Empor-Kogge kentert frühzeitig unter der Wartburg:
ThSV Eisenach feiert 41:29-Kantersieg über den HC Empor Rostock

«Oh, wie ist das schön, so was haben wir lange nicht gesehen» und Thüringens «Nationalhymne», das Rennsteiglied, intonierten freudetrunken die nahezu 1500 Zuschauer in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. In einem eminent wichtigen, weil richtungsweisenden Spiel, feierte der ThSV Eisenach einen 41:29 (24:12)-Kantersieg über den HC Empor Rostock.
Die Wartburgstädter griffen auf Bewährtes aus der Vorsaison zurück. Trainer Adalsteinn Eyjolfsson setzte zunächst auf die Formation und das 6:0-Abwehrsystem des vergangenen Spieljahres und landete damit einen Volltreffer. Mit ihrer Abwehrarbeit provozierten die Eisenacher Fehler in Serie auf der Gegenseite. «Wir verloren dann vollends die Geduld, haben Eisenach zum Kontern eingeladen. Das Drama nahm seinen Lauf», resümierte Gästetrainer Norbert Henke. Die junge Empor-Kogge kenterte frühzeitig.
Die Wartburgstädter brillierten mit zuletzt vermisster Effizienz beim Torwurf, lochten vom 3:5 (7.) zum 18:8 (24.) ein. Die Sonderbewachung gegen Spielgestalter Tomas Sklenak erwies sich als untaugliches Mittel, Eisenachs Spiel auszubremsen, den Siegeswillen der Hausherren zu brechen. Die Ostseestädter wirkten hilf- und ratlos, wussten sich mehrfach nur auf Kosten von Strafwürfen zu helfen. Kapitän Benjamin Trautvetter übernahm Verantwortung, verwandelte sieben Strafwürfe in Serie, stellte zudem seine Klasse an der Kreismitte mit Nachdruck unter Beweis, war mit insgesamt zwölf Treffern bester Werfer der Partie überhaupt.
In der Abwehr glänzte Branimir Koloper, der mit zahlreichen Ballgewinnen Tempogegenstöße einleitete. Beim Gang in die Kabinen, beim Stand von 24:12 (!), waren bereits «alle Messen gelesen». Nach Wiederanpfiff erhöhte Adrian Wöhler per Tempogegenstoß auf 28:13 (34.). Souverän spulte der ThSV Eisenach fortan sein Pensum herunter. Philipp Lindner ersetzte mit großem Engagement den nach einer Karambolage mit Rostocks Torhüter leicht angeschlagenen Nick Heinemann auf der Rechtsaußenposition. Entsprechend des Reglements kam für Empor-Schlussmann Felix Storbeck, der aus seinem Torkreis herausgeeilt mit dem Eisenacher Angreifer kollidierte, das Vorzeitige Aus (Rot 27.). «Mit diesem Sieg fiel eine große Last. Mit Selbstvertrauen wollen wir zu alter Qualität zurück. Wir spielen in einer sehr ausgeglichen Liga, in der stets Top-Niveau verlangt wird, um zu punkten. Und das wollen wir auch am Freitag in Hamm», richtete Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson schon den Blick auf die nächste Aufgabe.

