Geschichte und Biografie: Zwei Bäume in Jerusalem

Die Buchhandlung «Die Eule» lud zu einer Lesung mit Cornelia Schmalz-Jacobsen ein. Im Restaurant «Auf der Creuzburg» las die 1934 in Berlin geborene Journalistin und Politikerin am Montag aus ihrem Buch «Zwei Bäume in Jerusalem». Knapp 30 Gäste folgten den interessanten Ausführungen und Leseproben.
Mit diesem Buch beschreibt die Autorin ein Stück deutsche Geschichte, die nicht so im Mittelpunkt der Öffentlichkeit steht.

Im Deutschland des Faschismus gab es auch Menschen, die Juden das Leben gerettet haben. Jeder dieser durfte, nach Prüfung, in der «Allee der Gerechten» in Yad Vashem in Jerusalem ein Baum pflanzen. Die Namen «Eberhard Helmrich» und «Donata Helmrich» stehen auf den Schildern – die Eltern der Autorin.
Und so beschreibt Cornelia Schmalz-Jacobsen einen Teil ihrer Kindheit und die spätere Begegnung mit der eigenen Geschichte. «Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch schreiben soll. Immer habe ich es verschoben. Es ist schwer über die eigenen Eltern zu schreiben. Jetzt kann ich sagen es war gut, dass ich es gemacht habe», so die ehemalige Politikerin, die Mitglied des Bundestags, Ausländerbeauftragte der Bundesregierung und FDP-Generalsekretärin war. Ihre Mutter Donata wurde in Weimar geboren und ihr Großvater war Intendant des Nationaltheaters Weimar.
Ohne viel Aufhebens hat die Familie den verfolgten Juden geholfen und dies oft unter Lebensgefahr. Beschrieben wird das Leben in Berlin und das des Vaters als Landverwalter in Polen, wo er hunderten Juden das Überleben sicherte. Lebendig beschreibt sie diese Zeit, von der lebenswichtigen Verschwiegenheit als sechsjährige in der Schule und beim Spielen mit den anderen, bis hin zum Besuch des Vaters in den von den Nazis besetzten Gebieten.

Mit historischem Sachverstand entstand ein Buch, das verschiedene Generationen anspricht. Den Älteren wird die eigene Geschichte vor Augen geführt, die oft zur Frage der eigenen Zivilcourage aufwirft, den Jungen wird die Vergangenheit nahe gebracht.
Kein Stoff für einen Film wie «Schindlers Liste», oder doch?
Es gab tausende von couragierten Menschen, die zu stillen Helden wurden. Und so war es nach dem Krieg nicht einfach zu fragen, was hast du getan? Hier hätte es eine große Erklärungsnot gegeben, vermutet die Autorin.
Und hatte die kleine Cornelia damals Angst gehabt: «Ich war einfach zu jung, um Angst zu haben», sagte sie heute.

Auch beschrieb sie was für Eindrücke aus der Nazizeit Deutschlands bis heute international geblieben sind, so bei einem Besuch 1992 in einer jüdischen Gemeinde in den USA. «Im Ausland gilt man oft noch, als aus dem ´bösen Deutschland´ kommend, auch wenn man ´als Retter´ gilt, man gehörte als Deutsche eben dazu». Doch nach dem Vortrag dort in einer kleinen Stadt, kamen Frauen auf sie zu und sagten, dass sie ohne die Hilfe ihres Vaters den Krieg nicht überlebt hätten…

Er war die erste Lesung die die Buchhandlung «Die Eule» auf der Creuzburg veranstaltete, weitere sollen folgen.
Der nächste Höhepunkt ist die Lesung von Angelika Domröse am 12. März in der Sparkasse. Kommen werden auch noch die Schauspieler Rolf Zacher (11. April) und Michael Lesch (5. April).

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