Am Reformationstag ist das 10. Pummpälzfest

Was hat Martin Luther mit dem Pummpälz, diesem weit über Thüringen hinaus bekannten Kobold zu tun? Tja, beide haben wohl berechtigte Ohrfeigen gegen unberechtigtes Handeln verteilt. Und! Martin Luther könnte auf dem Weg zu seiner Scheingefangenahme auf der Wartburg über den Steg gekommen sein, an welchem dieser grauhaarige Kobold Nachtwandlern auflauert und Ohrfeigen verteilt.

Das alles und noch viel mehr bewegt die Menschen im wahrsten Sinn des Wortes am letzten Oktobertag (31.10.)zum Lutherstammort Möhra – pilgernd, gehend, fahrend, wandernd mit und ohne Stöcke oder mit Pferden oder Drahteseln.
Längst ist der Reformationstag an dieser Stammstätte Luthers zu dem geworden, was er sein soll. Ein Festtag für alle und jeden, für Gläubige konfessionsübergreifend, für Nichtgläubige und für alle Anderen, egal wo sie herkommen oder wer sie sind. Vielen ist die Freude über diesen Tag ins Gesicht geschrieben, manche brauchen nach der interessanten Wanderung durch die goldenen Laubwälder etwas Erholung, andere kehren in die Lutherkirche ein und lauschen andächtig den Orgelklängen oder dem Posaunenchor und andere wieder sind neugierig auf die fernöstliche Religion und dessen im Ort heimisch gewordenen Dharmazentrums. So bunt gemischt wie Möhra durch die umgebenden Wälder ist auch das Volk, das sich hier versammelt. Und es gibt wohl keinen Weg und Wanderpfad, auf welchem die Menschen nicht herbeiströmen.

Der Lutherstammort Möhra ist mittlerweile schon mehr als ein Geheimtipp geworden. Nicht nur, weil Filmsequenzen für Lutherfilme oder ganze Fernsehfilme hier gedreht wurden und Schaulustige dadurch angelockt werden, sondern weil der aufmerksame Beobachter an diesem Lutherstammort etwas erspüren kann von dem, was vor 500 Jahren hier begann und unser aller Leben maßgeblich mit veränderte. Hier hielt Martin Luther im Beisein seiner Großmutter seine letzte Predigt vor seiner Schutzhaft auf der Wartburg, wo er uns die einheitliche deutsche Schriftsprache schenkte.

In deren Folge war es den Märchen- und Sagensammlern L. Bechstein und Ch. L. Wucke möglich, den deutschen Sagenschatz niederzuschreiben, zu dem auch die Sage über den Kobold Pummpälz gehört. Die Kinder werden am Reformationstag in der Märchengrotte von ihr und so manch anderem Märchen hören. Daneben hält die Postkutsche an, in die Jung und Alt einsteigen kann, um wie dazumal durch den Ort zu fahren. Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft «haust» die Liebensteiner Tafelrunde, zu deren Utensilien schon mal ein Henkersbeil oder eine Holzhalskrause gehören. Und so zieht sich das Händlervolk durch Möhra mit seinen drei Dorfplätzen, wo dem leiblichen Wohl gefrönt werden kann. Im einzigartigen Geflügelpark Thüringens können sich interessierte Besucher die Altthüringer Geflügelrassen anschauen.

Für die geführten Wanderungen ab 09.00 Uhr wird als neue Attraktion das erste Thüringer Teilstück des Mitteldeutschen Lutherweges von der Hohen Sonne (10 km) angeboten, währendem ebenfalls zur gleichen Zeit vom Keltenbad in Bad Salzungen (5 km) oder in Möhra selbst zur Rundwanderung über das Dharmazentrum (3 km) gestartet werden kann.

Sportlicher Höhepunkt ist im Nordic Walking der Lutherwalk über 31 km und der Fröbelwalk über 13 km, welche zum erstmals ausgetragenen Nordic-Bäder-Cup gehören. Beider Start ist 09.30 Uhr in Bad Liebenstein, zu dem sich sogar internationale Beteiligung mit dem Power Walking Club aus Tokio angesagt hat. Die Siegerehrungen dieser Wettbewerbe werden von Olympiasieger Hartwig Gauder ab 15.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus vorgenommen. Zuvor lässt es sich das Geheridol der 80-er Jahre jedoch nicht nehmen, ab Bad Liebenstein selbst eine Strecke in Augenschein zu nehmen.

Der Reformationstag erlebt seinen Höhepunkt mit einem Festgottesdienst um 13.00 Uhr in der Lutherkirche. Anschließend gibt es Kuchen und Kaffee im Dorfgemeinschaftshaus «Zum wilden Mohr» und davor darf die berühmte Thüringer Rostbratwurst und ein zünftiges Pummpils nicht fehlen, musikalisch umrahmt von der Altensteiner Oberländer Blaskapelle.

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