Der Kapitän weist den Weg
Die Rostocker Taktik wollte es so, dass sich mit Michal Bruna (Rostock) und Tomas Sklenak (Eisenach) zwei tschechische Landsleute als «Pärchen» fanden. Der Rostocker Routinier sollte mit der Sonderbewachung gegen Tomas Sklenak Sand ins ThSV-Getriebe streuen. Das gelang freilich nur kurzzeitig. Die Mecklenburger, mit dem Ex-Eisenacher Gabor Langhans – jetzt rank und schlank – schöpften zunächst Hoffnung. Gabor Langhans traf zum 1:3 (5.). Doch ziemlich rasch waren die Gäste mit ihrem Angriffs-Latein am Ende. «Wir hatten eigentlich mit einer 3:2:1-Abwehr der Eisenacher gerechnet», gestand Empor-Trainer Norbert Henke. «Zuletzt agierte unsere Abwehr nicht so souverän. Ich entschloss mich zur Rückkehr zur Deckungsformation des Vorjahres», argumentierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
Die Gäste resignierten rasch am Eisenacher Abwehrbollwerk. «Die Köpfe der jungen Truppe gingen schnell nach unten», so Empor-Trainer Norbert Henke. Die Eisenacher starteten Tempogegenstoß auf Tempogegenstoß, steuerten resolut den Gästekasten an. Nach dem 5:6 (Langhans, 10.) explodierten die Hausherren. Girts Lilienfelds machte Eisenachs Angriffspiel aus dem rechten Rückraum ganz schnell. Er bediente Benjamin Trautvetter, der zum 9:6 (13.) einlochte. Die Rostocker trafen sich zur «Dienstbesprechung» mittels grüner Karte. Routinier Michal Bruna gab die Regieposition an den jungen Florian Zemlin ab, der sich redlich mühte, auch einige Farbtupfer setzte. Beeindruckt von der Eisenacher Deckungsarbeit produzierten die Gäste jedoch Fehler zuhauf. Nick Heinemann stibitzte sich das Leder und vollendete zum 11:7 (15.). Benjamin Trautvetter verwandelte von der Siebenmeterlinie gegen Oliver Schröder (17.) und Felix Storbeck (19. und 21.) zum 15:8 (21.) und wies damit seinem Team klar den Weg. Eine Lehrbuch-Kombination schloss der Eisenacher Kapitän zum 17:8 (22.) ab. Girts Lilienfelds zirkelte das Leder zum 18:8 ins Gehäuse und damit die erste Loaola-Welle über die Traversen auslösend. Die Norddeutschen waren in dieser Phase zum Spielball der Thüringer geworden. Nick Heinemann steuerte den Gästekasten an, bekam von hinten einen Stoß durch Rostocks Griechen Vyron Papadopoulus und rauschte dadurch mit dem aus seinem Tor geeilten jungen Rostocker Keeper zusammen. Die Unparteiischen Brodbeck/Reich zückten den roten Karton. «Entsprechend des Regelwerkes geht das in Ordnung», erklärte Norbert Henke auf der anschließenden Pressekonferenz. Benjamin Trautvetter verwandelte den fälligen Strafwurf zum 21:10 (27.). Sekunden später steuerte der eingewechselte Philipp Lindner den Gästekasten an, wurde von Vyron Papadopoulus hart attackiert, versenkte dennoch zum 22:10. Der Grieche war mit einer Zwei-Minuten-Strafe noch gut bedient. Die Rostocker sehnten die Pausensirene herbei, kassierten aber noch den 24. Gegentreffer durch Branimir Koloper auf Zuspiel von Tomas Sklenak.

Alle Eisenacher Feldspieler beim Trefferreigen dabei
Ungebremst von der Halbzeitpause kehrten die Eisenacher auf das Parkett zurück. Schon nach 26 Sekunden verwertete Benjamin Trautvetter ein Kaluzinski-Zuspiel zum 25:12. Eisenachs Rückraumroutinier stiefelte nach einem Lindner-Ballgewinn los und vollendete zum 27:13 (33.). Wenig später zog Adrian Wöhler auf und davon, markierte das 28:13 (34.). Damit waren frühzeitig «sämtliche Messen gelesen». Für die Gäste stand nur noch «Schadensbegrenzung» als Zielstellung. Riesenbeifall für Eisenachs Benjamin Trautvetter, der geradezu artistisch zum 32:18 (42.) einnetzte. ThSV-Coach Adalsteinn Eyolfson brachte sämtliche Wechselspieler. Alexander Schiffner, auf Linksaußen gekommen, vollendete zum 34:20 (45.). Roel Adams traf zum 36:22 (50.). Damit trugen sich alle Eisenacher Feldspieler in die Torschützenliste ein. Das ganz große Feuer war freilich raus. Souverän spulten die Eisenacher ihr Pensum herunter, agierten in der Deckung angesichts des klaren Torepolsters nicht mehr ganz so konzentriert, so dass die Rostocker ihre eigene Trefferausbeute noch aufstocken konnten. Vorbildlich die aus dem Norden angereisten Fans, die trotz des klaren Rückstandes ihre Mannschaft bis zur letzten Minute anfeuerten, jede gelungene Aktion, jeden Treffer ihrer Mannschaft honorierten; dazu gehörten einige Spielzüge auf Linksaußen Jens Dethlof und einige erfolgreiche Aktionen von Florian Zemlin. «Die zweite Halbzeit konnten wir resultatsmäßig sogar ausgeglichen gestalten. Nicht zu übersehen,. Schlüsselpositionen werden von jungen unerfahrenen Spielern besetzt. Michal Bruna war zudem durch eine fiebrige Erkältung nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Wir werden weiter kämpfen», erklärte Empor-Trainer Norbert Henke. Jetzt hängt aber erst einmal die rote Laterne der Liga bei seinen Schützlingen. Der THSV Eisenach atmete kräftig durch und geht die anstehenden Aufgaben jetzt wieder mit Optimismus an.

