Literarische Entdeckung in alten Jahrgängen der „Eisenacher Tagespost“

Das Thüringer Museum Eisenach lädt am Mittwoch, 14. September, zu einer Lesung in die Reuter-Villa ein. Dabei werden literarische Entdeckungen in alten Jahrgängen der „Eisenacher Tagespost“ vorgestellt. Die Lesung beginnt 18 Uhr.

Wo und unter welchem Namen Ferdinand Hardekopf (1876-1954) überall schrieb, wussten nicht einmal seine Zeitgenossen. Er ist seit hundert Jahren ein Geheimtipp, auf den sie alle geschworen haben: Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Hugo Ball, Joseph Roth, Heinrich Mann, Walter Benjamin. Mindestens vier Pseudonyme hat er geführt, und viele seiner Texte erschienen unter Kürzeln wie «F.H.», «F.Ha.» und so weiter.

Hardekopfs Wirkungsmöglichkeiten litten jedoch auch unter den politischen Verhältnissen; im ersten Weltkrieg ging er ins Exil in die Schweiz, während des zweiten Weltkrieges war er in Frankreich, wurde interniert und überlebte nur knapp. Seine Manuskripte gingen verloren, so dass sein Werk für immer Fragment bleiben wird.

Auch wenn der Dreh- und Angelpunkt seiner ersten Lebenshälfte Berlin war, ist der Ort seines literarischen Debuts Eisenach. Hier gab ihm Philipp Kühner, der Verleger der „Eisenacher Tagespost“ (der später auch das Eisenacher Richard-Wagner-Museum mitbegründete), ab 1899 für drei Jahre eine journalistische „carte blanche“: Einmal im Monat durfte Hardekopf aus der Reichshauptstadt berichten, und der angehende Autor tat dies auf die charmanteste – und ungewöhnlichste Weise. Kaiser und Hof, Adel und Militär ließ er mit leichter Hand beiseite und berichtete stattdessen vom Leben auf den Straßen, von Theatern und Varietés, von fragwürdigen Bohemiens und von durch Zensur verbotenen Autoren.

NIMBUS-Verleger Bernhard Echte und seine Mitarbeiterin Julia Knapp präsentieren an diesem Mittwoch in einer szenischen Lesung den Band mit diesen Eisenacher Berlin-Texten, die erst kürzlich wiederentdeckt und herausgegeben wurden.

Auf Grund begrenzter Platzkapazitäten werden Voranmeldungen freitags bis sonntags unter der Rufnummer  03691-743293 entgegengenommen. Der Eintritt kostet 4 Euro.
Der Abend ist eine Veranstaltung des Thüringer Museums mit freundlicher Unterstützung der Nimbus. Kunst & Bücher AG.

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