Besonderheiten aus dem Eisenacher Stadtarchiv (2):
Buch mit schmiedeeisernem Umschlag

Es entsprach dem Repräsentationsbedürfnis der städtischen Machthaber nach 1933, dass sie sich noch im gleichen Jahr ein neues Gästebuch zulegten, in dem sich künftig bedeutende Stadtbesucher verewigen sollten.
Achthundert Seiten aus echtem Büttenpapier standen dafür zwischen den schweinsledernen Einbänden zur Verfügung. Krönung jedoch war der in Bronze gearbeitete und handgeschmiedete Einband nach Entwürfen des Eisenacher Kunstschmieds Gustav Laufer. Die Mitte des Einbandes ziert eine Darstellung des Eisenacher Schutzheiligen St. Georg, der rechts und links vom Symbol der Zeit, dem Hakenkreuz, eingefasst ist. In den oberen Ecken sind das Reichswappen und das damals gültige „Thüringen-Wappen“, in den unteren Ecken die Wappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und des thüringischen Landgrafenhauses zu sehen.

Der schmiedeeiserne Einband lässt das Gästebuch zur schwersten Archivale des Stadtarchivs werden. Dokumentieren die vorgesehenen 800 Seiten den Anspruch des „Tausendjährigen Reiches“, so zeigt die Anzahl der tatsächlich beschriebenen 21 Blatt die zwölfjährige Realität.
Der Reichsstatthalter für Thüringen, Fritz Sauckel, war der Erste, der sich eintrug und das Buch mit den Worten eröffnete „Ein feste Burg ist unser Gott“.
Markig der letzte Eintrag eines Ritterkreuzträgers am 1. Februar 1945, der der Soldatenstadt Eisenach alles Gute wünschte, und der noch immer predigte „Vorwärts, nur vorwärts, egal wohin, nur vorwärts.“
Acht Tage später holte der Krieg auch das Gästebuch ein, das durch einen Granatsplitter beschädigt wurde. Die Schäden sind trotz der Restaurierung 1996 noch heute zu sehen.

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