Trainerstimmen
Norbert Henke (HC Empor Rostock):
Gegenüber den Begegnungen gegen Minden und Neuhausen war das ein klarer Rückschritt. Bei uns fehlte das Feuer dieser Spiele, wobei Wirkung und Gegenwirkung nicht außer Acht gelassen werden darf. Der ThSV Eisenach bot eine sehr starke Leistung.
Wir sind gut in die Partie gestartet, haben Eisenachs Tomas Sklenak aus dem Spiel genommen. Dann werfen wir durch technische Fehler sechs Bälle weg, verlieren die Geduld, laden Eisenach zum Kontern ein, das Drama begann. Wir wussten, agieren wir in der Abwehr nicht aggressiv, gibt es in Eisenach nichts zu holen. Die rote Karte gegen unseren Torhüter war dem Regelwerk entsprechend. Von der körperlichen Robustheit gehört der ThSV Eisenach sicherlich zu den stärksten Teams der Liga. Zu sehen, auf Schlüsselpositionen ist meine Mannschaft einfach zu jung und unerfahren. Frühzeitig senkten sich die Köpfe. Michal Bruna war durch Fieber nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, das war nicht zu übersehen. Vom Ergebnis her konnten wir die zweite Halbzeit ausgeglichen gestalten. In der Mannschaft steckt dennoch viel Potential. Gabor Langhans zeigte das phasenweise. Wir werden daran arbeiten, uns zu stabilisieren. Wir werden weiter kämpfen.

Adalsteinn Eyjolfsson (ThSV Eisenach):
Wir waren nach den zuletzt gezeigten guten Auftritten vor den Rostockern gewarnt. Wir begannen hoch konzentriert, ließen uns durch einen 2-Tore-Rückstand nicht aus dem Rhythmus bringen. Mit unserer Abwehrarbeit provozierten wir bei den Gästen zahlreiche Fehler, konnten dadurch unsere Stärke, den Tempogegenstoß, ausspielen. Wir haben Rostock klar beherrscht. Ich habe auf die eingespielte Formation der Vorsaison und auch auf das in der Vorsaison erfolgreich praktizierte 6:0-Deckungssystem gesetzt. Wir werden unsere Neuzugänge gleichzeitig weiter integrieren. Mit diesem Sieg fiel eine große Last. Mit Selbstvertrauen wollen wir zu alter Qualität zurück. Wir spielen in einer sehr ausgeglichen Liga, in der stets Top-Niveau verlangt wird, um zu punkten. Und das wollen wir auch am Freitag in Hamm.

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Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (12/7), Sklenak (3), Wöhler (3), Miljak (1), Kaluzinski (6), Adams (2), Schiffner (1), Heinemann (4/1), Lilienfelds (4), Koloper (1), Lindner (4)

HC Empor Rostock: Schröder, Storbeck; Bruna (4), Gorniak (2), Dethloff (5), Langhans (5), Meschke (1), Gruszka (6/4), Papadopoulus (1), Wetzel, Sadewasser, Göde, Zemlin (5)

Siebenmeter: ThSV Eisenach 10/8; HC Empor Rostock 4/4

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 4 x 2 Min.; HC Empor Rostock 8 x 2 Min.

Schiedsrichter: Brodbeck/Reich

Zuschauer: 1450