Thüringer Barockorgel kehrte in Heimat zurück

Eine aus der Nähe von Weimar stammende Hausorgel von 1650 wurde am 28.11.2009 in Traunstein bei Salzburg versteigert. Es ist eines von weltweit nur noch drei bekannten Thüringer Orgelpositiven des Barock. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Thüringer Kultusministeriums konnte das Bachhaus Eisenach das Instrument erwerben. Es wird nach einer Restaurierung künftig im Bachhaus dauerhaft ausgestellt und dort für die Besucher erklingen.

Das um 1650 erbaute Orgelpositiv (d.h. eine tragbare Orgel oder «Hausorgel») diente zunächst in Klein-Schwabhausen zwischen Weimar und Jena als Kirchenorgel. Dort mag sie auch Johann Sebastian Bach kennengelernt haben, der von 1708 bis 1717 Hoforganist im nur 12 km entfernten Weimar war. 1816 erwarb sie das Weimarer Zuchthaus als Orgel für die Zuchthauskirche. Der damalige Zuchthausinspektor Johann August Stickel, ein gebürtiger Eisenacher, vermerkte: «Die zu dieser Zeit befindlichen Sträflinge, 83 an der Zahl, hat ein jeder zum geringsten 2 Groschen hinzugegeben.» 1873 kam die Orgel erstmals in den Privatbesitz einer Weimarer Familie Walter Schulz. 1949 erwarb sie der Berliner Buxtehude-Experte, Organist und Komponist Traugott Fedtke. Nach dessen Tod wurde die Orgel nach Süddeutschland verkauft und gelangte schließlich am 28.11.2009 zur Versteigerung beim Auktionshaus Chiemgau in Traunstein. Am Dienstag, den 8.12.2009 kam das Instrument nun wieder nach Eisenach und damit in seine Thüringer Heimat zurück.

Die für den Ankauf erforderlichen Mittel in Höhe von knapp 22000 € wurden dem Bachhaus kurzfristig (innerhalb von 8 Tagen) durch die Kulturstiftung der Länder in Berlin zur Verfügung gestellt; an der endgültigen Finanzierung will sich u.a. das Thüringer Kultusministerium beteiligen. In gutachterlichen Stellungnahmen hatten zuvor u.a. Dr. Felix Friedrich (Altenburg), Prof. Eszter Fontana (Universität Leipzig) und Prof. Conny Restle (Musikinstrumentenmuseum Berlin) den Ankauf durch eine öffentliche Sammlung eindringlich empfohlen – «zur Sicherung der historischen Substanz und wegen der Seltenheit dieser Instrumente». Da das Bachhaus seinen Besuchern Bachs Musik bislang nur auf einem Schweizer Orgelpositiv sowie einer Österreichischen Hausorgel als Leihgabe präsentieren konnte, handelt es sich um «ein ideales Ausstellungsstück für das Bachhaus», so Prof. Fontana (Leipzig) – genau rechtzeitig zu Bachs 325. Geburtstag im nächsten Jahr.

Der Neuerwerb muss allerdings noch restauriert werden. Im Laufe der über 400 Jahre wurde doch vieles an der Orgel verändert. Auffällig, zwischen1950 bis 1970 bekam sie einen Elektromotor. Dieser soll entfernt werden und die Orgel wieder per Hand bedient werden. Auch erhält das wertvolle Stück wieder seine alte Inschrift zurück. Mit dieser Orgel hat das Bachhaus nun eines der wertvollen Stücke dieser Zeit erhalten.