„Es war nicht alles schlecht“

Es ist ein Stück der Weltliteratur.
Seit über 400 Jahren begeistert William Shakespears «Hamlet» mit seiner Tragik, seinem schwarzen Humor und seiner Tiefgründigkeit Literaten, Zuschauer und Leser weltweit.

Mit «Hamlet» schuf William Shakespeare ein Stück, welches in seiner Einmaligkeit kaum zu übertreffen ist. Auf lyrische Art und Weise schrieb der Brite damals die fiktive Geschichte eines jungen Prinzen nieder, welcher zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin- und hergerissen ist.

In Shakespeares Stück erlebt der junge Prinz Hamlet, wie sein Onkel Claudius, der seinen Vater auf hinterlistige Art und Weise tötete, seine Mutter heiratet und sich damit selbst ins Zentrum der Macht in Dänemark setzt.
Als Hamlet vom Frevel des Onkels erfährt, sinnt er auf Rache und will den Mörder mithilfe eines Schauspiels überführen. Der der Plan geht auf und König Claudius lässt den jungen Prinzen aus Sorge um sein Leben nach England verfrachten.
Von dort aus kehrt Hamlet zurück und ermordet während eines unfairen Fechtwettbewerbs mit seinem Nebenbuhler um das Amt des Königs, Laertes, diesen und seinen Onkel, der noch immer König von Dänemark ist.
Aber nicht nur die beiden Frevler sterben. Auch Hamlet und dessen Mutter werden bei diesem Wettbewerb Opfer eines Giftanschlages, worauf das Spiel in einer Katastrophe endet.

Doch nicht nur der junge Prinz Hamlet ist hin- und hergerissen. Auch der Zuschauer in der Inszenierung des Meininger Staatstheaters, die am gestrigen Sonnabend Premiere im Landestheater Eisenach feierte, ist es.
Denn es waren schauspielerische Glanzleistungen, die dort gezeigt wurden. Vor allem war es Florian Beyer, der in der Hauptrolle des Hamlet überzeugte. Auch Michael Jeske, er spielte den König Claudius, zeigte sein ganzes Können und spielte authentisch.

Allerdings konnten auch die Schauspieler nicht über die schlechte Inszenierung hinwegtäuschen. Intendant Ansgar Haag hatte selbst die Regie für das Stück übernommen und mit seiner Fassung dieses Klassikers eine vollkommene Bauchlandung gemacht.
Hatte Haag doch versucht das Schauspiel in die Zeit der Innerdeutschen Teilung zu verlegen und dabei keinen guten Stern gehabt.
Denn offenbar war nicht berücksichtigt worden, dass «Wir sind das Volk»-Rufe, NVA-Uniformen und graue Stasi-Spitzel nicht zu einem Werk Shakespeares passen wollen. Auch die von Jan Dvorak eigens komponierte Musik zum Bühnenstück wollte sich irgendwie nicht so recht in die tragisch-romantische Welt der Renaissance einfügen. Mit E-Gitarre und gelegentlichen Orchestereinspielen hatte man offenbar versucht, dieses Werk der inneren Zerrüttung auf eine gesellschaftliche Ebene der jüngeren deutschen Vergangenheit zu ziehen. Aber schon Im Ansatz misslang der Versuch. Viel eher wirkt das Stück dadurch verstörend und ungewollt künstlich.

Und dennoch bleibt am Ende jeder Vorstellung wohl ein Slogan, passend zu der Zeit, in der das Meininger Bühnenwerk spielt, unausgesprochen im Raum stehen: «Es war nicht alles schlecht». Denn obgleich die Inszenierung alles andere als sehenswert ist, so sind es doch die Schauspieler, die diesem aufgesetzt wirkendem Stück einen kleinen Teil Authentizität zurückgeben.

Die nächsten Vorstellungen finden statt:
26. Jan 15.00 Uhr
07. Feb 19.30 Uhr
22. Feb 19.30 Uhr

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