Professoren sitzen über Kantorenbuch

Das Eisenacher Kantorenbuch wird restauriert. Dazu hat sich der anerkannte Restaurator Hans-Dieter Lomp aus dem hessischen Schlitz bereiterklärt. Dies geschehe auf eigene Kosten. Damit leistet er einen wertvollen Beitrag im Rahmen der Aktion «Geschundene Bücher». Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner schätzt ein, dass die Kosten, dem eines Kleinwagens nahe kämen.
Das Kantorenbuch Eisenachs ist eine musikalische Quelle der Reformationszeit und sei von bedeutendem nationalen Rang. Deshalb wollen die Sachverständigen dieses Buch als bedeutendes nationales Archivgut einstufen lassen.

Das Buch aus dem vermutlich auch noch Johann Sebastian Bach und sein Bruder gesungen haben ist etwa 12 kg schwer und 54x30x13 Zentimeter groß. Diese Größe erklärte sich daraus, dass einst die Chorsänger rund um das Buch standen, um daraus zu singen. Und so mussten die Noten die entsprechende Größe haben.
Hauptschreiber des Bandes war Wolfgang Zeuner, Diakon und Lehrer an der Eisenacher Lateinschule. Er stellte eine Auswahl lateinischer liturgischer Gesänge zusammen, wohl unter dem Einfluss von Luther. Unverkennbar sei die europäische Dimension, kommen doch die aufgeführten Komponisten aus dem gesamten Westeuropa.

Das Kantorenbuch wurde am 4. September 1957 aus der damals aufgelösten Carl-Alexander-Bibliothek insStadtarchiv übernommen. Im März 1967 wurde es mikroverfilmt. 1971 ging es zur Restaurierung an die Zentralstelle für Archivalienrestaurierung nach Dresden, die im Oktober 1973 abgeschlossen wurde.

Bei der jetzt notwendigen Restauration sollen restauratorische Fehler sowie musikwissenschaftliche Unkorrektheiten beseitigt werden, die bei der früheren Restaurierung unberücksichtig blieben. Außerdem wird die richtige Seitenfolge hergestellt.
Damit wurde jetzt begonnen. In Eisenach trafen sich jetzt namhafte Musikwissenschaftler. Im Stadtarchiv wirkten heute Prof. Dr. Friedhelm Brusniak (Uni Würzburg), Prof. Dr. Franz Kömdle und Prof. Dr. Helen Geyer (beide Musikwissenschaftliches Institut Jena-Weimar) sowie Dr. Claus Oefner (frühere Leiter Bachhaus Eisenach). Sie legen die nächsten Schritte der Restauration fest.

Es wird keine leichte Aufgabe, da die Tinte doch stark das Papier angegriffen habe. Denkbar sei, so Dr. Brunner, dass das Papier gar gespalten werden müsse.

Erwogen werde auch, die Restaurierung mit einer erneuten Verfilmung und einer Digitalisierung zu verbinden und auf CD-ROM zu speichern.

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