«Sonderbahre Arien für Cantores und Organisten. . .»

Mit Unterstützung eines Hamburger Sponsors konnte das Bachhaus Eisenach ein aufwändig gestaltetes und gut erhaltenes Gesangbuch aus Dresden aus dem Jahr 1707 erwerben, von dem in ganz Deutschland nur noch drei Exemplare nachgewiesen sind. «Besonders wertvoll für die wissenschaftliche Arbeit sind der großformatige Kupferstich und die zu jedem Lied beigegebenen Melodien», so Prof. Dr. Martin Petzoldt, Vorsitzender der Leipziger Neuen Bachgesellschaft, der Trägerin des Bachhauses.

Das «Dreßdnische Gesangbuch» ersetzte ab 1707 in Leipzig das zuvor gebräuchliche Leipziger Gesangbuch von Gottfried Vopelius aus dem Jahr 1682. Mit seinen 461 Melodien steht es am zeitlich nächsten zum Schaffen von Johann Sebastian Bach, der ab 1723 in Leipzig Thomaskantor war.

Das prachtvolle aufklappbare Frontispiz zeigt den Komponisten Heinrich Schütz im Kreis seiner Sänger in der Dresdner Schlosskapelle – genau nach diesem Kupferstich wird die 1945 zerstörte Kapelle in diesem Jahr rekonstruiert. Auch das Heinrich-Schütz-Haus in Bad Köstritz gratulierte deshalb zu dem Erwerb: «Ja, da schlägt das Schütz-Herz höher», teilte dessen Direktorin Friederike Böcher mit.

Das für 12500 € von einem Spezialantiquariat in Bayern angebotene Buch trägt den ausführlichen Titel: «Neu-auffgelegtes Dreßdnisches Gesang-Buch, oder Gott-geheiligte Kirchen- und Hauß-Andachten, Darinnen Nicht allein des Hoch-erleuchteten Mannes Gottes D. Martini Lutheri, sondern auch der Kern vieler andern vornehmer Gottselig-gelehrter Leute Geistreiche Lieder zu finden, Nebst einem Anhang von 100. sonderbahren Arien für Cantores und Organisten, mit Noten und unterlegtem Bass».

Der hohe, aber aufgrund der Bedeutung und Seltenheit des Werks letztlich für angemessen gehaltene Preis sorgte zunächst für Bestürzung und dann hektische Betriebsamkeit in Eisenach und Leipzig.
Der große Dank des Bachhauses gilt daher einem Hamburger Sponsor, der großzügig die Hälfte des Betrages übernahm. Die andere Hälfte soll ebenfalls aus Spenden finanziert werden.
In der am 25. Februar 2012 beginnenden Sonderausstellung «Bach, Luther und die Musik» wird die Kostbarkeit schließlich auch öffentlich gezeigt werden.

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