Besonderheiten aus dem Eisenacher Stadtarchiv (1):
Eisenacher Kantorenbuch ist das wertvollste Stück

Es ist mehr als einen halben Meter groß und nahezu 15 Zentimeter dick: das Eisenacher Kantorenbuch. Vielleicht hat sogar Johann Sebastian Bach noch nach dieser Notenhandschrift gesungen.
Verfasser dieser Auswahl lateinischer liturgischer Gesänge war wohl der Eisenacher Kantor Wolfgang Zeuner, der seit etwa 1536 in Eisenach wirkte. „Verfasser“ meint hier, dass Zeuner das damals gängige Kirchenliedgut sammelte und die Noten für den Gottesdienstgebrauch in ein großes Buch schrieb. Die Sänger versammelten sich stehend um das Buch. Damit auch jene in den hinteren Reihen die Noten noch gut erkennen konnten, musste die Handschrift ausreichend groß sein, was den voluminösen Charakter des Bandes erklärt.
Das gesammelte Liedgut repräsentiert sowohl Bewährtes wie auch Neues. Unverkennbar ist die europäische Dimension, gehören doch die mit Kompositionen im Buch vertretenen Künstler dem gesamten westeuropäischen Raum an.
Das Kantorenbuch kam 1957 aus der damals aufgelösten Carl-Alexander-Bibliothek in das Stadtarchiv. «Wie es dorthin gekommen war, wissen wir nicht», so Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner.
Mehrfach schon wurde es auf nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert, unter anderem 1997 in Prag und 2003 auf der Landesausstellung Thüringen in Sondershausen. Dieser Umstand zeigt die Bedeutung, die dem Buch beizumessen ist. Es konnte 2003 durch Unterstützung eines Sponsors restauriert werden. Die Kosten dafür entsprachen dem Wert eines Kleinwagens.
Und auch darin zeigt sich die Bedeutung des Kantorenbuches als dem wertvollsten Stück des Stadtarchivs.

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