Fayencen im Thüringer Museum

„Fayencen – Kostbarkeiten der Barockzeit“ heißt die neue Ausstellung des Thüringer Museums. Sie wurde am Donnerstag, 22. Juni um 18 Uhr im Marstall des Stadtschlosses. Geöffnet ist sie täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr.
Zur Eröffnung sprachen Dr. Paul Jürgen Wittstock, Direktor des Marburger Universitätsmuseums sowie Dr. Cornelia Dörr, Direktorin des Thüringer Museums. Für die musikalische Umrahmung sorgten Sängerinnen der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Eisenach.

Das Thüringer Museum Eisenach besitzt mit derzeit 267 Stücken eine der nicht nur landesweit beachtlichsten Sammlungsbestände zum Thema Fayencen. Darunter befinden sich einmalige Zeugnisse mitteldeutscher und thüringischer Fayencekunst. Aus diesem Bestand wurden die aktuelle Ausstellung etwa hundert besonders prominente „Kostbarkeiten aus der Barockzeit“ ausgewählt.
Eines der einmaligen Prunkstücke der Exposition: das ehemalige Hochzeitsservice der Elisabeth-Sophie, geborene Prinzessin von Brandenburg-Preußen, das sie zu ihrer Vermählung mit Ernst Ludwig von Sachsen-Meiningen 1714 geschenkt bekam. Das Kernstück des Service ist ein Cabaret. Es besteht aus drei sechseckigen Platten mit dem Brandenburg-Preußisch-Sächsischen Allianzwappen und Blütenranken in Kaltbemalung sowie drei Fächerplatten mit bossierten Rändern. Es wurde in der Berliner Manufaktur Wohlbeer gefertigt.

Weitere repräsentative Bodenvasen und ein Deckelpokal mit Blaumalerei stammen aus der Manufaktur Zerbst. Ein Kühlbecken, das vermutlich in Coburg gefertigt wurde und ein Teller aus Fulda gehören zu den wenigen erhalten gebliebenen Fayencen dieser Manufakturen. Schwerpunkt der Ausstellung bilden jedoch herausragende Erzeugnisse der Thüringer Manufakturen Dorotheenthal, Erfurt, Abtsbessingen, Rudolstadt und Gera.

Unter Fayencen wird eine nach der italienischen Stadt Faenza benannte Keramik bezeichnet: Mit ihr versuchte man über Jahrhunderte hinweg in ganz Europa, die für breite Kreise unerschwinglichen Porzellanwaren aus China nachzuahmen. Charakteristisch für die Fayence ist eine undurchsichtige, meist weiße Zinnoxidglasur, die ihr auch den Namen „unaecht Porcellain“ eingebracht hat. Sie wurde in höchst kunstvoller Weise, vor allem mit speziellen „Scharffeuerfarben“, bemalt und in einem handwerklich sehr aufwändigen Prozess gebrannt und gebrauchsfähig gemacht.

Die Ausstellung ist ein Beitrag zur Städtepartnerschaft zwischen Eisenach und Marburg. Sie wurde vom Thüringer Museum gemeinsam mit dem Marburger Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte konzipiert. Zuletzt wurde sie bereits sehr erfolgreich im Landgrafenschloss Marburg präsentiert. Zur Ausstellung gibt es einen umfangreichen und reich bebilderten Katalog.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 30. September.

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