Ausstellung zum Ersten Weltkrieg – Große Resonanz

Feldpostkarten, Fotos von Soldaten im Kriegseinsatz, Landkarten, Orden und Reservisten-Krüge – sie werden als Zeitzeugnisse in der geplanten Sonderausstellung »Vom Wohnzimmer in den Schützengraben – Eisenach(er) im Ersten Weltkrieg” zu sehen sein. Insgesamt 830 Dokumente und Gegenstände gaben Bürger bisher als Leihgaben an das Thüringer Museum und das Stadtarchiv Eisenach. Sie bereiten anlässlich des Beginns des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eine Sonderausstellung vor, die vom 2. August bis 28. Dezember im Marstall des Eisenacher Stadtschlosses gezeigt wird. Gebraucht werden aber noch Möbel und weitere Dokumente aus der Heimat vor 100 Jahren.
Die Ausstellung möchte vor allem Einzelschicksale der Menschen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) deutlich machen. »Wir wollen die Eisenacherinnen und Eisenacher mitnehmen auf eine durchaus schmerzhafte Reise 100 Jahre zurück”, sagt Dr. Reinhold Brunner, Leiter der städtischen Bildungsamtes. Deshalb hatte das Stadtarchiv im Herbst vorigen Jahres die Eisenacherinnen und Eisenacher aufgerufen, zu Hause nach Sachzeugnisse ihrer Vorfahren aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zu schauen und diese für die Ausstellung bereitzustellen.
Große Resonanz: Bürger schickten 830 Sachzeugnisse
Die Resonanz in den vergangenen Monaten übertraf alle Erwartungen. 57 private Leihgeber meldeten sich seither beim Stadtarchiv – vor allem aus Eisenach und Umgebung sowie aus anderen thüringischen Orten wie Jena, Arnstadt, Rudolstadt und Friedrichroda. »Wir bekamen aber auch Zeitzeugnisse aus Hessen, Berlin, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und sogar aus Brüssel (Belgien) zugesandt”, berichtete Dr. Brunner.
Insgesamt liegen nun schon 830 einzelne Objekte bereit, die in die Ausstellung integriert werden. Dazu gehören zum Beispiel persönliche Briefe, 164 beschriebene Feldpostkarten, Ausweise, Zeugnisse, Todesmeldungen und persönliche Aufzeichnungen. Die Leihgeber stellten aber auch Fotos von Soldaten im Kriegseinsatz und Postkarten von damals (insgesamt 362 Stück) zur Verfügung. Ebenso kamen dank der Bürger verschiedene Zeitungen, Bücher und neun Landkarten aus der damaligen Zeit für die Sonderausstellung ins Eisenacher Stadtschloss.
Neben diesen Erinnerungsstücken aus und auf Papier sind Dank der Leihgeber im Fundus jetzt auch einige greifbare Sachzeugnisse aus der Zeit des Ersten Weltkrieges: von Waffen und Waffenteilen über Orden und Ehrenzeichen bis zu Kriegstrophäen und »Weltkriegs-Souvenirs” wie Reservisten-Krügen.
Bei der Spurensuche fanden sich auch kleine Kuriositäten, sogenannte Konversionsobjekte. Dies sind militärische Gegenstände, die für den zivilen Gebrauch umfunktioniert oder umgebaut wurden. So werden in der Sonderausstellung unter anderem ein Zigarrenabschneider, der aus einem Artillerie-Geschoss entstand, ein »Schnapsglas” aus einer Patrone und ein Adventskranz aus Stacheldraht zu sehen sein.
Teil der Sonderausstellung werden auch mehrere schriftliche Quellen und Sachzeugnisse aus der Zeit von 1914 bis 1918 aus dem Stadtarchiv selbst sein. Dazu gehört zum Beispiel der Nachlass von Kurt Löwenstein, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Eisenach. Er zog im August 1914 in den Krieg und verstarb nur wenige Monate später. Erhalten geblieben sind unter anderem Postkarten, die er an seine Eltern schrieb. Unter den Zeitzeugnissen befinden sich auch Fotoalben, eine Kartentasche und Gedenkbücher von im Ersten Weltkrieg gefallenen Eisenachern.
Erneuter Appell: Suche nach Möbeln und Alltäglichem aus der Weltkriegs-Zeit
Dr. Reinhold Brunner möchte den Appell an die Bürger nochmals aktualisieren. Denn in der Ausstellung soll sich auch das Leben der Familien in der Heimat widerspiegeln.
Dazu ist – wie es im Titel der Ausstellung anklingt – vorgesehen, ein Wohnzimmer aus der Zeit um 1900 zu gestalten. Möbel aus dieser Zeit sind allerdings kaum im Fundus des Museums oder des Archivs vorhanden. Hierfür bitten das Stadtarchiv und das Thüringer Museum nun ebenfalls um die Mithilfe der Eisenacher Bürger: Gebraucht werden einzelne Möbelstücke aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende – von Schränken über Tische und Stühle bis zu Bilderrahmen und Lampen.
Außerdem soll die Ausstellung auch dass Leben an der Heimatfront dokumentieren. Alltagsgegenstände aus der Kriegszeit, Tagebücher, Dokumente über den Einsatz von Frauen in Betrieben (zum Beispiel Fotografien oder Arbeitsverträge) oder auch Haushalt- oder Wirtschaftsbücher wären beispielsweise solche Zeitzeugnisse, die die Ausstellung bereichern würden; ebenso Dankschreiben, Ehrenmedaillen »Gold gab ich für Eisen” oder Eisenschmuck.
Wer in den Hinterlassenschaften seiner Familie Zeugnisse aus der Zeit um 1900 bis 1918 besitzt, wird gebeten, sich beim Stadtarchiv Eisenach, Markt 24, Tel 03691/670 132 oder per E-Mail unter archiv@eisenach. de zu melden.

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