Frühling im Schlosspark Wilhelmsthal

Mit teils sommerlichen Temperaturen und dem frischen Grün der Bäume zieht auch in Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach der Frühling ein.
Seitdem die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Anlage 2009 übernommen hat, wurden 3,25 Millionen Euro in die Wiederherstellung von Schloss und Park Schritt investiert. Schon laden die Blumeninsel und der
2013 wiederhergestellte Promenadenweg am See zum Flanieren ein, Konzerte locken zahlreiche Besucher an. Doch jetzt ziehen für die langfristige Rettung des einmaligen Denkmalensembles dunkle Wolken auf: Für den geplanten Neubau der Bundesstraße 19 im Bereich Wilhelmsthal ist eine Variante im Gespräch, die eine Bedrohung für die Zukunftsperspektiven der Anlage darstellt. Umfassende Eingriffe in die Umgebung würden das Parkumfeld schädigen, Lärm und Schmutz den Kulturgenuss stören.
Seit längerer Zeit gibt es Diskussionen um den Verlauf der Neubautrasse.
Vor allem die Bewohner der Gemeinde Mosbach erwirkten Korrekturen an der ursprünglichen Planung. Die neue Variante V4 sieht für Wilhelmsthal vor, die bisherige Streckenführung beizubehalten. Dann allerdings soll die Route abzweigen und durch einen massiven Taleinschnitt zum neuen Tunnel führen. Geplant ist eine 30 Meter tiefe Einsenkung in den bewaldeten Bergrücken mit einer Aufweitung von mindestens 100 Metern – und das in einer der wichtigsten Sichtbeziehungen des Parks. Darüber hinaus würde die vorhandene Straße inmitten des Denkmalbereichs ausgebaut werden. Die Folgen für das Denkmal und das unmittelbar angrenzende Flora-Fauna-Habitat(FFH) wären dramatisch.
Den Gestaltungsprinzipien des Landschaftsgartens entsprechend, sind die Blickbeziehungen in die umgebende Kulturlandschaft fester Bestandteil der Parkgestaltung. Wilhelmsthal ist zudem Bestandteil der im 19. Jahrhundert gestalteten Kulturlandschaft rund um die Wartburg. Blickachsen von den Parkwegen über den See weisen in den Bereich des Geländeeinschnitts. Der Rundweg über das Schwalbennest oberhalb des Sees führt hier entlang zur Fürst-Pückler-Brücke an der Blumeninsel. Diese von den Gartenkünstlern Herrmann Fürst von Pückler-Muskau und Herrmann Jäger geplanten Verbindungen wären unwiederbringlich zerstört und auch nicht zu kaschieren. Anstelle der sanften Wiesensenke träten der Taleinschnitt und die Verkehrsanlagen voll in Erscheinung.
Die prognostizierte Steigerung vor allem des Schwerlastverkehrs wäre verheerend für den Tourismus rund um Wilhelmsthal. Die künftige Nutzung von Schloss und Park Wilhelmsthal setzt auf Kultur und Erholung. Schon jetzt finden regelmäßig auch im Freien Konzerte statt. Sie wären durch die neue Trasse dann praktisch unmöglich: Lärm und Schadstoffe würden trichterartig nach Wilhelmsthal geleitet werden. Schallschutzmaßnahmen in der Ortslage sind nicht möglich, sie würden das Denkmalensemble zerschneiden. Wilhelmsthal als die einzige erhaltene profane Uraufführungsstätte von Werken des Komponisten Georg Philipp Telemann wäre entwertet!
In den Nutzungsüberlegungen für Wilhelmsthal spielt darüber hinaus die Unterbringung von Urlaubsgästen eine wichtige Rolle. Auch dieses einzigartige Angebot wäre angesichts einer massiven Lärmbelästigung nicht mehr sinnvoll. Die Chance eines umweltfreundlichen und kulturorientierten Tourismus wäre für dieses Denkmal mit hohem touristischen Potential vergeben.
Dabei gäbe es Alternativen: Wiederholt hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Stellungnahmen aufgezeigt, dass mit einer Verlängerung des Tunnels um 500 Meter eine vollständige Umfahrung Wilhelmsthals möglich wäre. Eine Trassenführung könnte vor Wilhelmsthal im Bereich Katztal abzweigen und an die Tunneltrasse anbinden. Für die Umfahrung der Ortslage Mosbach wurde der ursprünglich geplante Tunnel um zwei Kilometer verlängert. Auch für Wilhelmsthal muss eine vergleichsweise geringe Verlängerung möglich sein, um schweren Schaden vom kulturellen Erbe Thüringens abzuwenden.

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