Sturzflug gestoppt! ThSV mit wichtigem Doppelpunktgewinn

Erneut ohne fünf verletzte Stammkräfte (Trautvetter, Lilienfelds, Heinemann, Szep-Kis, Jauernik), dafür aber mit dem zu Wochenbeginn von Regionalligist SVH Kassel verpflichteten Rückraumspieler Alexander Koke sowie mit Kampfkraft und Willen aller, mit über 1100 ihre Mannschaft leidenschaftlich anfeuernde Zuschauer im Rücken, stoppten die Wartburgstädter ihren Sturzflug.
«Eine engagierte Abwehr war der Schlüssel zum Erfolg», bekannte ein gelöster ThSV-Coach Maik Handschke nach dem 25:24 (16:10) über den TV Bittenfeld, der trotz einer 24:18 (52.)- und 25:20 (55.)-Führung in den Schlusssekunden erheblich wackelte.
Unschön, die Gäste bedrängten nach der Sirene die Schiedsrichter. Eisenachs gut funktionierender Ordnerdienst war sofort zur Stelle. Manolo, Eisenachs Cheftrommler mit bürgerlichem Namen Volker Staer, konnte schweißtriefend, aber glücklich, mit seinen Gästen seinen 57. Geburtstag im Anschluss in der Werner-Aßmann-Halle feiern.
Im Zusammenspiel mit dem glänzend aufgelegten Schlussmann Radek Musil stoppte die Abwehr der Hausherren über weite Strecken die Angriffsaktionen der Gäste aus dem Raum Stuttgart. Rasse und Klasse atmete das eigene Angriffsspiel in der ersten Halbzeit. Ein aus der Bewegung kommender präzise und scharf abziehende Daniel Luther wurde insbesondere in der ersten Halbzeit zum Alptraum der Bittenfelder. «Seine Dynamik ist schon beeindruckend», lobte der in der Werner-Aßmann-Halle weilende Frauen-Auswahltrainer Rainer Osmann das 22-jährige Eigengewächs der Eisenacher. Mit sieben Treffern war Daniel Luther maßgeblich an der 12:6-Führung seines Teams (22.) beteiligt. Pavel Prokopec und Alexander Koke lösten wechselweise auf der Regieposition die Angriffszüge aus. «Die Verpflichtung von Alexander Koke war wichtig und richtig. Er ist spielintelligent. Mit ihm eröffnen sich neue Möglichkeiten in Abwehr und Angriff. Er kann Pavel Prokopec entlasten, der sich mit den Aufgaben als Kapitän, Angriffs- und Abwehrchef zuletzt wohl selbst zu sehr unter Druck setzte», argumentierte Maik Handschke. Mit Alexander Koke standen dem Eisenacher Trainer am Samstag wenigstens vier Rückraumspieler zur Verfügung.
Rotation hieß das große Zauberwort der Hausherren im Vorwärtsgang. Martin Hoffmann, eigentlich Rechtsaußen, half als einziger Linkshänder im Aufgebot phasenweise im rechten Rückraum aus. Der im Leistungs- und Stimmungshoch als Tabellen-Vierter eingereiste TV Bittenfeld («Wir wollten in Eisenach punkten», so Trainer Günter Schweikardt) fand, sichtlich beeindruckt von den engagierten Gastgebern, nicht in die Erfolgsspur der letzten Wochen. Regisseur Jürgen Schweikardt vermochte im ersten Abschnitt dem Angriffsspiel der Bittenfelder nicht den zuletzt erfolgreichen Zuschnitt verleihen. Eisenachs Abwehr schaltete nach Balleroberung blitzschnell auf Angriff um, fütterte den Linksaußen sprintenden Alexander Schiffner mit präzisen Steilvorlagen, wie beim Treffer zum 16:9 (28.). Beim ThSV Eisenach zuletzt so vermisst, die so genannten einfachen Tore nach Tempogegenstößen.

