Jürgen «Bongo» Beck feiert heute das halbe Jahrhundert

Einer, der ein gehöriges Stück Handballgeschichte in Eisenach mitgeschrieben hat, feiert am Donnerstag, 13.08.09, seinen 50. Geburtstag: Jürgen Beck, den alle Handballfreunde nur Bongo rufen.
Wahrscheinlich die Sternstunde seiner sportlichen Kariere erlebte Jürgen Beck im Alter von fast 38 Jahren. Er führte als Kapitän den ThSV Eisenach in der Saison 1996/97 in die 1. Handballbundesliga der Männer. Die Schützlinge von Rainer Osmann (heute DHB-Auswahltrainer Frauen) katapultierten sich mit einer atemberaubenden Serie von 53:1 Punkten in die Beletage des deutschen Handballs. Eine in sich gewachsene Mannschaft, um Titel Raduta, Jörn Schläger, Zdeno Vanek, Uwe Schreiber, Dietmar Aust und eben «Bongo» Beck auf dem Parkett sowie mit der Führungstroika Seidenzahl/Dröge/Osmann, eine riesige Akzeptanz in der Stadt Eisenach und im Umkreis genießend, sorgte für einen blau-weißen Freudentaumel unter der Wartburg, in ganz Thüringen. Sieben Jahre (bis 2004) trafen die weltbesten Handballer in den Reihen solcher Teams wie VfL Gummersbach oder THW Kiel auf den THSV Eisenach. Mit dem Aufstieg 1997 in das deutsche Handballoberhaus endete die Kariere des Rechtsaußen Jürgen Beck (ebenso wie die des Linksaußen Dietmar Aust). Jürgen Beck engagierte sich später ehrenamtlich im Aufsichtsrat der ThSV-Marketing GmbH, zeichnete sich hier federführend für die sportlichen Belange.

Geradezu eine Sensation: Ein BSG-Handballer wird in die Nationalmannschaft berufen!
Der im Sommer 1959 in Eisenach geborene Jürgen Beck wandte sich frühzeitig dem Sport zu. Die Leichtathletik hatte es dem Lockenkopf angetan. Er besuchte von 19973 bis 1976 die Sportschule des SC Turbine Erfurt, stand in einer Trainingsgruppe mit dem späteren erfolgreichen Bobpiloten Wolfgang Hoppe. Im Alter von 15 Jahren wurde Jürgen Beck DDR-Vizemeister im Zehnkampf. Wolfgang Hoppe zog es zum Wintersport nach Oberhof, Jürgen Beck in seine Heimatstadt Eisenach. Im Automobilwerk Eisenach (AWE) schloss er erfolgreich die Ausbildung zum Fahrzeugschlosser mit Abitur ab und blieb dort beruflich tätig. Erst im Alter von 17 Jahren widmete er sich intensiv dem kleinen runden Leder, dem Handball. Frieder Singwald, der Deutsche Meister im Feldhandball der DDR des Jahres 1958 mit Motor Eisenach, erkannte die Qualitäten des Jürgen Beck als Nachwuchstrainer in der Sektion Handball der BSG Motor. Rasant die handballerische Entwicklung, die ihn in die Mannschaft der Jugendoberliga und bereits 1977 in den Kader der Erstligamannschaft mit Hans-Joachim Ursinus als Trainer führte. Die Jahnsporthalle, die Trainings- und Wettkampfstätte der Handballer von Motor Eisenach, wurde das sportliche Zuhause. Jürgen Beck, der pfeilschnelle Flügelflitzer, entwickelte sich zu seinem Leistungsträger. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn zählt er den mehrfachen inoffiziellen Titel des Amateurmeisters der DDR, beste BSG-Mannschaft hinter den von der DDR-Staatsführung geförderten Sportclubs, sowie das zweifache Erreichen der Endrunde im damaligen FDGB-Pokal. In der kleinen Jahnsporthalle, in der sich mehrere hundert stimmgewaltige Zuschauer zu den Heimspielen wie Sardinen in einer Fischbüchse drängten, wurde den ungeliebten Sportclubs, vornehmlich des SC Dynamo Berlin und des ASK Vorwärts Frankfurt/Oder mächtig eingeheizt. Im Jahre 1985 wurde Jürgen Beck als einer von drei BSG-Sportlern (neben Holger Schneider aus Schwerin und Georg Rotenburger aus Aue) in den Kader der DDR-Nationalmannschaft berufen. Die Sensation im DDR-Handball! Erst Mitte der 80iger Jahre entstand die Sporthalle Katzenaue (Fassungsvermögen 1200 Zuschauer) die nach der politischen Wende den Namen des legendären Werner Aßmann erhielt und im Aufstiegsjahr 1997 um- und ausgebaut wurde (Fassungsvermögen 3140 Zuschauer).

