Ausstellung Reuter-Villa: Einzug des Dichters vor 140 Jahren

Vor 140 Jahren zog der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter in seine Villa am Fuße der Wartburg ein. Dieses Jubiläum nimmt das Thüringer Museum Eisenach zum Anlass, eine neue Sonderausstellung in der Reuter-Villa zu eröffnen. Unter dem Titel „das getreue Abbild einer echt römischen Villa“ wird die Exposition in den ehemaligen Gästezimmern von Fritz Reuter am Samstag, 19. Juli, 15 Uhr von Oberbürgermeister Matthias Doht eröffnet. Präsentiert werden im Dachgeschoss der Villa über 40 Exponate, Handschriften, Graphiken, Büsten, Medaillen und Fotos.

In den Jahren 1866-1868 ließ sich Fritz Reuter in Eisenach von dem Architekten Ludwig Bohnstedt „das getreue Abbild einer echt römischen Villa“ (Zitat: Herman Grimm) erbauen, zog vor 140 Jahren ein, verbrachte hier seinen Lebensabend und verstarb mit 63 Jahren 1874 in seinem Haus.

„… übermorgen ziehe ich … nach Eisenach, um am Fuße des deutschen Kapitols, der Wartburg, meine Liebe zu der alten, ewigen Säugamme aller Poesie, der Natur, wieder aufs neue aufzufrischen…“ – Fritz Reuters Worte im Juni 1863 bezeugen die Bedeutung von Kultur und Natur in der kleinen Residenzstadt Eisenach bereits im 19. Jahrhundert. Ihre zentrale Lage, die günstige Verkehrsanbindung und der Wunsch nach einem kunstsinnigen und liberalen Großherzogtum, dem von Sachsen-Weimar-Eisenach, ließen Reuter in Thüringen seinen Wohnsitz nehmen.

Als im Jahre 1894 Reuters Frau Luise starb, fiel die Villa laut Testament der Schiller-Stiftung in Weimar zu. Ein Jahr später kaufte sie die Stadt Eisenach und richtete ein Museum mit nur drei Räumen für den niederdeutschen Dichter ein. Die Beletage vermittelt dem Besucher auch heute noch die Lebens- und Wohnatmosphäre Fritz Reuters und seiner Frau. Im wunderschönen Ambiente des Salons finden neben der Reihe „Hausmusik bei Reuters“ (veranstaltet mit dem Wagner-Verband Eisenach) seit vielen Jahren vor allem literarisch-musikalische Veranstaltungen statt, die die Verbindung von Literatur und Musik unterstreichen.

1895 erwarb die Stadt Eisenach zudem die größte und bedeutsamste Wagner-Sammlung nach Bayreuth von Nicolaus Oesterlein aus Wien, die allein einen Buchbestand von circa 20000 Bänden aufweist. Diese Sammlung brachte sie in der Reuter-Villa unter und eröffnete das Haus 1897 als Reuter-Wagner-Museum. 1958 wurde das Museum dem Thüringer Museum Eisenach angegliedert und damit verbunden war eine erste Neugestaltung der Reuter-Etage, in der damals die Wagner-Exponate zu sehen waren.

Eine grundlegend neue Situation wurde 1997 zum 100-jährigen Bestehen des Museums geschaffen. Die Stadt Eisenach stellte eine halbe Million D-Mark bereit für den Umbau im Erdgeschoss – verbunden mit neuer Heizung, Klima- und Sicherheitstechnik. Seitdem ist die Oesterlein-Sammlung in einer neu gestalteten Ausstellung im Erdgeschoss zu sehen. Sie zeigt die Wagner-Bibliothek ebenso wie eine repräsentative Auswahl der über 200 in Eisenach vorhandenen Handschriften Richard Wagners sowie das wertvollste Exponat des Museums, ein Manuskript der „Rienzi“-Partitur aus der Zeit der Uraufführung mit vielen eigenhändigen Zusätzen und Anmerkungen Wagners und das Klavier, auf dem Wagner bei Thomaskantor Theodor Weinlig gespielt hat.

Die Sonderausstellung „das getreue Abbild einer echt römischen Villa“ des Thüringer Museums Eisenach wird in der Reuter-Villa am Reuterweg 2 bis zum 31. Oktober 2008 zu sehen sein und ist dienstags bis sonntags jeweils von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

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