Auf den Spuren des Bergbaus in Stedtfeld: Wanderung mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf auf dem wieder eröffneten Lehrpfad

Auf den Spuren des Bergbaus im Eisenacher Ortsteil Stedtfeld wanderte gestern Oberbürgermeisterin Katja Wolf zusammen mit Vertretern des Thüringen Forstes, Mitgliedern des Rennsteigvereins und anderen geladenen Gästen. 3,5 Kilometer lang ist der Weg, der aus neun Stationen rund um die Geschichte des Bergbaus besteht. Anlass für die Wanderung ist die Instandsetzung des historischen Lehrpfades rechtzeitig zum 117. Deutschen Wandertag.

„Ich kann allen Eisenachern und Besuchern diesen Lehrpfad nur empfehlen. Stedtfeld ist ein Ortsteil, an dem die Erdgeschichte ihre Spuren hinterlassen hat. Anschaulich und unterhaltsam kann man hier viel lernen und dazu noch wunderschöne Ausblicke auf den Thüringer Wald genießen“, so Katja Wolf. Die Eisenacher Oberbürgermeisterin überzeugte sich vor Ort von der aufwendigen Arbeit der an der Instandsetzung beteiligten Institutionen und Firmen. 10.000 Euro waren im Forstwirtschaftsplan der Stadt eingestellt worden, außerdem beteiligen sich die Wartburg-Sparkasse, der Regionalverbund Thüringer Wald e.V. sowie die ABS Wartburg-Werraland GmbH. Die ABS hat im Auftrag der Stadtverwaltung die Stationen des Weges neu angelegt. Dazu gehörte die Zuwegung, die Treppenanlagen, das Streichen der Informationstafeln, die Reparatur der Aufsteller, neue Schilder sowie das Säubern des Areals rund um die Stationen. „Ausdrücklich hervorheben und loben möchte ich die Arbeit von 13 Asylbewerbern, die uns tatkräftig unterstützt haben und freue mich, dass einige von Ihnen heute auch anwesend sind. Mein Dank geht auch an Rolf Klaus, ihren Vorarbeiter“, sagte Katja Wolf. Die Asylbewerber waren im Rahmen von Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen der ABS an dem Projekt beteiligt.

Der Eingangsbereich des Fürstenstollen – aus ihm wurde Kupferschiefer gefördert – ist ebenfalls wieder instandgesetzt worden. Dafür stellte der Rennsteigverein 1896 e.V., Ortsgruppe Stedtfeld, 6000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld stammt von der Wartburg Sparkasse und wurde dem Verein speziell für diesen Zweck gespendet. Der Regionalverbund Thüringer Wald e.V. bezahlte 3600 Euro für das neue Gestalten der Infotafeln. Katja Wolf dankte allen Beteiligten für ihr Engagement: „Gemeinsam haben wir es geschafft, dass der Bergbaulehrpfad wieder ein attraktives Wanderziel geworden ist. Herzlichen Dank dafür!“

Zum Lehrpfad:
Stedtfeld, ein Ortsteil der Stadt Eisenach, ist ein Ort, an dem die Erdgeschichte ihre Spuren hinterlassen hat. Bei der Auffaltung des Thüringer Waldes vererzten die Rücken der Kupferschieferschicht. Diese Vorkommen von Kupfer- und Kobalterzen wurden ab 1500 im Stedtfeder Gebiet abgebaut. Spuren des Kupferbergbaus, die noch in den Wäldern zu finden waren, wurden 1994 wegen ihrer überregionalen Bedeutung als eingetragenes Flächendenkmal ausgewiesen. Der bergbauhistorische Lehrpfad gibt auf neun Stationen Auskunft über den mittelalterlichen Kupferbergbau in dieser Gegend.

Am Stedtfelder Schloss steht die erste Informationstafel. Auf ihr finden die Wanderer Hinweise zur Anlage und Geschichte des Reviers. Weiter geht es mit

Station 1: Stedtfelder Teiche
Auf dieser Tafel sind in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten Angaben zur Stedtfelder Bergbaugeschichte nachzulesen.