«Osse» holte «Bongo» zurück
Mit der politischen Wende galt es für den Sport und die Sportler der ehemaligen DDR neue Wege zu beschreiten. Aus beruflichen Gründen zog es Jürgen Beck ins Hessische, nach Eschwege. Die Dienstleistungsfirma Russek & Burkhard bot ihm ein berufliches Sprungbrett, beim Aufbau einer Niederlassung der Firma in Thüringen. Als «Freundschaftsdienst» spielte Jürgen Beck mit seinen einstigen Eisenacher Gefährten Edmund Nositschka und Stefan Scheidt beim unterklassigen TSV Eschwege Handball. Im Jahr 1993 kehrte Jürgen Beck zu seinem Heimatverein, der inzwischen ThSV Eisenach hieß, zurück. Rainer Osmann, der kurz zuvor einem Hilferuf aus Eisenach folgte (der Sturz in die Drittklassigkeit drohte), seine Handball-Zelte im hessischen Obersuhl abbrach und die Traineraufgabe wieder übernahm, überzeugte auch Jürgen Beck von der Rückkehr zum Verein ihrer Herzen: «Osse» holte «Bongo» zurück. Jürgen Beck schaffte es, Beruf und Handball zu vereinbaren. Er kniete sich in beide Aufgaben. Die Firma Russek & Burkhard erkannte das Potential des ThSV Eisenach als Partner und engagiert sich seit vielen Jahren als Sponsor. Als es zu Beginn der Saison 1996/97 im Mannschaftsgefüge mächtig knisterte, sportlich von einem Fehlstart zu sprechen war, übernahm Jürgen Beck Verantwortung, streifte sich die Kapitänsbinde über und führte das Team in die 1. Handballbundesliga.

So viele Jahre mit dem Eisenacher Handball als Aktiver verknüpft, engagierte sich Jürgen Beck fortan ehrenamtlich um Umfeld. Kurzzeitig kehrte er nochmals ins Rampenlicht zurück, sprang als Interimscoach ein, bevor Olympiasieger Peter Rost auf dem Trainerstuhl des ThSV Eisenach Platz nahm.
Mit der Traditionsmannschaft des ThSV/Motor Eisenach ist Jürgen Beck, gemeinsam mit den Asssen von einst wie Rainer Osmann, «Dubse» Dubiel, «Flocke» Henkel, Dirk Schnell, Uwe Schreiber, Uwe Seidel und anderen bei vielerlei sportlichen Anlässen auf dem Handballparkett oder grünen Rasen gern gesehene Gast, öffnen ihre nach wie vor prall gefüllte Trickkiste.

Aktuell: Jürgen Beck unterstützt den neuen sportlichen Leiter
Karsten Wöhler, praktisch einer der Nachfolger Jürgen Beck`s im Kapitänsamt, ist im Sommer vom Parkett in die Marketing GmbH gewechselt, fungiert als sportlicher Leiter im Zweitligabereich des ThSV Eisenach. «Ihm will ich mit meinem reichen Erfahrungsschatz zur Seite stehen», sieht Jürgen Beck seine aktuelle Aufgabe: «Bongo» unterstützt «KaWö». Im Blickfeld beider: Die Qualifikation zur eingleisigen zweiten Profiliga in der Saison 10/11. «Das ist gleichzusetzen mit einem Aufstieg», unterstreichen Jürgen Beck und Karsten Wöhler.

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