Chancen zur Vorentscheidung nicht genutzt
«Wir versäumten es im zweiten Abschnitt, unser Torpolster auszubauen und für eine frühzeitige Entscheidung zu sorgen», merkte Maik Handschke mit Blick auf das Geschehen nach dem Seitenwechsel an. Die Wartburgstädter verwalteten ihren Vorsprung. Feuer und Effizienz der ersten Halbzeit waren jedoch weg. Ein von Radek Musil abgewehrter Siebenmeter (42.) war nicht der erhoffte Weckruf. In Überzahl wurde Alexander Koke auf Linksaußen freigespielt, der zum 20:14 (43.) vollendete, «doch insgesamt nutzten wir unsere Überzahlsituationen nicht, um den Sack zuzubinden», monierte Maik Handschke. Den 16 Vorpausentreffern ließen die Wartburgstädter im zweiten Abschnitt nur noch 9 Tore folgen. Auch deshalb wurde es zum Schluss noch einmal ganz eng. Bei den Gästen trafen nun Jürgen Schweikardt und Sebastian Seitner aus dem Fernwurfbereich. Sie kamen zudem mit Angriffszügen über den bulligen Simon Baumgarten über die Kreismitte zum Torerfolg oder bekamen Siebenmeter zugesprochen; ohne allerdings zunächst den Rückstand entscheidend zu verkürzen. Bittenfelds Alexander Heib versagten frei vor ThSV-Keeper Radek Musil die Nerven (51.), kam nach Foulspiel an Daniel Luther für Florian Schöbinger das vorzeitige Aus (dritte Zeitstrafe, 52.). Mit dem Glück des Tüchtigen landete ein Koke-Ball zum 24:18 (52.) über der Linie. Der junge Philipp Lindner kassierte beim Stand von 24:20 (54.) eine Zeitstrafe. Daniel Luther wuchtete mit seinem 9. Torerfolg zum 25:20 ein. Da waren noch exakt fünf Minuten und zehn Sekunden zu spielen. Der so sicher geglaubte Doppelpunktgewinn für den ThSV Eisenach hing noch am seiden Faden. Der Kräfteverschleiß beim kleinen Kader der Wartburgstädter war (wieder einmal) offenkundig. Die Gäste setzten zum Schlussspurt an. Während Alexander Koke und Martin Hoffmann auf Eisenacher Seite scheiterten, landeten die Bälle der Gäste (Heib, Wehner, Schweikardt, Seitner) zum Anschlusstreffer (25:24) im Eisenacher Gehäuse. Da waren noch 59 Sekunden zu absolvieren. Noch 45 Sekunden zeigte die Hallenuhr beim Anwurf der Eisenacher an. Diese versuchten über Freiwürfe sich über die Zeit zu retten. Die Gäste forderten von den Unparteiischen den Zeitspielpfiff und das Leder. Die Sekunden tickten herunter. Schlusssirene. Die Nerven bei den Gästen liegen blank, sie bedrängen im Rudel die Schiedsrichter Egger/Szuka aus Dormagen. Eisenachs Ordnungsdienst funktioniert jedoch bestens, schirmt blitzschnell die Spielleiter ab und geleitet sie sicher in die Kabine. «Unsere Aufholjagd kam zu spät. Letztlich waren wir nicht gut genug, um zu punkten», relativierte Bittenfelds Trainer Günter Schweikardt auch seine Emotionen. Kollege Maik Handschke bekundete, dass der gesamten Mannschaft und ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen sei. Der ThSV Eisenach verließ mit diesem Doppelpunktgewinn die Abstiegsränge. Doch schwere Wochen stehen bevor.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Hoffmann (2), Sklenak (1), Luther (9), Bitterlich, Schiffner (4), A. Wöhler (1), Lindner (1), Koke (5), Prokopec (2)
TV Bittenfeld: Sdunek, Schmidt; Seitner (4), Schöbinger, Weiß (4), Baumbach, Lenz (1), Schweikardt (6/2), Heib (4/2), Baumgarten (2), Krammer, Wehner (2), Drobek (1)
Siebenmeter: Eisenach 2/0; Bittenfeld 5/4
Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min.; Bittenfeld 7 x 2 Min., Rot für Schöbinger nach 3. ZS, 51.

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