«Fünfzig Noten mehr» Konzertprogramm vereint die «Meininger Helden» Brahms und Strauss

Nur rund 100 Tage hat Johannes Brahms in Meiningen verbracht – und doch kann man ihn getrost als «Meininger Helden» vereinnahmen, der freundschaftlich mit dem Herzogspaar verbunden war, seine späten Klarinettenkompositionen für den Meininger Solobläser Mühlfeld schrieb und von der Hofkapelle die 4. Sinfonie uraufführen ließ. Die Startvoraussetzungen für diese fruchtbare Verbindung schuf Hans von Bülow, Leiter des Orchesters, mit einem klugen Schachzug: Er lockte Johannes Brahms mit dem Angebot nach Meiningen, hier sein gerade vollendetes Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur mit der Meininger Hofkapelle ausprobieren zu können – ohne jeden Aufführungszwang. Gänzlich für Meiningen gewonnen wurde der Komponist schließlich durch die Musiker selbst, die laut Brahms «ganz eminent eingeübt» waren; «kommt nun Unsereins dazu und musiziert mit ihnen, wie ihm ums Herz ist, so weiß ich nicht, wo er es vortrefflicher haben kann.» Und zu musizieren gab es reichlich: Denn das Werk, über das Brahms in Briefen witzelte, es sei «ein ganz ein kleines Klavierkonzert» ist vielmehr eine groß angelegte Sinfonie mit obligatem Klavier. Die Solopartie des Konzerts, die in den ersten Aufführungen Komponist Brahms selbst spielte, übernimmt im 6. Sinfoniekonzert Llŷr Williams – Pianist mit walisischen Wurzeln, der in Meiningen zuletzt im April 2012 mit Mozarts Klavierkonzert KV 595 überzeugte.
Wie im Falle von Brahms, so war auch die Zeit des jungen Richard Strauss in Meiningen vergleichsweise kurz bemessen; aber die Bedeutung der hiesigen Mentoren auf sein künstlerisches Schaffen ist unbestritten. Als das eigentliche «Hauptereignis des Meininger Winters» 1885/86 bezeichnete der Komponist später die Begegnung mit Violinist und Kapellmeister Alexander Ritter, der ihn musikalisch auf die Spuren Wagners setzte und seine gesamte Laufbahn beeinflusste. Bereits 1886 nahm er mit «Macbeth» seine erste Tondichtung in Angriff; unmittelbar danach ließ er sich von Versen des Dichter Nikolaus Lenau zu «Don Juan» inspirieren. «Der Klang war wundervoll, von einer riesigen Glut und Üppigkeit, die Geschichte wird einen Mordseffekt machen», berichtete der junge Mann seinem Vater über das Werk. «Ein Glück ist nur, dass das ganze Ding nicht eigentlich diffizil ist; ist nur sehr schwer und anstrengend, auf fünfzig Noten mehr oder weniger kommt es ja nicht an.» Nachdem Strauss 1892 seinen Opernerstling «Guntram» vollendet hatte, schwebte ihm auch gleich ein weiteres Sujet vor: Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern. Letztendlich aber transformierte Strauss die aberwitzigen Eskapaden des Abenteurers in ein erzählerisches Orchesterwerk. Und die Presse zeigte sich beeindruckt: «Was Strauss dem Orchester an virtuoser Technik zumuthet, in dem er jedes einzelne Instrument, die Violine, die Flöte, das Horn usw. vollständig concertmäßig behandelt, geht über alles Dagewesene weit hinaus.» Auch hier also wieder mächtig viel Musik – aber auf fünfzig Noten mehr oder weniger kommt es ja zum Glück nicht an.

Johannes Brahms (1833 – 1897)
Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83
Richard Strauss (1864 – 1949)
Don Juan op. 20
Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

Solist Llŷr Williams (Klavier)
Dirigent GMD Philippe Bach

Konzert
MI 16. 04., 19.30 Uhr, Großes Haus
(Einführung 18.30 Uhr, Foyer)
Karten unter 03693/ 451-222,-137 oder www.das-meininger-theater.de

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