Thüringer Museum erhält Teilnachlass Friedrich Prellers d.Ä.

Einen Familien-Teilnachlass des Künstlers Friedrich Preller d. Ältere konnten das Thüringer Museum Eisenach, das Angermuseum Erfurt und die Stiftung Weimarer Klassik für Thüringen sichern – dank der Unterstützung durch die Ernst von Siemens-Kunststiftung. Bei einer Auktion waren unter anderem Zeichnungen, aber auch Briefe und der Reisepass Prellers verkauft worden. Ein Großteil davon wird künftig als Dauerleihgabe die Sammlung des Thüringer Museum Eisenachs ergänzen, das bereits über Werke des in der Wartburgstadt geborenen Prellers verfügt.

Friedrich Preller d. Ältere wurde 1804 in Eisenach geboren und starb 1778 in Weimar. Das Auktionshaus Peter Kiefer in Pforzheim versteigerte nun einen Familienteilnachlass mit 71 Positionen. Dazu gehörten umfangreiche Konvolute (Blätter aus Skizzenbüchern, Postkarten, Stammbaum und familiengeschichtliche Notizen) und einzelne Blätter (Zeichnungen, Skizzen, Porträts) – über 80 signierte und unsignierte Werke.
Die Bilder stammen vor allem aus Skizzenbüchern Prellers d.Ä., die er im Laufe von einigen Jahrzehnten mit Ideen und geplanten Vorhaben ausfüllte. Einige Zeichnungen entstanden in seiner frühesten Schaffenszeit. Manches Blatt stammt aus bislang nur aus Privatbesitz bekannten Skizzenbüchern. Auch Aquarelle und einige Autographen zählen zu diesem Nachlass. Ergänzt wird der umfangreiche Sammlungskomplex durch Briefe, Drucksachen und Schriftgut des Künstlers und seiner nächsten Angehörigen sowie durch Familiendokumente. Darunter befindet sich auch ein Reisepass Prellers aus dem Jahre 1859. Er gibt über eine lange Reise Auskunft, die den Maler über Basel, Mailand, Genua nach Italien und Sizilien führte.

Der gesamte Familienteilnachlass konnte für Thüringen ersteigert werden. Die konzertierte Aktion wurde von mehreren Museen gemeinsam getragen. Beteiligt waren neben dem Thüringer Museum Eisenach das Angermuseum Erfurt und die Stiftung Weimarer Klassik. Für die Idee, den Preller-Nachlass nach Thüringen zu holen, konnte die Ernst von Siemens-Kunststiftung begeistert werden, die in großzügiger Weise und in einer kurzen Zeitspanne die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte. Bei der Stiftung liegen nun auch die Eigentumsrechte.
Von dem Nachlass wird der größte Teil (66 Positionen) dem Thüringer Museum Eisenach als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Dies dient einer weiteren Schärfung des Profils des Museums, das bereits einige Werke des in Eisenach geborenen Künstlers zu seinem Besitz zählt. Sie haben in den Sammlungen der Malerei und der Grafik des Museums immer schon einen besonderen Platz eingenommen. Einige Gemälde Prellers sind Bestandteil der Curt-Elschner-Galerie, einer Gemäldesammlung, die dem Museum einst gestiftet wurde. Schwerpunkte der „Curt Elschner-Galerie“ bilden 70 Ölbilder deutscher Maler des 19. Jahrhunderts, darunter repräsentative Werke namhafter Vertreter der Düsseldorfer, Münchner und Weimarer Malerschulen.

Dem engagierten Wirken des Direktors Dr. Wolfram Morath-Vogel aus dem Angermuseum Erfurt ist es zu verdanken, dass der in Baden-Württemberg zur Auktion angebotene Nachlass den Weg zurück nach Thüringen fand. Seinen Recherchen und Informationen sowie sein Einsatz zur Mittelbeschaffung waren die Grundlage, damit die Museen an dieser Versteigerung teilnehmen konnten.
Das Angermuseum wird künftig im Besitz einer Bleistiftzeichnung aus dem Jahre 1827 sein, die signiert und datiert den Dresdner Kupferstecher Anton Krüger darstellt.
Die Abteilung Graphische Sammlungen der Stiftung Weimarer Klassik wird wertvolle zeichnerische Vorarbeiten zu den Preller-Gemälden erhalten, die sich bereits in ihrer Sammlung befinden. Es handelt sich um bislang nur aus Privatbesitz bekannten Skizzen zum Zyklus „Odyssee“ und Skizzen zum frühesten Gemälde, das von Preller d.Ä. stammt, der „Eisfahrt auf den Schwanseewiesen“.

Das Thüringer Museum Eisenach zählt zu seinem Bestand 13 Ölbilder und zwölf grafische Werke von Friedrich Preller d.Ä. Einige der Gemälde gehören zur Curt-Elschner-Galerie und kamen um 1925 in das Museum.
Den 200. Geburtstag Friedrich Prellers d.Ä. würdigte das Thüringer Museum im Jahr 2004 mit einer Sonderausstellung, in dem die hauseigenen Werke wie auch Leihnahmen aus Museen von Heidelberg, Weimar und Erfurt gezeigt wurden. Auch unbekannte Stücke aus privaten Sammlungen konnten dabei der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Diese und andere Ausstellungen in den Jahren zuvor sowie die Erwerbungen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zeigen, dass es der Stadt und dem Museum stets wichtig war, das Oeuvre des berühmten Sohnes Eisenachs zu erwerben und auszustellen. Dies gilt auch künftig. In den kommenden Jahrzehnten soll dieser Maler immer Aufmerksamkeit genießen, auch wird das Thüringer Museum versuchen, seine Sammlung zu erweitern.

Der jetzt ersteigerte Nachlass enthält auch einige Skizzen, die Preller-Gemälde in den Museen Weimars, Erfurts und Eisenachs ergänzen. Sie verdeutlichen die Arbeitsweise des Künstlers, wie beispielsweise eine „Eichenstudie“, die als Vorzeichnung für ein Gemälde im Thüringer Museum Eisenach dient.
Aus dem umfassenden Werk von Preller sind die nun erworbenen Skizzenbücher mit biblischen und mythologischen Szenen von besonderem Interesse. Darüber hinaus gibt es Zeichnungen von Landschaften aus Neuenburg, Eisenach, Olevano und Albano. Dazu Bleistiftportraits von Familienangehörigen und Bekannten, Tuschezeichnungen, Tierskizzen, Selbstportraits. Nicht zuletzt zu nennen sind die Vorzeichnungen zu dem Bild „Eisfahrt auf den Schwanseewiesen Weimar, 1823“ das richtungsweisend für Preller wurde. Goethe empfahl die „Eisfahrt“ dem Großherzog Karl August, der sich daraufhin entschloss, den erst 19-jährigen Preller, Sohn des Hofkonditors, mit einem Stipendium auszustatten und zum Studium nach Antwerpen zu senden.
Weitere großherzögliche Stipendien ermöglichten Prellers Aufenthalte in Mailand und Rom. 1831 kehrte er nach Thüringen zurück und übernahm eine Lehrstelle an der Weimarer Zeichenschule. Zahlreiche Aufträge erfolgten – Preller war seinerzeit einer der berühmtesten Landschaftsmaler. In einem Werkverzeichnis, das vor zwölf Jahren angefertigt wurde, werden Preller d.Ä. 1300 Einzelzeichnungen, 25 Skizzenbücher und 220 Ölgemälde zugeschrieben.

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