Gert Weber stellt in Eisenach aus – Zeugnisse eines Unangepassten

Eine Personalausstellung des Gräfenhainer Malers und Grafikers Gert Weber ist ab Freitag, 4. Mai, im KUNSTpavillon Eisenach in der Wartburgallee 47 zu sehen. Der Titel dieser Ausstellung „Kopf-Bild – Bild-Kopf“ vereint Ölbilder, Grafiken und Zeichnungen mit zentralen und wiederkehrenden Motiven im Schaffen des Künstlers. Thema der Schau ist das Menschenbild im Kontext gesellschaftlicher Repressionen und individueller psychischer Befindlichkeiten. Daher seien die Arbeiten «keine Porträts im eigentlichen Sinne, also kein Typus der Repräsentation, sondern eher Zustandsbeschreibungen: Gesehenes, Erlebtes wird umgesetzt, ablesbar an einem Gesicht, einer Falte, dem Mundwinkel oder dem Auge», so der Maler.

Diese Bilder spiegeln Erfahrungen aus dem Leben des Malers insbesondere während der DDR-Zeit, aber auch der jüngsten Geschichte wider. Weber, der sein Hochschulstudium an der HfBK Dresden 1974 aufgrund politischer Indoktrination abbrach und seine Studien im Atelier des später in die BRD ausgewiesenen Mentors, des Dissidenten Werner Schubert – Deister fortsetzte, konnte während der DDR-Zeit meist nur im Schatten der Kirche ausstellen und arbeiten. Vom offiziellen Kunst- und Kulturbetrieb ferngehalten, entstanden während der 1980er Jahre Werke von Anklage, Trauer und Ohnmacht.

Auch nach der politischen Wende behielt der heute 60-Jährige seinen kritischen Blick für die Missstände in der Welt bei. Das zwei mal drei Meter große Ölbild « Klagemauer» (2000) zeigt die Leiden der unbekannten und unbenannten Drangsalierten, deren Druck das ordnende und beklemmende Gefüge der Mauer kaum länger zu widerstehen vermag. Das Ölbild «Tango» (1992) fügt sich ebenfalls nahtlos in das seit fast 30 Jahren wiederkehrende Ohnmachtsthema ein: Das Leben als schaurige Szene, das ewige Lied vom Totentanz, entfesselten Trieben, einstürzenden Kartenhäusern und Ideologietrommlern, die gaffende Menge, der sich durch Hilflosigkeit und Gleichmut selbst exekutierenden Menschheit, so beschreibt Prof. Dr. Edwin Kratschmer dieses Werk. Es hinterlässt in dem Betrachter nachhaltig bleibende Spuren der Betroffenheit, gleichsam als Symbol der Ohnmacht. Die mahnende Botschaft in Webers Werken soll aber nicht als Negation des Lebens verstanden werden. «Wenn er auch weiterhin den Blick auf die dunklen Seiten des menschlichen Daseins lenkt, ist dies immer mit dem Glauben an die menschliche Vernunft und Toleranz gekoppelt, die auch jederzeit in hellere Sphären führen können», analysierte Winfried Wiegand, Direktor der Meininger Museen.
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Über den Maler
Gert Weber, 1951 im thüringischen Gräfenhain geboren, beschäftigte sich ab 1970 mit ersten ernsthaften bildnerischen Arbeiten, was 1974 zunächst im Studienbeginn und gleichzeitigen -Abbruch an der HfBK Dresden gipfelte. Danach arbeitete Weber im Atelier von Werner Schubert-Deister in Friedrichroda (1986 mit Hilfe der UN-Menschen-rechtskommission in die BRD übergesiedelt), knüpfte Kontakte zu Kunsthochschulen in Polen z.B. in Poznan bei Prof. Jan Berdyszak, zu Prof. Elisabeth Voigt, Leipzig sowie Gerhard Altenbourg und setzte als externer Hörer die Studien an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig fort. Seit 1980 ist der Maler freischaffend tätig und von 1982 bis 1984 arbeitete er am Panoramagemälde von Werner Tübke in Bad Frankenhausen mit. 1984 wurde er aus dem Berufsverband Bildender Künstler der ehemaligen DDR ausgeschlossen. Damit verbunden war, ein Arbeits- und Ausstellungsverbot. In dieser Zeit bot vor allem die Evangelische Kirche ein Refugium für die Arbeit und die materielle Existenz des Nonkonformisten. Nach Widerspruch, Eingaben und persönlichen Einsatz von namhaften Kollegen wurde 1986 dieser Bann vom Zentralvorstand des Künstlerverbandes in Berlin aufgehoben.

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Erst mit dem Zusammenbruch des alten Systems und der Öffnung der innerdeutschen Grenze fanden Webers Arbeiten die ihnen gebührende Aufmerksamkeit bei Museumsleitern und zahlreichen Privatsammlern.

Neben dem bildkünstlerischen Schaffen machte sich Gert Weber bei anspruchsvollen denkmalpflegerischen Projekten sowie bei der Restaurierung historischer Malereien einen Namen. Gleichzeitig blieb er sakralen Themen treu; es entstanden moderne Deckenbilder in den Kirchen des hessischen Reichensachsens und des thüringischen Wölfis´. Beachtung über die Landesgrenzen hinaus fand die 2006 fertiggestellte Neufassung des Deckengemäldes in der Kuppel des Burschenschaftsdenkmals in Eisenach. Webers Werke finden sich heute unter anderem im Deutschen Historischen Museum, im Dommuseum Fulda, der Universität Leipzig, im Stadtmuseum Düsseldorf, in den Meininger Museen sowie in zahlreichen weiteren privaten und öffentlichen Sammlungen.

Der überregional agierendeThüringer Maler und Grafiker Gert Weber ist seit 1980 freischaffenden tätig und arbeitete Anfang der achtziger Jahre am Panoramagemälde Werner Tübkes in Bad Frankenhausen mit. Die Neuausmalung der Kuppel des Burschenschaftsdenkmals nach historischer Vorlage und Fragmenten des Originalbildes von Otto Gussmann zeigt ebenso Bezug des Künstlers zu Eisenach wie die Teilnahme an der Ausstellung «Die Deutsche 9» sowie die Beteiligung an der durch den KUNSTPavillon geleiteten deutschen Delegation im Carrousel du Louvre, Paris (2009).

Die Vernissage am Freitag, 4. Mai begann um 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers. Begrüßen wird der Leiter des Kunstpavillons Peter Schäfer, Matthias Mörstedt wird als Kurator dieser Präsentation in die Ausstellung einführen.

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