Station 2: An der Kupferhütte
Der Weg führt nun durch das Hörseltal zur Gipsmühle. Dort am Waldrand war der Standort einer Kupferschmelzhütte. Eine Schlackenhalde, die sich von den Teichen bis zur Bahnlinie ausbreitet und teilweise bis zu drei Metern mächtig ist, bezeugt diesen Standort. Ein Hüttenteich sorgte für genügend Aufschlagwasser zum Betreiben der technischen Einrichtungen.

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Station 3: Kunstgraben
An den Angelteichen vorbei geht es zum Ende der Rangenwiese. Rechter Hand an einer alten Linde vorbei führt der Weg zum Kunstgraben. Er war Teil der bergmännischen Wasserhaltung im Stedtfelder Revier und wurde am Hang entlang geführt bis zur Rangenwiese. Dort endete er abrupt. Man sieht an Erdaufwerfungen, dass hier eine bergwerkliche Einrichtung zur Erzaufbereitung gewesen sein mag. Es ist anzunehmen, dass hier ein Pochwerk betrieben wurde.

Station 4: Pochteich
Am Hauptweg, 200 m weiter östlich, befindet sich im Bereich „Ententeich“ der rekonstruierte Pochteich. Hier war der Mittelpunkt der bergbaulichen Wasserhaltung. Der Stedtfelder Pochteich fasste 6000 Kubikmeter. Alle Relikte deuten darauf hin, dass sich hier der Hauptanteil der Erzaufbereitung befunden hat, wie Pochwerk, Planherde und Schlämmgräben.

Station 5: Der tiefe Stollen „Carl August“
In südlicher Richtung geht es den Berg hinauf. Am „Zechenhaus“ ist rechts am Weg die Halde und das verbrochene Mundloch des Stollen „Carl August“ zu sehen. Es wurde 1784 von J. C. W: Voigt, einem Mitarbeiter Goethes, befahren und war damals nach seinen Angaben 190 Lachter (380 m) unter die „Baue der Alten“ vorgetrieben und diente zur Entwässerung eines Kobaltrückens.

Station 6: Der Fürstenstollen
Das Mundloch des Fürstenstollens befindet sich 50 m weiter südlich am Weg. Der Stollen wurde für den Lehrpfad ein Stück weit geöffnet, um seine Funktion den Besuchern zu demonstrieren. Verzimmerung, Fahrbretter und Wasserhaltung wurden nach gebaut. 1743 waren im Fürstenstollen drei Hauer und ein Karrenläufer beschäftigt. Ein Jahr später wurden die Arbeiten am Stollen beendet.

Station 7: Der Haspelschacht
Am Hang entlang schlängelt sich der Weg zu einem Plateau. Hier finden wir mehrere Schächte. Zwischen den Schächten wurde das Kupferschieferflötz abgebaut. Die Förderung erfolgte mit Handhaspel, Seil und Kübel.

Station 8: Erdschacht
Den Erdschacht, auch Erzschacht genannt, finden wir weiter den Hang entlang. Für Besucher wurde der Zugang erneuert. Hier können die Arbeiten und Techniken der Bergleute von vor 500 Jahren noch gut nachvollzogen werden. Besonderes Augenmerk gilt dem Treppenschacht. Er ist das wertvollste Relikt im Revier. Als einziger noch im Original erhaltener Treppenschacht im weiten Umkreis ist er aus bergbaugeschichtlicher Sicht besonders schützenswert und mit Gittern verschlossen. ‎

Station 9: Wartburgblick
Eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein. Mit dem Blick auf die Wartburg schließt der Lehrpfad hier ab. Über den Rennsteig zurück zur Rangenwiese wird daraus ein Rundwanderweg. In schöner Landschaft findet man den Weg nach Stedtfeld leicht zurück.

Über den Historischen Bergbaulehrpfad informiert ein neuer Flyer, der in Zusammenarbeit der Stadt Eisenach mit der Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH erstellt worden ist.

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