Bestecksammlung darf nicht verkauft werden

Im Ergebnis der Restitutionsverhandlungen zwischen dem ehemals großherzoglichen Haus Sachsen-Weimar-Eisenach und dem Freistaat Thüringen wurde am 26. August 2003 der Vertrag zur gütlichen Einigung unterzeichnet. Danach sollten aus der zu zahlenden Entschädigungssumme von insgesamt 15,5 Millionen EUR 11 Millionen zulasten des Freistaates gehen, während die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen 4 Millionen und die Wartburg-Stiftung 500000 EUR durch Kunstverkäufe aufzubringen hatte.

In einer gesonderten Vereinbarung zwischen dem Freistaat Thüringen und der Wartburg-Stiftung wurde festgelegt, dass nur solche Objekte zum Verkauf auszuwählen seien, die für die Geschichte der Burg und Thüringens keine Relevanz besitzen, und dass diese ausschließlich öffentlichen Einrichtungen innerhalb Thüringens bzw. anderer deutscher Bundesländer anzubieten sind.

Ausgehend vom Sammlungsprofil der Wartburg erfüllte die Egloffstein’sche Bestecksammlung die genannten Bedingungen unter formalen Aspekten am ehesten. Da auch ihr gegenwärtiger «Marktwert» in etwa der erforderlichen Summe entsprochen hätte, wäre die Chance auf komplette Übernahme in ein entsprechendes Museum – etwa das Deutsche Klingenmuseum Solingen – realistisch gewesen.

Unabhängig davon, dass sich die Wartburg, wie jedes andere Museum auch, nur ungern von ihrem Beständen trennt, auch eingedenk der testamentarischen Verfügung des Wartburgerneuerers Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach von 1897, der zufolge Nichts von der Wartburg entfernt werden sollte, gehören die rund 650 Stücke sammlungsgeschichtlich allerdings zum ältesten musealen Inventar der Burg: 1843 von der Großherzogin Maria Pawlowna aus dem Besitz des privaten Sammlers, des damaligen Eisenacher Schlosshauptmanns Gottfried von und zu Egloffstein, erworben, gilt die historische Kollektion darüber hinaus als die älteste ihrer Art in Deutschland und ist vermutlich die Einzige, deren ursprünglicher Charakter und Umfang sich über rund zwei Jahrhunderte unverändert bewahren ließ.

Um diesen Schatz dem Wartburgmuseum und der Thüringer Museumslandschaft zu erhalten, fand die Wartburg-Stiftung bisher großzügige Unterstützung bei der Kulturstiftung der Länder, der Wartburg Wirtschaftsbetriebe GmbH, der Stadt Eisenach sowie bei der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, sodass mittlerweile neun Zehntel der Gesamtsumme gesichert sind.

Den Restbetrag von 50000 EUR hofft Burghauptmann Günter Schuchardt mit einem Spendenaufruf einzuwerben, wobei jede Summe willkommen ist. Wer sich mit 400 EUR und mehr beteiligen möchte, sieht einem besonderen Erlebnis entgegen: Er wird zu einem gediegenen Diner in das Wartburghotel eingeladen, darf während einer Präsentation das eine oder andere Stück der Sammlung in die Hand nehmen und hört zudem einen kurzweiligen Vortrag zum historischen Essbesteck und allem, was dazu gehört.

Ein kleiner Teil der Kollektion präsentiert sich bis zum 30. September in der Hauptstelle der Wartburg-Sparkasse in Eisenach. Um die ganze Bandbreite zu sehen, empfiehlt sich ein Besuch des Wartburgmuseums.
Deshalb hat sich die Wartburgstiftung auch bei der Wartburg-Sparkasse herzlich für die Unterstützung bedankt.

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