungen, um das Ausmaß der Naphthalin-Belastung festzustellen.
Okt./Nov. 2014 – Ein Sanierungskonzept wird in Auftrag gegeben. Beauftragt wird die Firma Pöyry Deutschland GmbH. Die Arbeiten müssen ausgeschrieben werden.
Januar 2015 – Probesanierungen in zwei Klassenräumen, die Räume wurden entkernt. Die anschließenden Messungen sollen zeigen, inwieweit die Probesanierung erfolgreich war.
Februar 2015 – nach Auswertung aller Messungen wird das Sanierungskonzept konkretisiert
März 2015 – Dachsanierung wird vorbereitet
April 2015 – Sanierungskonzept wird vorgelegt
April 2015 – Kellerbereiche werden trocken gelegt
Mai/Juni 2015 – Beginn der Dachsanierung
August 2015 – Beginn der Sanierung der Innenräume
September 2015 – Nach Dachsanierung Zusatzarbeiten im 2. Obergeschoss notwendig, Zeitplan der Wiedereröffnung verschiebt sich daher ins neue Jahr.
Januar 2016 – Kontrolluntersuchungen nach der Sanierung
8. Februar 2016 – Nach den Winterferien Anfang Februar wird die Schule wieder eröffnet.

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