Neue Hörstationen bereichern Bachhaus-Ausstellung

Der Besucheransturm im Jahr 2007 (knapp 100000 Besucher) hatte seine Spuren hinterlassen: abgelaufenes Parkett, Schmutzflecken an Wänden, abgefallene Ausstellungsbeschriftungen. In den Wintermonaten wurden nicht nur diese Spuren alle beseitigt, die Ausstellung wurde auch an zahlreichen Stellen um Neuerungen ergänzt. Zwei alte Bach-Kupferstiche – gestochen von Friedrich Wilhelm Bollinger (1802) und Heinrich Gustav Leybold (1842) – konnten im Original zu erworben werden und ergänzen nun den Ausstellungsteil «Bach-Ikonographie».
Eine wichtige Erwerbung kam aus Holland. Der Amsterdamer Bach-Dirigent und Organist Ton Koopman schenkte dem Bachhaus das Manuskript seiner Rekonstruktion der Bach-Kantate «Singet dem Herrn ein neues Lied» (BWV 190). Diese Bach-Kantate ist nur bruchstückhaft überliefert. In dem Ausstellungsbereich «Bach-Forschung» zeigt das Bachhaus nun, wie heutige Musiker wie Koopman die Bruchstücke kreativ und sorgfältig um Bass- und Orchesterstimmen ergänzen mussten, um Bachs verbliebene Noten für das Publikum hörbar zu machen.
Augenfälligste und aufwendigste Neuerung im Rahmen des mit den Stuttgarter Ausstellungsgestaltern Atelier Brückner durchgeführten Projekts «Bachhaus 1.1» ist die Ergänzung der neuen Ausstellung um 14 neue Hörstationen (MP3-Player). Diese sind rund um das Herzstück des neuen Museumsgebäudes angeordnet, das «Begehbare Musikstück». Durch Sprecherinnen werden Bachs Kompositionsmethoden und seine Werke anhand von Musikbeispielen erläutert. Die Themen reichen von Fuge und Kontrapunkt, Generalbass, Stimmung und Temperatur bis zur Orgelmusik, Kantaten und Passionen, Weltlichen Kantaten, Concerti und Ouvertüren hin zum Spätwerk. Die Texte schrieb erneut der Musikhistoriker Anselm Hartinger (Bach-Archiv Leipzig). «Uns war wichtig, auch komplizierte musikgeschichtlichen Zusammenhänge für Laien verständlich darzustellen und sie mit vielen Musikbeispielen zu illustrieren», erläutert Bachhaus-Direktor Jörg Hansen. Die Aufnahmen erfolgten in einem Stuttgart Tonstudio mit zwei professionellen Sprecherinnen aus Deutschland und Amerika. Das passt, findet Hansen, der an der Sprecherauswahl beteiligt war: «Das historische Bachhaus mit seinen groben dunklen Balken und vielen Unebenheiten ist eher männlich, die moderne Ausstellung mit ihren runden Hängesesseln und dem elegant geschwungenen Begehbaren Musikstück dagegen definitiv weiblich.»

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