Die Experimentieroase

20 Veranstaltungspunkte, 2 Stunden Programm, über 150 Schüler im Einsatz, anhaltender Beifall und ein volles Haus, so präsentierte sich stolz strotzend und anhaltend unterhaltsam das Abbe-Gymnasium an seinem sechsten Theaterfest im Landestheater Eisenach. In der herausragenden Eigenschaft als «Bindeglied» zwischen den gesellschaftlichen Polen wie Wirtschaft, Soziales und Politik, habe sich die Kunst als unerlässlich etabliert, so Direktor Günter Straßburg vorweg bei seiner Einleitung. Darum sei es sehr selbstverständlich, dass die Schüler «neben dem täglichen, intensiven Studium, nach ausgleichenden Maßnahmen» suchen und sich von ihnen versuchen lassen. Das sollte sich ein Schüler nicht zweimal sagen lassen, ließ er sich auch nicht, lotete alle vorhandenen Kunstnischen der Abbe-Schule aus und stellte zumeist mit dem Lehrersupport Buntes auf die Bühne.

Dementsprechend breit gefächert bot der Abend allerhand: Chor, szenische Collagen auf russische, französisch und griechisch, Gitarrenkonzert, Klavierkonzert, Chansons, Akrobatik, Tanz, Afrorock, Jazzdancegruppe, Loriot und der absoluten Abbe Blues – irgendwie war alles dabei. Eine lange Liste mit einer spannenden Spannbreite, die manchem bewies und beweisen soll, dass dieses Gymnasium nicht nur in den Naturwissenschaften und den Sprachen herausragt, sondern wohl auch ein klein wenig mehr als nur ein bisschen in Kunst und Kultur. Sicher manches ähnelte dem Gesehenen der Vorjahre, trotzdem erschien aber alles anders. Schließlich wächst hier und dort einer aus der Schule heraus, wird von dem oder der da ersetzt und so sprießen Neue nach und drücken sich anders aus.

Der Unter- und Oberstufenchor sangen mal klassisch, mal munter modern und insbesondere die Liederreise der Älteren durch den «Rock’n Roll” erregte die Aufmerksamkeit. Die Fünftklässler behaupteten sich als «Abbe-Fans», ein alter, aber noch junger Bekannter, Florian Hainisch, aus der siebten Klasse bearbeitete virtuos das Piano, Maria Henkel vitalisierte David Bowies Eintagshelden, ausdrucksstark und ungekünstelt. Das russische Theater der achten Klasse endete mit einer hammerharten Überraschung, Josephine Streckhardt, die gemeinsam flott, frech und freundlich mit Lars Schmidtmann durch das Programm führte, bezauberte lieblich mit einem französischen Chanson. Die Akrobatiktruppe wagte wie gewohnt sehr Sehenswertes, Maria und Raissa Kankelfitz, sowie Tanja Hildebrand verführten mit ihren Tango-Choreografien und die Afrorocker der 12. Klasse überzeugten mit einem unheimlich vollen Sound. Lars Schmidtmann mit seinem Unplugged-Song, sowie der reife Blues des noch jungen Stefan Jäger oder der Loriot-Sketch im Sekretariat mit Anne-Kathrin Müller und Alice Müller komplettierten gekonnt das Programm und entfachten das Publikum.

Vieles von dem Gezeigten sei in der Projektwoche erarbeitet worden, so der Musiklehrer Gunnar Poppe, der gemeinsam mit der Deutschlehrerin Birge Saalfeld federführend für die Festveranstaltung verantwortlich ist. Besonders freute es ihn aber, dass manche Schüler über die Projektwoche hinaus Eigeninitiative zeigten und vollkommen selbstständige Programmbestandteile beisteuerten. Wieder einmal etabliert sich das Abbe-Gymnasium, wieder einmal tummelten sich die Schüler unaufhaltsam auf der Experimentieroase namens Bühne und wieder einmal nicht umsonst.

Thomas Seifert