Russischer Einfluss und arabische Männerrunden

Er ist einer der absoluten Orientkenner in unserer Region und er hat eine Menge zu erzählen. Ben Bawey ist 26 Jahre alt und doch schon weit gereist. Lange Zeit lebte er in Tunesien, Ägypten und Syrien, spricht Arabisch und weiß, mit den Gepflogenheiten im Orient umzugehen. Zuletzt arbeitete er als Marketing Manager im tunesischen Sfax. Doch nicht nur für andere machte Bawey Öffentlichkeitsarbeit.

Er selbst veröffentlicht Bücher und hält in Schulen, Verwaltungen und anderen Institutionen Vorträge zu den Konflikten des Nahen Ostens. Auch sein aktuelles Buch, welches den Titel «Assads Kampf um die Macht – 100 Jahre Syrienkonflikt» trägt, beschäftigt sich mit diesem Thema und ist ein «must-have» für jeden Orientfan. Auf 64 Seiten gibt der junge Mann darin Einblicke in die Ursprünge und die Historie des Konflikts. Immer wieder fällt dabei auf, dass vor allem ein Faktor unumgänglich ist: der Einfluss Russlands.

«Es ist schon eine merkwürdige Situation, dass Russland im September 2013 noch einen Krieg gegen Syrien verhindern wollte – aus scheinbar völkerrechtlichen Belangen. Ausgerechnet jetzt, ein halbes Jahr später, reden wir über einen Einmarsch russischer Truppen auf die noch ukrainische Krim – wieder muss das Völkerrecht herhalten », erklärt Bawey, der selbst ein wenig fasziniert von dem merkwürdigen Umkehrschluss zu sein scheint, den er noch in anderer Form in seinem Buch schildert. «Aber es geht nicht nur um Russland. Es geht um viel mehrnämlich um das „,Quo vadis‘ Syriens», verweist der 26-Jährige.

Dabei beleuchtet er aber nicht nur die politischen Seiten der Konflikte im Nahen Osten. Auch ganz persönliche Begebenheiten sind ein wichtiger Bestandteil seiner Darstellungen und seines neuen Buches, die im Springer VS-Verlag erschienen.
«Was mich am meisten schockierte, ist die Tatsache, dass beispielsweise die junge Generation in Tunesien sehr wertkonservativ und unaufgeschlossen gegenüber Neuerungen ist, teilweise mehr als die Elterngeneration. Es ist eine patriarchalische Generation, eine Welt, die insgesamt von Männern dominiert wird. Von diesen jungen Leuten erwarten wir hier in Deutschaland einen Wandel hin zur Öffnung oder gar zur Demokratie», sagt er.
Bawey bekam viele persönliche Einblicke in diese Welt, vor allem durch ein arabisches Mädchen: «Sie hat mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet und mir gezeigt, wie es hinter der Fassade aussieht, die oft sehr schnell zu bröckeln beginnt.» Sein neues Buch hat er daher jenem Mädchen gewidmet.

Dass aber neben den thematischen Erörterungen auch weitere Eindrücke Baweys zu finden sind, das beweist ein Blick ins Buch. 8596 Bilder (das sind 32 Gigabyte) hat der Autor auf seinen Reisen allein in Tunesien aufgenommen. Eine Auswahl von Fotografien aus Syrien befindet sich auch wieder im neuen Werk. So sind es beispielsweise Einblicke in sogenannte «Suqs» (Arabische Markthallen) oder imposante Moscheen, die sich dem Leser bieten.

Ben Baweys Buch: «Assads Kampf um die Macht. 100 Jahre Syrienkonflikt» ist überall im Buchhandel und online erhältlich. Auch als eBook mit kostenlosen Leseproben.

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