Industrie und Handwerk unterstützen Stadt in Sachen Berufsschule

Helle Aufregung gab es heute bei der Stadtverwaltung Eisenach, der Kreishandwerkerschaft und bei der IHK. Der Wartburgkreis verfügte im Berufsschulnetzkonzept, das Einzuggebiet des Berufsbildungszentrums Bad Salzungen auf den gesamten Wartburgkreis.
Ursprünglich war nur der Altkreis Bad Salzungen genannt. Dies solle eine Reaktion auf die Haltung Eisenachs zum Konzept sein. Demnach sollte die Stadt einige Bereich der Ausbildung aus ihrem Schulzentrum nach Bad Salzungen abgeben. Hierbei kam es zu Differenzen. Ute Lieske, Dezernentin: «Das war keine Diskussion über Lösungen, sondern der Kreis stellte nur Forderungen an uns, diese konnten wir nicht akzeptieren.»
Die Stadt sei bis zum Schluss kompromissbereit gewesen. Jetzt mache der Kreistag einen Alleingang. Lieske wies in diesem Zusammenhang die Darstellung der Dezernentin des Kreises, Claudia Döring, zurück: «Nicht wir haben die Verhandlungen platzen lassen, sondern der Kreis.»
Das Berufschulnetz wird jährlich fortgeschrieben. Kreise und kreisfreie Städte melden ihre Vorschläge dem Kultusministerium. Die Verhandlungen für das Schuljahr 2002/2003 wurden seit Herbst des vergangenen Jahres zwischen der Stadt Eisenach und dem Wartburgkreis geführt, der Kreis wollte zunächst große Teile der Berufsfelder (Metall, Elektrotechnik, Elektronik, Kfz), die in Eisenach angeboten werden, nach Bad Salzungen übernehmen. Als darüber keine Einigung erzielt werden konnte legte die Kreisdezernentin einen Entwurf vor, der vorsah, den gesamten Wartburgkreis als Einzugsgebiet für die Bad Salzunger Berufsschule zu benennen. Dies konnte die Stadt nicht akzeptieren, so in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.
Ein späterer Kompromiss sah vor, dass 575 Schüler von Eisenach nach Bad Salzungen wechseln und 287 von dort nach Eisenach. Dies akzeptierte der Kreis nun nicht.
Claudia Döring forderte noch mehr Schüler und Berufsgruppen nach. «Das konnten wir einfach nicht mehr akzeptieren, vor allem im Hinblick der hier ansässigen Firmen und ihren Auszubildenden», so Ute Lieske. Die Stadt bleibe aber weiter gesprächsbereit.
Rainer Marschall, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: «Hier werden Lehrstellen vernichtet, wir fordern im Interesse unserer Unternehmen beide Standorte zu behalten. Die Entscheidungen sind kurzsichtig und ohne Sachverstand.» IHK-Regionalgeschäftsleiter Klaus Graßni betonte, dass so allein für die Ausbildung bei Bosch (142 Lehrlinge) monatlich über 3000 Euro mehr Fahrtkosten gezahlt werden, abgesehen vom Zeitfaktor. «Viele Unternehmen sind aufgebracht von dieser Diskussion», so Graßni. Für beide Unternehmensvertreter sind die Entscheidungen des Kreises nicht nachvollziehbar. Ausbildungsplätze gehen verloren, die Lehrlinge ziehe es dann mehr nach Mühlhausen, Gotha oder gar Eschwege.
In Eisenach lernen gegenwärtig 2101 jungen Leute, in Bad Salzungen sind es 1283. Mit dieser Aktion, so der Anschein, will man im Wartburgkreis mit Blick auf den Geburtenknick, den Bestand der Schule in der Kreisstadt sichern – dies auf Kosten der Einrichtung in Eisenach.

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