»Stille – Weite – Ferne – Nähe” – neue Ausstellung im Thüringer Museum

Drei bemerkenswerte Fotoserien des Hamburger Fotografen Ulrich Mack zeigt das Thüringer Museum / Stadtschloss in Eisenach ab Samstag, 17. Mai. »Stille – Weite – Ferne – Nähe” lautet der Titel der Ausstellung, die bis zum 20. Juli im Marstall zu sehen ist. Die Ausstellung ist eine Hommage zum 80. Geburtstag des Künstlers.

Bei den drei Fotoserien handelt es sich um seit Anfang der 1970er-Jahre im Norden Deutschlands und nahe Boston in den USA entstandene Landschaftsbilder. Sie lassen sich als bewusste Antithese zu eigentlich allen Moden der damaligen Jahre lesen: Zum einen, indem er sich mit einer Landschaft auseinandersetzt, die nicht benutzt, vebraucht, verdorben ist, sondern sich den Charme weitgehend unberührter Natur erhalten hat. Zum anderen, indem er sich des lange Zeit als unkünstlerisch bezeichneten Ausdrucksmittels Farbe bedient.

Was Ulrich Mack ab Anfang der 70er-Jahre fotografierend erkundet, ist alles andere als eine heroische Natur. Es ist eine, die sich wegduckt, um im nächsten Moment mit ungeheurer Kraft zurückzukehren. Es ist eine Natur, die die Menschen Demut gelehrt hat. Und mit eben dieser Demut nähert sich Mack seinem Gegenstand. Auch nimmt er

sich Zeit. Kehrt immer wieder, um im schnell wechselnden Licht die richtige Stimmung einzufangen. Weit geht sein Blick in Richtung Horizont, der als Schnitt, als klare Linie jedes Bild bestimmt. Darüber eher ausnahmsweise eindrucksvolle Wolkenformationen. Darunter Wasser, das rinnt oder steht. Blaugras, das sich im Licht des Abends rostrot färbt. Ein endloser Strand in Gold getaucht. Macks Bilder sind klar komponiert.

Hans-Michael Koetzle, einer des Autoren des Ausstellungskataloges schreibt: »Mit seinem Zyklus ‚Stille – Weite – Ferne‘ liefert Ulrich Mack einen gewichtigen Beitrag zur neueren Farbfotografie. Es sind schlichte und zugleich hochkomplexe Bilder, schöne, aber auch beunruhigende Bilder. Bilder, die den Blick weiten, das Herz wärmen und zugleich verunsichern. Weil sie – quer zum Trend – eine Natur schildern, die sich als weitgehend

intakt darstellt. Mack irritiert, indem er nicht auf Abfall, Trash, Zerstörung oder einen öden Alltag blickt, sondern zeigt, was Erde auch sein kann: ein überwältigendes Stück Schöpfung – sehr flach und doch erhaben.”

Sämtliche Fotografien sowie weitere Hintergrundinformationen sind in einem Ausstellungskatalog zusammengefasst. Er wird im Thüringer Museum / Stadtschloss verkauft. Der Katalog ist im Münchner Verlag Hirmer GmbH erschienen und kostet 29 Euro. Autoren des Katalogs sind die Kunsthistorikern Erika Billeter sowie der Schriftsteller und Publizist Hans-Michael Koetzle.

Die Fotoserien gehören inzwischen zum Bestand des Thüringer Museums. Sie sind eine unbefristete Leihgabe der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung. Die Fotosammlung des Museums beinhaltet unter anderem Werke so bedeutender Fotografen wie Hugo Brehme, Günter Bersch und des Eisenacher Fotografen Werner Weirich.

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Die Eisenacher Ausstellung findet in Kooperation mit dem Heiligenstädter Theodor-Storm-Haus statt. Dort sind die Fotos unter einem anderen Schwerpunkt ab 5. Oktober zu sehen.

Die Ausstellung wird gefördert vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen.

Fotograf Ulrich Mack
Ulrich Mack wurde 1934 in Glasehausen, Thüringen, geboren. Er studierte von 1956 bis 1962 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und erlernte in dieser Zeit auch das Handwerk des Fotografen. Nach dem Studium arbeitete er als Bildjournalist unter anderem für die Zeitschriften »Quick”, »twen” und »Stern”. Für seine Reportage »Wildpferde in Kenia” erhielt Ulrich Mack 1964 den »World Press Photo Award”.

Bereits Ende der 1960er Jahre hatte Mack das Thema Landschaft für sich entdeckt. Vor allem die deutsche Küstenlandschaft wurde zum großen Thema. 1975 wurde Ulrich Mack auf die Professur für visuelle Kommunikation in Dortmund berufen, die er bis 1996 begleitete. 1977 gründete er eine Sommerakademie in Frankreich. Später wurde er »artist in residence” an der »School for the Arts” der Universität Boston (USA). Seine Arbeiten wurden unter anderem in Ausstellungen in München, Berlin, Leipzig, Köln und Münster präsentiert.

Besondere Aufmerksamkeit erregte im Frühling 2013 eine Ausstellung Ulrich Macks im Berliner Willy-Brandt-Haus. Zu sehen waren bisher unveröffentlichte Fotos aus seiner Anfangszeit, als er sich – so ein Zitat – »mit fünf Leicas um den Hals für Kennedy in Berlin in den Trubel warf”. Im Juni 1963 durfte er als Fotoreporter der »Quick” den amerikanischen Präsidenten auf dessen Deutschlandreise begleiten. Von seinen rund 1000 Kennedy-Fotos wurden seinerzeit lediglich sechs gedruckt. Ulrich Mack lebt heute in Hamburg.

Extra-Angebot der Volkshochschule
Die Eisenacher Volkshochschule bietet passend zur Ausstellung einen Workshop zum Thema Landschaftsfotografie an. Der Kurs findet an drei Tagen statt: 7. Juni von 10 bis
14 Uhr, 21. Juni von 10 bis 14 Uhr und am 24. Juni von 18 bis 19:30 Uhr. Anmeldungen nehmen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Volkshochschule (Schmelzerstraße 19, Eisenach) gerne entgegen: Telefon 03691/29320 oder per Mail unter vhs@eisenach.de.

Ausstellung »Stille – Weite – Ferne – Nähe”: Fotografien von Ulrich Mack.
Eine Hommage zum 80. Geburtstag. Thüringer Museum Eisenach /Stadtschloss, Marstall: 17. Mai bis 20. Juli, jeweils mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.
Eintritt: vier Euro für Erwachsene, ermäßigt drei Euro. Eröffnung der Ausstellung am 17. Mai um 15 Uhr.

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