Faszinierende Eva Strittmatter

Sie war die Ehefrau eines berühmten Schriftstellers und schrieb ihre Gedichte lange Zeit nur heimlich. Als sie ihre Lyrik mit über 40 Jahren schließlich veröffentlichte, wurde sie zu einer der populärsten und meistgelesenen Autorinnen Deutschlands. Die Rede ist von Eva Strittmatter.

In Erinnerung an die faszinierende Poetin laden Sandra Blume und Franziska Gaulke-Baier am Donnerstag, 3. Mai um 19.00 Uhr zu einem Leseabend in der Buchhandlung «Leselust» am Marktplatz Eisenach ein.

Eva Strittmatter war mit dem 18 Jahre älteren Romanschriftsteller Erwin Strittmatter (u.a. „Der Laden“) verheiratet. Allein mit der Rolle der Ehefrau und Sekretärin mochte sich die Germanistin und Lektorin jedoch nicht bescheiden. Mehr und mehr entdeckte sie die Lust am Schreiben von Versen und rebellierte auf diese Weise gegen das ihr auferlegte Schicksal. Anfang der 50er Jahre hatte Erwin Strittmatter den nahe Berlin in ländlicher Idylle gelegenen Schulzenhof gekauft und Eva, die nie auf dem Land leben wollte, in ein fremdes Leben verschickt. In ein Frauenleben mit einem großem, baufälligen Hof, vier Söhnen und zeitweise bis zu 30 Pferden. Zeit zum Schreiben hatte sie kaum. Stets stand sie im Spannungsfeld zwischen dem familiären Alltag, der Hausarbeit, der Rücksichtnahme auf die schriftstellerische Arbeit ihres Mannes und ihrem eigenen Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung als Dichterin.

Ihre Erfahrungen und Konflikte bringt sie in ihren Gedichten in anrührende und intensive Bilder. Schonungslos ging Eva Strittmatter ihr Leben lang mit sich selbst ins Gericht. Die schlichte Ehrlichkeit, mit der sie über Hoffnungen und Ängste, Freundschaft, Glück und Liebe spricht, geht unter die Haut. Immer wieder findet sie Kraft und Halt in den alltäglichen kleinen Wundern. Ihre Naturbeschreibungen lassen den Geruch von Gras spüren, das Rot der Heide, das Licht ebenso wie einsame, dunkle Nächte. Ihr erster, auf Drängen von Freunden1973 veröffentlichter, Gedichtband hieß „Ich mach ein Lied aus Stille“. Elf weitere Bände folgten.

Gleich einem Roman lesen sich ihre Briefe, die sie, mehr als dreitausend an der Zahl, von 1965 bis 1992 geschrieben hat. Sie geben Auskunft über ihr Leben auf dem Schulzenhof und laden zugleich auf eine spannende Reise in die vergangene Lebenswelt einer DDR-Schriftstellerfamilie ein.

Franziska Gaulke-Baier und Sandra Blume verweben in ihrer Lesung Briefe und Gedichte Eva Strittmatters zu einem Zwiegespräch und machen so mit Leben und Werk der Dichterin vertraut, die Anfang des vergangenen Jahres im Alter von 80 in Berlin gestorben ist.

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