Alte Posthalterei

Der diesjährige »Tag des offenen Denkmals” am Sonntag, 12. September steht unter dem Motto »Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr”. Zur Vorbereitung dieses Ereignisses wurden von den Beteiligten Geschichten und Informationen über die für Eisenach bedeutenden Verkehrs-, Reise- und Handelsorte, die zum Denkmaltag geöffnet sind, zusammengetragen und jeweils Beiträge verfasst. Diese Beiträge sollen in einer Artikel-Serie veröffentlicht werden, um auf den Denkmaltag einzustimmen.

Die Stadt Eisenach liegt in der Mitte Deutschlands und Europas und ist deshalb seit jeher ein wichtiger Kreuzungspunkt für Handels-, Reise- und Verkehrswege – beispielsweise die »via regia” in der Vergangenheit oder Pilgerwege und Wanderrouten in der Gegenwart. Eng verbunden sind damit auch die Entwicklung und Nutzung von Verkehrsmitteln – von der Postkutsche über die Eisenbahn bis zum Automobil. Letztlich begann Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Anschluss an das thüringische Eisenbahnnetz die eigentliche wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Ein wichtiger Meilenstein war 1896 die Gründung der »Fahrzeugfabrik Eisenach”. Damit war der Automobilbaustandort Eisenach geboren, der heute auf eine über 110-jährige Tradition verweisen kann.

Die Serie spiegelt lediglich die Geschichte dieser bedeutsamen Orte wider und beinhaltet keinerlei Wertung. Die folgende Serie soll die Bürgerinnen und Bürger neugierig machen auf den »Tag des offenen Denkmals” am 12. September 2010.

Teil 1 – Alte Posthalterei
Ein für die Stadtgeschichte interessantes Gebäude ist das Haus Georgenstraße 52, besser bekannt als »Alte Posthalterei”. Unmittelbar an der Stadtmauer, unweit des Georgentores gelegen, befand sich an diesem Platz zuvor der »Hessenhof” – ein zum Kloster Hersfeld gehörender Besitz. Später diente es dem Hessischen Landgrafen als eine Art »Konsulat”. 1819 wurde das Vorderhaus erneuert und hier die Posthalterei eingerichtet. Die neuen Eigentümer – die Eisenacher Kaufleute Pfennig und Jungherr hatten kurz zuvor die Lizenz erworben, eine Fahrpost-Agentur in der Stadt einrichten zu dürfen. Alle nach Eisenach gehenden Postkutschen-Verbindungen wurden nun in diesem Gebäude »abgefertigt”. Eisenach war dank seiner zentralen Lage zu dieser Zeit durch Postlinien mit Leipzig, Frankfurt am Main, Coburg, Göttingen und anderen Orten verbunden.
Erst mit Anschluss Eisenachs an die Thüringische Eisenbahn verlor diese Funktion ihre Bedeutung. Später übernahm die Preußische Postverwaltung (Erfurt) das »Postgeschäft” als Monopol. Im Jahr 1908 erwarb die Stadt daher das Objekt, in dem fortan die städtische Realschule und später die Pestalozzischule (die sog. Hilfsschule) untergebracht waren.
Seit 1995 wird das Gebäude als städtisches Kinder- und Jugendzentrum »Alte Posthalterei” genutzt und steht mit seinen Räumlichkeiten verschiedenen Vereinen und Einrichtungen zur Verfügung.
Die Posthalterei ist eines der wenigen rein klassizistischen Bauwerke in Eisenach. Der Mittelteil der Fassade wird vom Haupteingang geprägt, der von dorischen Säulen umrahmt ist. Innenarchitektonisch bedeutsam sind die Stuckdecken sowie das Treppengeländer aus schmalen Holzstäben, die von Palmetten bekrönt werden.
(Text: Manfred Beck)
In der »Alten Posthalterei” wird am 12. September , 11 Uhr der Denkmaltag in Eisenach von Oberbürgermeister Matthias Doht eröffnet. Von 11 Uhr bis 17 Uhr können hier die Ausstellungen »Die Geschichte der Alten Posthalterei” und »VIA REGIA – Kulturstraße des Europarates” besichtigt werden. Zudem werden ab 11.45 Uhr Führungen durch das Haus sowie für die Jüngeren Spiele, das Kreativprojekt »Jugendzentrum zum Ausprobieren” und Live Musik angeboten. Außerdem ist die »Alte Posthalterei” am Denkmaltag Haltepunkt für Postkutschfahrten durch die Stadt

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