Neue Sonderausstellung in der Predigerkirche

„Elisabeths Armenwelt“ ist der Titel einer Sonderausstellung, die bis zum 22. März 2009 in der Predigerkirche Eisenach zu sehen ist. Sie ergänzt die dort untergebrachte Sammlung „Mittelalterliche Schnitzplastik“. Die Ausstellung ist geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.

Gezeigt werden in der Predigerkirche Aspekte des Lebens der einfachen Menschen, die im Hochmittelalter lebten. Dargestellt wird dies vor allem anhand von Bodenfunden aus Eisenach und anderen Orten Thüringens. Die Stücke stammen aus dem Bestand des Thüringer Museums Eisenach sowie aus dem Fundus des Thüringer Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar. Nachbildungen einiger Gefäße und die von Ulrich Kneise fotografierten Lebensorte der Heiligen Elisabeth ergänzen die Präsentation.
„Wie spielten, wohnten, lebten und überlebten die Menschen in dieser ungewissen Zeit, in der die junge Fürstin ihr Leben für ihren Glauben opferte?“ Dies ist die Frage, der die Ausstellung nachgeht.

Zu sehen sind Exponate, die in den vergangenen Jahren in Eisenach und Umgebung ausgegraben wurden. Sie berichten von der Stadtwerdung in der Epoche der heiligen Elisabeth. Bei den Grabungen kamen Töpfe, Kannen, Geschirr oder Spinnwirtel und Kamm zum Vorschein aber auch Sicheln, Schleifsteine sowie Flöten oder gar Spielsteine und Tierplastiken. Sie kommen aus der Bevölkerungsschicht fern des Hoflebens auf den Burgen der Ludowinger, der das besondere Interesse der Landgräfin Elisabeth galt.

Einige Exponate wurden auch in der Landesausstellung auf der Wartburg gezeigt. In dieser Schau werden sie und weitere aussagekräftige Stücke in einem erweiterten Zusammenhang präsentiert.

Der Ort selbst eignet sich wie kaum ein zweiter: Gegründet wurde die Predigerkirche (ehemaliges Dominikanerkloster) in der Zeit der Regierung Heinrich Raspes IV., dem Schwager der Heiligen Elisabeth. Das Patrozinium der Kirche teilen sich Johannes der Täufer und die Heilige Elisabeth.

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Begleitend zur Ausstellung finden monatlich Konzerte und Vorträge für Erwachsene sowie eine Reihe von Veranstaltungen für Kinder statt. So gibt es an jedem vierten Samstag im Monat jeweils um 18 Uhr Konzerte, Literatur und Vorträge. Kinderführungen mit Programm gibt es an jedem dritten Samstag im Monat jeweils von 15 bis 17 Uhr. Dazu kommen Vorführungen unter dem Motto „Handwerk und Kräuter“ in thematischem Wechsel an jedem vierten Donnerstag im Monat (immer 11 bis 13 Uhr) und Sonderführungen an jedem dritten Donnerstag im Monat jeweils um 11 Uhr und 16 Uhr und auch nach Absprache

Gefördert wird die Ausstellung vom Thüringer Kultusministerium und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

Die Welt der Armen zur Zeit der Heiligen Elisabeth
Als arm gelten für das Mittelalter diejenigen Personengruppen, die zu den sozial niedrigsten und materiell schwächsten zählten. Sie waren darauf angewiesen, ihren Lebensunterhalt durch harte Arbeit zu verdienen – was nicht immer gelang. Da es zu den christlichen Pflichten gehörte, für die Armen zu sorgen und diese Nächstenliebe Dienst an Gott bedeutete, wurde Armut nicht bei ihrer Entstehung verhindert, sondern nur gelindert.
Ende des 12. Jahrhunderts wurde aus dem Phänomen Armut eine bis dahin nicht gekannte Massenerscheinung. Die Ursachen hierfür waren das rapide Bevölkerungswachstum, klimabedingte Missernten und Krankheiten, die sich überlagerten und mit politischen Krisen und Kriegsereignissen einhergingen.

Verantwortung für die Armen übernahmen geistliche Institutionen und – eher vereinzelt – auch fürstliche Landesherren sowie die neu hervortretende Schicht der Stadtbürger. Sie teilten sich in der Fürsorge für Arme und Kranke durch Hospitalgründungen.
Die Landgräfin Elisabeth von Thüringen wurde von diesem Geist geprägt, ging jedoch in ihrer Hinwendung zu den Armen über christlich-mildtätige Fürsorge und Linderung akuter existenzieller Not weit hinaus. Dabei überwand sie – dem Beispiel Franz von Assisi folgend – alle Standesgrenzen. Schließlich identifizierte sie sich mit den Ärmsten und Schwächsten und diente ihnen bis hin zur Selbstaufgabe unter dem Einsatz der eigenen Person.

Ein zweites Phänomen lässt sich in der dieser Zeit der Epochenwende feststellen: Neben der Entstehung von religiösen Armuts- und Laienbewegungen kommt es zu einer nicht mehr rückgängig zu machenden Entwicklung von Städten nördlich der Alpen – auf den Territorien der Ludowinger stehen dabei an erster Stelle Eisenach, Gotha und Weißenfels.

Die Ausstellung will sich im Nachklang zum Elisabethjahr 2007 diesem spezifischen Thema widmen und dabei die Welt, auf die Elisabeth mit Empfindsamkeit und Tatkraft reagierte, vor Augen führen. Den Anstoß für das weitreichende Handeln der Heiligen gab die fernab von ihr existierende Armenwelt. Dargestellt werden ihre Auswirkungen, aber auch ihre Ursächlichkeit.

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