So machen’s eben nicht alle

Unterwegs mit der Philharmonie (15): Mozarts „Cosi fan tutte“ im Kurtheater Bad Ems

Wie leistungsfähig die neu formierte Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach aufgestellt ist, zeigte sich jetzt am vergangenen Wochenende. Nachdem ein größerer Teil des Orchesters am Sonntag zu einem Kirchenkonzert nach Hildburghausen anreiste, gastierten 25 Musiker der Philharmonie am Tag zuvor bei einer Produktion von Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ im Kurtheater Bad Ems.

Pünktlich um 12.30 Uhr fuhr der Orchesterbus am Rasthof Eisenach los, nachdem er etwa eine halbe Stunde vorher in Gotha die dortigen Kollegen aufgenommen hatte. Vereint ging es dann drei Stunden lang in den Kurort an der Lahn, wo die Sänger bereits fleißig am Proben waren.

Das Werk hatte am Freitag seine erfolgreiche Premiere im Gothaer Ekhof-Theater. Zwar hatte Regisseur Michael Vaccaro die Besetzung der Männerstimmen wie in Gotha beibehalten, doch für die weiblichen Rollen waren hier neue Darstellerinnen vorgesehen. Es war ihm auch wieder gelungen, der Musik und dem Spiel der Akteure den Vorrang zu lassen, was einem gut nachvollziehbaren Handlungsablauf zugute kam.

Wie dort, ging die bekannte Mozart-Oper auch jetzt in einem kleinen Theater über die Bühne, wenn auch in diesem Orchestergraben nicht ganz so beengt wie in Gotha. An Gastdirigent Benedikt Sauer lag es, den funktionierenden Kontakt zwischen den Gesangssolisten auf der Bühne und dem weitgehend versteckt aufspielenden Orchester herzustellen.

„Cosi fan tutte – So machen’s alle“ lautete die Devise an diesem Abend. Und doch war manches ein bisschen anders, saßen da jetzt doch vor allem bei den Holzbläsern „gemischte Doppel“ aus „Eisenachern“ und „Gothaern“ an den Pulten. Ein solch schnelles, kollegiales Zusammenwachsen geschieht eben nicht immer und überall. Gemeinsam nahmen alle Musiker denn auch so manche Hürden in der Abstimmung zwischen den Sängern und beeindruckten durch ihre Professionalität.

Mit herrlichen Stimmen und großer Spielfreude waren Jaime Eduardo Pialli (Guglielmo), Chanhyuk Jeong (Ferrando) und Roberto Maietta (Don Alfonso) bei der Sache. Antonina Ermolenko (Fiordiligi) und Margherita Tani (Dorabella) überzeugten in ihren großen Arien und auch den „schwesterlichen Zwiegesängen“ mit strahlenden wie einfühlsamen Stimmen, während Annalena Schmid (Kammerzofe Despina) mit großer Leichtigkeit ihre Rolle erfüllte.

Das Publikum im nicht ganz gefüllten Jugendstil-Theater ließ sich immer wieder zu Szenenapplaus hinreißen. Am Ende wurden die Sänger minutenlang und lautstark umjubelt, und sowohl Dirigent Sauer als auch die Sänger gaben diesen stürmischen, stehend gespendeten Beifall verdient an die Musiker im Orchestergraben weiter.

Als am Ende die 10-jährige Besucherin Svenja aus Bad Ems nach ihrem allerersten Opernbesuch mit den Eltern feststellen konnte, dass es für sie ein ganz tolles Erlebnis gewesen sei, so „ganz in echt Sänger und ein richtiges Orchester“ erleben zu können, spätestens da wurde klar, wie sehr die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach wieder einmal bei einem Gastspiel Zuhörer für sich gewinnen konnte. Die lange nächtliche Rückreise gab reichlich Gelegenheit dazu, dies noch einmal Revue passieren zu lassen.

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