Vom Warten und Suchen

Am Samstag, 1. Oktober um 19.30 Uhr ist das Jugendensemble des Eisenacher Theaters am Markt mit «Auf der Suche nach Odysseus» erneut in einer Premiere zu erleben. Mit der neuen Inszenierung in der Regie von Beate Göbel fügen die engagierten Theatermacher dem Themenjahr „Heimat – Kaff der guten Hoffnung“ eine weitere Facette hinzu.

Der in England überaus erfolgreiche Jugendtheaterautor Charles Way hat das über Jahrhunderte existierende Thema der Entfremdung zwischen Vätern und Söhnen, Eltern und Kindern mit einem dramaturgisch geschickten Dreh in einem klassischen Stoff bearbeitet: «Auf der Suche nach Odysseus» erzählt die alte Sage des Homer, nimmt aber einen Perspektivwechsel vor. Im Zentrum des Stückes steht Odysseus‘ Sohn Telemach.
Jahrelang wartet er mit seiner Mutter Penelope auf Odysseus‘ Rückkehr. Und während der legendäre Held auf seiner 20 Jahre währenden Irrfahrt die unglaublichsten Abenteuer erlebt, wächst Telemach vaterlos auf und muss ansehen, wie zahllose Freier seine Mutter bedrängen und das Königreich plötzlich vor dem Abgrund steht. Und so wird schließlich aus dem Wartenden ein Suchender, ein Junge, der sich aufmacht, seinen Vater zu finden und eine überraschende Wendung des Schicksals erlebt.

Damit wird das Stück zeitaktuell, ob man nun an die vaterlose Gesellschaft der Nachkriegszeit denkt oder an die Kinder allein erziehender Eltern dieser Tage. Wie viel «Heimat» macht der fehlende Vater aus? Welches Bild habe ich von ihm? Stimmt das Bild, das mir vermittelt wird, mit der Realität überein? Ways Stück ermuntert Spieler und Theaterbesucher gleichermaßen, sich mit diesen Fragen auseinander zu setzen.

Die in Möhra bei Eisenach lebende Regisseurin und Schauspielerin Beate Göbel studierte Schauspiel und Regie in Innsbruck, Dessau, New York und war zuletzt in Wien tätig.
Gemeinsam mit den jungen Theatermachern möchte sie die Menschen in der Region anregen, das eigene Warten und Suchen zu reflektieren. So erging ein Aufruf an die Bevölkerung, Geschichten vom Suchen und vom Warten im Theater abzuliefern. Diese fanden schließlich Eingang in die Inszenierung. Und weil in den Augen von Gast-Regisseurin Beate Göbel kaum ein anderes Möbel das Warten so sehr versinnbildlicht wie ein Stuhl – wurde auch um Stühle gebeten.
Dank der engagierten Unterstützung des Kunstvereinsmitglieds Elke Sommer wurden unterdessen 28 Stühle nebst Wartegeschichten im Theater am Markt abgegeben. Sie erzählen im Fall eines Drehstuhls vom Warten auf die Zusage für eine Bewerbung. Zwei schwere antike Stühle aus dem Lutherhaus berichten vom Warten auf den Beginn der Führung und ein Stuhl mit auffällig gemustertem Bezug vom Warten auf eine neue Wohnung.
Ob und wie diese Stühle in der Inszenierung schließlich zum Tragen kommen – davon können sich die Premierenbesucher überraschen lassen.

Karten für die Premiere sind per Mail unter kontakt@theaterammarkt.de oder telefonisch unter 03691-7409470 erhältlich. Weitere Informationen auch unter www.theaterammarkt.de. Die nächsten Vorstellungen sind am 15. Oktober, 19. und 25. November und 16. Dezember um jeweils 19.30 Uhr zu erleben.

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