Bach im Spiegel der Medizin – Sonderausstellung

Die gerichtsmedizinische Rekonstruktion von Bachs Antlitz steht im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung des Eisenacher Bachhauses.
«Bach im Spiegel der Medizin», wird am 21. März 2008, dem 323. Geburtstag des großen Komponisten, eröffnet. In Zusammenarbeit mit der Universität Dundee (Schottland) wurde unter Leitung der Anthropologin Dr. Caroline Wilkinson das «wahre Gesicht» von Johann Sebastian Bach mit modernen forensischen Methoden nachgebildet.

Die Ergebnisse der mehrmonatigen Arbeiten sind in einem Raum des Bachhauses anschaulich dargestellt. Schon einmal, im Jahre 1894 wurde der Versuch unternommen, das Aussehen Bachs anhand der Schädelmasse nachzuahmen.
Ergebnis damals war die Bach-Büste, die als Vorbild für das im Mai 1908 enthüllte Bach-Denkmal vor der Thomaskirche in Leipzig diente.
100 Jahre nach Einweihung des Bach-Denkmals wurde nun im Jahr 2008 das Antlitz von Bach neu rekonstruiert. Das Bachhaus Eisenach stellte hierfür einen von His und Seffner hergestellten bronzenen Schädelabguss, einen weiteren Gipsabdruck sowie die seinerzeit angefertigte fotografische Dokumentation des Originalschädels zur Verfügung. Ergänzend werden die Maße zweier weiterer Gipsabdrücke aus dem Institut für Anatomie der Universität Leipzig berücksichtigt.
Gestützt auf ihren Erkenntnissen über das Verhältnis von weichem und festem Gesichtsgewebe hat Dr. Caroline Wilkinson (42) im Rahmen einer dreijährigen Forschung ein computerisiertes System zur Gesichtsrekonstruktion entwickelt, das man sich als «virtuelle» Bildhauerei vorstellen kann. Hierzu werden die Maße eines menschlichen Schädels oder dessen Bruchstücke per Laser in den Computer eingelesen. Die Technologie namens «Haptic Feedback» vermittelt das Gefühl, als könne man das auf dem Bildschirm gezeigte Objekt tatsächlich berühren. So hat Dr. Wilkinson u.a. das Antlitz des ägyptischen Pharaos Ramses II. rekonstruiert.
Neben der Verwendung dieser Technik für die internationale archäologische Forschung findet sie auch innerhalb Großbritanniens bei der forensischen Identifikation in Kriminalfällen Anwendung.
Ziel der forensischen Rekonstruktion von Johann Sebastian Bachs Gesicht sei es dessen möglichst detailgetreue Nachbildung im Gegensatz zu den vielen, teils äußerst fragwürdigen Darstellungen, die unser Bach-Bild bis heute prägen, so Bachhaus Direktor Jörg Hansen.
Doch die Ausstellung geht weiter. Bachs Tod 1750 sei kein natürlicher gewesen, er starb an den Folgen einer «schlecht gerathenen Augenoperation» des englischen Oculisten John Taylor. Da sollen in der Nachbehandlung Blut einer frisch geschlachteten Taube in die Wunde geträufelt worden sein. Verwendung fand auch gestoßener Zucker und gebranntes Küchensalz. Nach den Erkenntnissen könnte Bach an einer Sepsis (Blutvergiftung) gestorben sein.

Über dies und viele weitere Geschichten informiert die neue Sonderausstellung. Sie ist täglich 10 bis 18 Uhr bis zum 9. November zu sehen.

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