Statt Orchester und Chor eine Drehbühne

Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Eisenach diskutierte gestern das «Papier» zur Umgestaltung der Theater Eisenach und Meiningen. Eine Arbeitsgruppe hatte es erstellt, für diese sprachen deren Leiter Holk Freytag, Intendant des Staatsschauspiels Dresden und Vorsitzender der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins sowie Hans-Jürgen Firkorn, Theater-Sachverständiger.
Bei allen Fraktionen fand dieses Konzept für ein künftiges Theater Eisenach/Meiningen keine einhellige Zustimmung.
Matthias Doht (SPD) stellte anfangs die Frage, von welchen Papier hier die Rede sei? Den Mitgliedern des Ausschusses war der Konzeptentwurf der Arbeitsgruppe nicht bekannt. Dies müsse noch überarbeitet werden und dies brauche Zeit, informierte Oberbürgermeister Gerhard Schneider. Man wolle ein fertiges Dokument dem Stadtrat vorlegen, deshalb werde die Sitzung vom 17. Januar auch auf den 24. Januar verlegt.

Lediglich sechs Punkte wurden von Dezernentin Ute Lieske verlesen. So sollen ab Spielzeit 2003/04 mit Meiningen durch Ankauf von Schauspielproduktionen kooperiert werden. Weiterhin sollen mit Eisenach Produktionen getauscht werden.
Für Eisenach sind folgende Sparten vorgesehen: Kammerorchester (20 Musiker) und Kammeroper, Musicaltheater mit Band (10 Musiker), Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater mit Puppentheater und freies eisenacher burgtheater. Im Juli 2003 werden erste Kündigungen ausgesprochen, zu beachten sei die Sozialauswahl und die Anhörungsverfahren.
Bis Spielzeitende 2003/04 bleibt das Orchester in der jetzigen Form, für das geplante neue Orchester sollten geeignete Musiker übernommen werden. Weiter heißt es: « Die traditionelle musikalische Arbeit der Landeskapelle wird durch das neugebildete Kammerorchester in gleicher Qualität fortgeführt und ggf. durch das Meininger Orchester ergänzt. Ebenso ungefährdet ist die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebes an der Musikschule «Johann Sebastian Bach».
Beide Theater sollen in einem längeren Zeitraum zusammengeführt werden, Ziel ist es einen fusionierten Theaterbetrieb Südwestthüringen zu bilden mit Standorten in Eisenach und Meiningen.

Somit bleiben für Meiningen das Musiktheater und das Schauspiel. Aufgelöst werden das Puppentheater und das Ballett.
Inge Werner (PDS) fragte warum gerade in Eisenach mehr Menschen entlassen werden müssten. Das Theater Meiningen würde sich auf Kosten von Eisenach behaupten. Dieter Suck (CDU) erinnerte an einen Beschluss des Stadtrates, wonach Eisenach die Operette behalten sollte. Peter Gottstein (BfE) sprach sich für eine Fusion aus, aber nicht mit dieser Konzeption, Orchester und Chor sollten bleiben. Und dann Stand die Frage nach der Sicherheit des Produktionsstandortes Eisenach auf lange Zeit. Immerhin wolle man in Eisenach viel mit Musical, Tanz und Jugendtheater experimentieren, was ist wenn die Zuschauer wegbleiben?

OB Schneider betonte nochmals, das Geld für das Theater sei langfristig gesichert, Verträge unterzeichnet, leider wollte der Wartburgkreis nicht zulegen. Die Kostenentwicklung beim Personal mache Einsparungen notwendig.

Doht sprach gar von einem kulturpolitischen Affront, ein Orchester mit einem Puppentheater zu vergleichen.
Auch über technische Details wurde informiert, so brauche Eisenach dringend eine Drehbühne sowie neue Aufzüge und die Meininger neue Proberäume zwischen Großem Haus und Studiobühne.
Aufgezählt wurden ebenfalls die möglichen jährlichen Produktionen in Eisenach und Meiningen. In Eisenach sollten im Großen Haus und auf der Studiobühne(?) so viele Vorstellungen sein wie gegenwärtig.
Nun wolle man bis zur Stadtratssitzung das Konzeptpapier überarbeiten und erst danach nochmals in den Fraktionen und Ausschüssen diskutieren.
Zur gestrigen Ausschusssitzung war auffällig, dass neben Freytag und Firkorn nur Meiningens Intendant Res Bosshart im Ausschuss sprechen durften. Vertreter des Eisenacher Theaters in der Arbeitsgruppe kamen nicht zu Wort.
Und so könnte man denken, dass die Interessen der Eisenacher in Sachen Theater nicht gebührend vertreten wurden.
Nach dieser Sitzung blieben viele Fragen zur Zukunft des Eisenacher Theaters offen.

Vor dem Raum 122 im Eisenacher Rathaus demonstrierten zahlreiche Theaterleute gegen die Kulturpolitik in der Stadt Eisenach. Auf einem Plakat stand: «Bad Salzungen hat den Kreis, Meiningen bekommt das Theater. Wenn Creuzburg die Wartburg kriegt und Mühlhausen das Bachhaus, dann sind wir alle Sorgen los!» Junge Leute schrieben: «Ich habe meine Eltern mit dem Theater geteilt. Es ist auch mein Theater».
Der Ausschuss tagte im viel zu kleinen Raum 122, hätte man nicht, man kannte die öffentliche Bedeutung des Themas und das Interesse, in einen größeren Saal der Stadt gehen können. So verfolgten Theatermitarbeiter, Bürger und Stadträte teilweise im Stehen die Diskussionen.

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