Das Theater dahinter

Ein Bühnenarbeiter zieht angespannt an einem Seil, seine Augen fixieren die Szenerie, Licht fällt ihm ins Gesicht. Atmosphärisch dicht und dynamisch wirft die Fotografie im Foyer des Landestheaters, fotografiert von der Eisenacherin Inka Lotz, ein Schlaglicht auf das Dahinter im Theater.

Das Motto dieser Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Theater entstand, könnte so lauten: den Blick von der Bühne weglenken, hin zu dem Theatertreiben hinter der Bühne, hin zu dem hektischen Werkeln, dem liebevollen Schustern oder der akribischen Vorbereitung eines Stücks, hin zu dem ansonsten ungesehenen Theatervolk, was Theater vorbereitet, es am Laufen hält, ohne welchem keine Inszenierung funktionieren könnte. Diesem Völkchen, zumeist in seinen versteckten Ecken bastelnd und arbeitend, nahm sich die Theaterfotografin Inka Lotz an. Sie spürte ihm aufgeschlossen und einfühlsam nach, immer mit dem Auge für die Kleinigkeiten, die das Theater zusammenhalten und erst ermöglichen.

Seit 1996 fotografiert Lotz für das Burgtheater, seit 1999 für das Landestheater. Allerdings noch nie näherte sie sich mit dieser jetzigen Intensität dem theatralischen Innenleben. «Einen Einblick hinter die äußerst kreativen Kulissen schaffen», wollte Lotz und meint doch schließlich nur, den Fokus auf die ansonsten abwesenden Theaterarbeiter zu streuen, die vom Publikum Vergessenen, wenn sich über eine Inszenierung der Applaus ergießt. Entstanden sind mehrere die Tiefe des Theaters entdeckende, schwarz-weiß Bilder, die den Malsaal, Tischlerei, Schneiderei, Maske, Ton, Requisite und anderes beleuchten. Die Theaterleute lächeln, sind konzentriert, scheinen die Kamera nicht zu bemerken oder gerade erst recht. Der Betrachter erlebt das Theater hinter den Kulissen. Ein Stillleben von der Werbeabteilung wechselt sich ab mit den äußerst typischen, mitunter leicht chaotischen Theatertreiben: ein Pyrotechniker inszeniert einen Flammenwurf, die Maske schminkt ihren Akteur zurecht, die Schneiderei zupft an einem Kleidungsstück herum, im Malsaal wimmelt es nur von Farbpaletten, um sie herum eine in ihre Arbeit versunkene Theatermalerin.

Bereits im Dezember 2003 lenkte Lotz einen ungewöhnlichen Blick auf das Theater mit ihren Orchesterfotos. In denen hielt sie Stimmungen, Stimmhaftes und Lustiges fest. Die nun ausgestellten Bilder sind die kontinuierliche Weiterentwicklung der Idee, das Theater als Ganzes zu zeigen.

Lotz , 1972 geboren, sagt, dass sich «einige verschlossene Türen aufgetan haben. Es macht Sinn weiter dranzubleiben, weil noch einige im großen Theaterhaus nicht geöffnet wurden.» Natürlich auch, weil «die Neugier noch groß ist». Und weil uns Lotz das Theater so präsentiert, wie es viel zu selten wahrgenommen wird, aus seinem Inneren heraus.

von Thomas Seifert

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